Auf der Suche nach…

Folge 5: … verlorenen Schätzen

Das Foto zeigt Fossilien auf dem Boden
Sie schlummern in den Böden, vergessen, vergraben und verheißungsvoll. Die Geschichte unserer Region ist so vielseitig: Sie reicht von Fossilienfunden bis zum Westwall. Sie lassen die Geschichte wieder lebendig werden.

Pinsel, feine Spatel und kleine Schüppen. Sylvia Günther vom Amt für Bodendenkmalpflege des Landesverband Rheinlands hat für Ausgrabungen besonderes Equipment. „Man kann halt nicht mit dem Spaten einfach wahllos in den Boden stechen!“, sagt sie. Doch ganz so vorsichtig muss ihr heutiges Archäologieteam auch nicht sein. Denn Günthers betreut nicht die Erstausgrabung, sondern ein extra Programm für Kinder und Schulklassen. „Der erste Fund ist natürlich immer ein richtiges Highlight.“ Günther fährt mit einem Spatel durch eine Kiste mit Sand. Hier hat sie vorab Scherben aus dem Mittelalter und der Römerzeit vergraben. „Von denen finden wir Unmengen in der Eifel“, sagt sie.

Das Foto zeigt eine Frau vor mit Sand gefüllten Kästen
In Nettersheim hingegen lassen sich eher andere Dinge finden. Dinge aus einer Zeit vor 380 Millionen Jahren. Damals in der Devonzeit lag Nettersheim südlich des Äquators und war keine hügelige Landschaft mit Wiesen und Feldern; nein, Nettersheim lag mitten in einem flachen, warmen Meer. Versteinerte Korallen, Meeresschneckenfossilien und allerlei Überreste anderer Meeresbewohner kann man heute noch auf dem Fossilienacker finden. Für Schulausflüge ist der Acker deshalb zu einem richtigen Eldorado geworden. Aber auch die Archäologin Ulrike Müssemeier kann sich nie davon abhalten, selbst ein paar der Urschätze mitzunehmen. Ich bin immer wieder beeindruckt von dem Reichtum der Funde in der Eifel“, sagt sie. Kaum eine Region in Deutschland sei historisch gesehen so vielseitig. Genau deshalb hat Müssemeier auch in diesem Jahr die Organisation der Eifler Archäologietour übernommen. Die Tour feiert dieses Jahr zehnjähriges Jubiläum und reicht von Fossilien bis hin zum Westwall und den Denkmälern der Nazivergangenheit.
Das Foto zeigt zwei Frauen vor einem Gebäude

Und manchmal da gibt es auch in der Eifel noch die wahren Überraschungsfunde wie vor zwei Jahren in Zülpich-Bürvenich. „Ich sollte der Kirche eigentlich nur eine Fassadenerneuerung verpassen“, sagt Max Ernst. Der Architekt ist nicht nur spezialisiert auf historische Bausanierung, sondern auch verwandt mit dem Künstler Max Ernst. „Zunächst war der Auftrag Routine, aber dann stellten wir fest, dass der ganze Putz abmusste“, erzählt Ernst. Zum Vorschein kam ein uraltes Gemäuer, das Zeichen von unterschiedlichsten Bauphasen trug. „Ich war damals unglaublich ehrfürchtig und stolz so einen historischen Fund direkt vor meiner Haustüre gemacht zu haben“, sagt Ernst heute. Unteranderem konnten Archäologen und Historiker herausfinden, dass sich in dem Gemäuer ein normannisches Haus verbirgt und sogar riesige Bogenfenster die Kirche einst schmückten. Über zwei Jahre hat er die Kirche saniert. Heute trägt sie zwar wieder einen ockerfarbenen Putz, „aber nur, damit das alte Gemäuer darunter erhalten werden kann.“
Das Foto zeigt einen lächelnden MannArchitekt Max Ernst vor der neuen Fassade.
Dokumentiert und gesichert sind schon einige archäologische Funde unserer Region. Und dennoch: die Eifel verbirgt noch viele Schätze in ihren Böden, versteckt die Geheimnisse unter alten Fassaden und legt manchmal bei Lust und Laune einen Acker voller Geschichten aus der Vorzeit frei. Wer genau hinsieht, bemerkt sie; die einst verloren Dinge, die auffordernd rufen: „Finde mich!“

Mehr von Marie Ludwig