Das Foto zeigt eine Frau bei der Arbeit an einem Papierstapel

Hier wird noch von Hand gefertigt

Je emotionaler der Anlass, desto mehr Wert legt man bei der Übermittlung einer Botschaft auf die Form. Trauerkarten und Trauerpapiere sollen ein edles Papier mit einer angenehmen Haptik haben. Nicht nur ein Todesfall, auch eine Hochzeit, eine Geburt oder ein Jubiläum können solche Anlässe sein. Die MAY+SPIES GMBH in Düren fertigt eine Vielfalt solcher Feinpapiere mit den passenden edlen Umschlägen. Die Trauerpapiere werden hier sogar noch in Handarbeit hergestellt.

Selten hört man, dass der Mensch fehlerfreier arbeitet als Maschinen. Basiert im Grunde doch die gesamte Industrialisierung darauf, die Ermüdung und die Fehler des Menschen aus dem Produktionsprozess zu tilgen. Im Fall der Trauerpapiere und des Berufs der Trauerränderin ist überraschenderweise das Gegenteil der Fall. „Als ich hier frisch von der Uni anfing, hatte ich den Kopf voller neuer Ideen. Ich überzeugte meinen Vater, der damals das Familienunternehmen leitete, eine Maschine konstruieren zu lassen, die die Handränderung ersetzen sollte“, erzählt Dr. Heinrich Spies, Geschäftsführer der MAY+SPIES GMBH. „Es hat ganze zwei Jahre gedauert, bis die Maschine zum Einsatz kam. Wir konnten damit einen wunderschönen Rand drucken. Jedoch flatterte das Papier immer ganz leicht. Bei der Produktion vieler Umschläge oder Karten auf der Fläche wurde der Streifen dadurch schief aufgetragen. Zwei Jahre lang versuchten wir, das Problem zu beheben. Danach verschrotteten wir die Maschine wieder.“ Das Problem sei, dass Maschinen immer eine Toleranz haben. Wenn sich diese aufaddiere, störe sie den Produktionsprozess. „Interessanterweise hat die Handfertigung fast keine Toleranz“, stellt Dr. Heinrich Spies fest. Es dauere ungefähr zwei Jahre, bis die Damen den Anlernberuf der Trauerränderin erlernt haben. Danach würde die Handarbeit in einer vernünftigen Relation aus Geschwindigkeit, Qualität und Ausstoß stehen. Bisher haben den Beruf nur Frauen erlernt, weil sie das notwendige Geschick dafür mitbringen. Männer offenbar nicht.

Mehr von Harald Gerhäusser