Das Foto zeigt eine Menschenmenge auf einer Wiese vor einer Bühne

Mehr Konzerte à la Max Herre im Kurpark, bitte!

Als ich vor ein paar Monaten die ersten Plakate der Kurpark Classix sah, war ich wie aus dem Häuschen. Max Herre in Aachen! Das ist doch mal was. Nicht, dass ich ein riesiger Fan bin. Mit Ach und Krach krieg ich die Textzeilen von „Anna“ zusammen, zu einigen Freundeskreis-Liedern kann ich auch leise mitsingen. Nein, ein wirklicher Fan bin ich nicht. Aber es ist schließlich Max Herre, der außerdem in Aachen sein MTV unplugged Konzert spielen würde. Und noch dazu sollte er bei den Kurpark Classix auftreten. Und von denen hatte ich bisher nur Gutes gehört. Denn da stimmt so ziemlich alles, die Location ist einfach ideal: Wir fielen gar nicht weiter auf, als wir unter den riesigen Bäumen und den tiefhängenden Ästen unser Lager aufschlugen – denn wir dachten, wir wären mit unseren Campingstühlen und Taschen voll Kissen und Decken schon etwas übertrieben. Aber weit gefehlt: Von einer einfachen Picknickdecke bis hin zu Tischen mit weißen Tüchern, Kerzenständern und Champagner sah man so ziemlich alles. Mein Baguette konnte ich trotzdem ganz ohne Neid genießen. Schließlich war ich von dem Flair im Park so begeistert, dass ich mich fragte, warum ich bisher nicht da war. Als ich dann nach dem Konzert in’s Archiv der Veranstaltung schaute und mir das „Line-Up“ der vergangenen Jahre anschaute, wurde es mir relativ klar: Bisher schien ich einfach nicht Teil der Zielgruppe zu sein.

Die Kurpark Classix gibt es jetzt schon seit dem Jahr 2007. Von Anfang an dabei war die „Night at the opera“ in diversen Variationen. Das könnte sicherlich ganz nett sein, aber nicht ganz mein Geschmack. Irgendwann kam dann die Reihe mit „Malte Arkona“ dazu – Klassik für Kinder. Also auch nicht so richtig für mich. Und dann gab es immer wieder große Namen wie Joe Cocker oder Chris de Burgh, die auch nicht speziell meinetwegen ausgesucht wurden.

Irgendwann scheint man sich dann gefragt zu haben, wo eigentlich die jüngeren Leute bleiben. Die wollte man erreichen, ohne sich zu sehr von der Klassik wegzubewegen. Zaghaft tastete man sich an ein jüngeres Publikum, machte erste Versuche mit Annette Louisan (im Jahr 2012) und Sarah Connor (2013). In diesem Fall kann ich nur für mich und mein Umfeld sprechen: Annette Louisan war noch eine nette Idee, Sarah Connor als Programmpunkt wurde allerdings ziemlich belächelt.

Aber ich war ja nicht bei diesen Konzerten, kann mir letztendlich auch kein Urteil erlauben. Das kann ich aber über Max Herre. Ihn auf die Bühne zu holen, könnte die überfällige Verjüngungskur der Kurpark Classix gewesen sein. Denn die Besucher kamen und blieben – trotz der sturzbachartigen Regenschauer. Sie feierten nicht nur Max, sondern auch die Tatsache, dass in Aachen einer der größeren Künstler auftritt, die man sonst nur in anderen Städten oder auf Festivals erleben kann.

Natürlich passt nicht jeder Künstler mit seinem Programm in die Kurpark Classix Konzertreihe. Die soll auch weiter mit ihrer hohen Qualität und einem klaren Stil ihren Fans treu bleiben. Wer aber am Samstag nur ein wenig die Augen geöffnet hat, sah, dass es in Aachen eine riesige Zielgruppe gibt, die geradezu nach solchen Konzerten lechzt. Genau wie das Publikum der „Night at the Opera“ lechzen sie danach, im Sommer ihre Decke auf der Wiese auszubreiten, unter den Bäumen zu picknicken und dabei gute Musik zu genießen. Nur brauchen sie vielleicht eine eigene, passende Veranstaltungsreihe. Und genau dafür war das Konzert mit Max Herre ein möglicher Startschuss.

Mehr von Ines Kubat