Fahrrad- und Joggerweg zum Grugapark in Essen. ©mhu

16:17 Uhr, Essen Grugapark

Auf der Treppe zur Orangerie sitzt eine Frau. Sie hat eine große Tasche und die hat sie zwischen den Beinen. Ihr Haar ist windgestärkt, ihre Haltung rund. Sie sitzt gegenüber einem Pfad, der zur Virchowstraße führt. Rechts davon in Richtung Congress Hotel sind Sportfelder angelegt, ganz außen wirft ein Mann sehr kleinen Kindern Fußbälle zu. Die Kinder stecken in sehr kleinen Vereinstrikots, tragen sehr kleine Fußballschuhe und kicken fleißig, ihre Beine dabei akkurat gestreckt. Aus ihren Bewegungen ergibt sich ein Gleichklang: Das Kinn kippt auf die Brust, der Bauch wird zur Kugel. Wenn Bein und Ball sich getroffen haben, jubeln sie. Auch die Frau auf der Treppe zum Grugapark hebt ihr linkes Bein. Sie schlägt auf den nackten Unterschenkel, sie flucht. Zwei Jogger, die erst konzentriert die roten Schranken des grünen Pfades vor dem Park nacheinander passieren, schauen die Frau an, dann sich, dann sind sie weg. Es folgen Fahrradfahrer, Spaziergänger, eine Frau mit Kind. Sie steuern auf den Eingang der Orangerie zu. Die Frau auf der Treppe kramt jetzt hektisch in ihrer Tasche. Sie zieht einen Haufen kleiner Zettel hervor, ruft: „Das wird euch was kosten!“ Ein Mann, der von der Virchowstraße kommend auf die Schranken zugeht, schaut von seinem Smartphone auf, die Stirn in Falten gelegt. Ihm war, als hätte er etwas gehört. 16:29 Uhr



>Auf dem Weg zum Grugapark<

Grüner Pfad Richtung Grugapark. ©mhu
Grüner Pfad Richtung Grugapark, Eingang Orangerie. ©mhu
Der Grugapark wurde 1927 als botanischer Garten angelegt und ist Tier-, Sport-, Spiel-, Konzert-, Lehr-, Natur-, Kunst- und Grillpark in einem. Das kostet natürlich etwas. Eintrittspreise, Veranstaltungshinweise und vieles mehr sind auf der Webseite des Grugaparks zu finden. Das Nahrerholungsgebiet ist zentral im Süden von Essen gelegen, der Pfad vorbei an Congress Hotel und Orangerie ist beliebte Anwohner-Jogging-Strecke. Wenn man der Virchowstraße folgt, findet man sich im Haumannhofviertel wieder. Dort gibt es Villen, prachtvolle Reihenhäuser, einen Gemeinschaftsgarten und eine Liegewiese. Zum Zeitpunkt meines Besuchs wurden auf einem Zettel an einem Baum vor dem Gemeinschaftsgarten nächtliche Ernte-Diebstähle beklagt.

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