Caros Lädchen

„Kitsch!“ schreien die geblümten Telleruhren von der einen Seite.
„Selber Kitsch!“, schreien die Weihnachtskarten zurück, die immer noch auf dem Thresen liegen – Glitzerkleber und goldene Sterne machten aus der Schwarzwaldpostkarten-Idylle kurzerhand festliche Weihnachtsmotive zum Verschicken.
Kitsch ist in Caros Lädchen aber keineswegs eine Beleidigung sondern liebevolle Schmeichelei und ein selbstbewusstes Statement.
Seit August vergangenen Jahres ist die Namensgeberin Caro Conrad mit ihrem Geschäft in der Bismarkstraße. Ob sie selbst hinterm Thresen steht, sehen Passanten sofort am knallroten Fahrrad, das vor ihrem Laden geparkt ist, und von vielen Kunden schon mal für Deko gehalten wird.
Beim Stöbern im vollbepackten Räumchen muss man aufpassen, nichts aus Versehen von den Regalen zu fegen.
Geschirr, Retrobrillen, Taschen, Accesssoires, Papierwerk und vieles mehr liegt verkaufsbereit in den Regalen – viele dieser Sachen kauft Caro von anderen Designern ein.
Den besonderen Charme des Lädchens machen aber die Eigenkreation der Uröcher Grafikdesignerin aus: Getreu des „Upcycling“-Trends verwendet sie alte Gebrauchsgegenstände und entwickelt aus ihnen neue Produkte: So wird Omas Kaffeekanne zum Lampenschirm. Postkarten von Plattenbauten-Hotels der 50er Jahre mit orange-gelben Alterserscheinungen bringt sie auf Holzrahmen zum Aufhängen ganz neu zur Geltung.
Gottseidank muss man nicht immer warten, bis der Retrolook von selbst eintritt: Entsprechende Filter legt sie nämlich auch über Bildmotive, die sie als Aachen-Postkarten verkauft. Ungewöhnliche Blickwinkel zeigen ihre schräge Zuneigung zur Kaiserstadt. Vielleicht schreibt sie deshalb versöhnlich auf die Karten „Ich liebe Aachen“.
Wenn Ihr im Frankenberger Viertel unterwegs seid, schaut einfach mal rein – am Besten, wenn das rote Fahrrad vor der Tür steht.

https://www.caros-laedchen.de/

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