Das Foto zeigt Playmobil Indianer in einer Landschaft aus Papierhügeln

Sag es mit Papier

Folge 7: Zwischen Kunst und Tradition

Das Foto zeigt den Innenhof eines Schlosses

Keine Schreibtische voll mit losen Zetteln, keine Klausurbögen, die in Einzelarbeit gestempelt werden müssen, kein Passierschein-A38 mehr beim Amt – wäre es nicht schön, ein Leben ohne Papier? Doch mal ehrlich, hätten brillante Theorien der Mathematik oder Literaturklassiker ohne ihre Verschriftlichung überhaupt entstehen können? In der Region gibt es eine Stadt, die dies energisch vertreten würde: Düren! Die Hochburg des Papiers feiert dieses Jahr 30-jähriges Bestehen der IAPMA.

Die IAPMA – International Association of Hand Papermakers and Paper Artists – ist die größte Organisation für Papierkünstler weltweit. Sie wurde 1986 in Düren gegründet und setzt sich für den Dialog zwischen den Papierkünstlern ein. Insgesamt sind rund 460 Künstler aus rund 35 verschiedenen Ländern in der Vereinigung vertreten.
Vor dem zweiten Weltkrieg sind in Düren rund 50 verschiedene Papierbetriebe ansässig gewesen. Heute sind es zwar nur noch rund zehn Betriebe, aber Düren gilt durchaus noch als ein Zentrum der Papierherstellung in Deutschland. Und auch die Bürger setzen noch sich für das Schrift- und Werkstück ein. Einer von ihnen ist Pit Goertz. Der gelernte Bildhauer hat sich schon in seinem Grundstudium mit Papiertechnik auseinandergesetzt und ist seitdem dem Papier und vor allem der Kunst mit dem Werkstoff verfallen.

Das Foto zeigt einen Älteren Herrn mit Kunstwerken aus Papier

„Ich habe vom damaligen Kulturdezernenten den Schlüssel für die Burganlage bekommen und er sagte zu mir: Mach was draus!“ Das war 1988. Und seitdem hat Goertz sein bestes Gegeben. Mit Geldern der Stadt und Spenden hat er Burgau Stück für Stück restauriert und wiederbelebt. Heutzutage finden rund 180 Veranstaltungen im Jahr vor Ort statt. Ob Trauungen, Theaterspiele oder Ausstellung – Schloss Burgau soll Raum für Leben, Kunst und Kultur bieten, findet Goertz.

Ein Projekt, das ihm besonders am Herzen liegt, ist die Ausstellung „Geheimis Papier“. „Das Papier ist einfach eine Tradition für Düren!“, sagt er. „Ich möchte, dass diese nicht verloren geht.“ Mit der Ausstellung, die in diesem Jahr vom 9. Oktober bis zum 13. November 2016 auf Schloss Burgau stattfindet und dem 3. Papiertheatertreffen, möchte Goertz deshalb ein Zeichen für die Papiertradition der Region setzen. „In der Ausstellung wird Papierkunst von regionalen und euregionalen Künstlern gezeigt“, sagt Goertz. Zum Abschluss der Ausstellung findet dann am 13. November das Papiertheatertreffen statt.

Auch er hat einen Beitrag für die Ausstellung: „Ich habe seit dem 1. Januar daran gearbeitet.“ Goertz öffnet einen alten Eichenschrank in seinem Büro auf Schloss Burgau; stellt einen Stapel Pappmasche-Teller auf den Tisch, bückt sich wieder, stellt noch einen Stapel Pappmasche-Teller auf den Tisch, bückt sich wieder… 80 Stück hat er insgesamt gemacht. Aus Kleister, Zeitungsausschnitten, Zeitschriften und Werbebroschüren. Mal ziert der Papst, mal ein Politiker oder das Gemüseangebot vom Supermarkt, die Mitte seiner 80 Werke.

Das Foto zeigt Pappmasche Teller mit Bildern aus Zeitungen

Verwirrend, vieldeutig und vermischt – Goertz mag das. „Auch bei der Ausstellung zur visuellen Poesie, die ab September durch die Region ziehen wird, erlebt man diese Vielschichtigkeit“, sagt der Künstler. Er wird am 2. September die Eröffnungsrede der Ausstellung an der VHS in Aachen halten.

 

 


Veranstaltungshinweis: Visuelle Poesie

Bild zeigt ein Plakat zur Veranstaltung VISPO AHOY

Ob Poesie, Schrift oder Kunst – Goertz findet, dass aus jedem Stückchen Papier etwas Neues entstehen kann: „Altpapier? Kenn ich nicht!“ Den Zettelkram vom Schreibtisch und selbst den Passierschein A38 vom Amt verarbeitet er einfach. Er macht daraus Kunst!

Mehr von Marie Ludwig