In den Gärten

Achherrje, jetzt wird es schon so herbstlich. Ich gewann letzten Monat noch sehr viel Sonnenbrand bei der Bewanderung der Gärten Bielefelds. Es gibt da einige Schönheiten zu bestaunen. Der japanische Zen-Garten ist zwar fußläufig ziemlich außerhalb gelegen, besticht allerdings durch seine kuriose Geschichte eine Helikopters, der dort am 14.09.1993 mit dem Kaiser und der Kaiserin von Japan zu einem Staatsbesuch am Rande des Teutoburger Waldes landete.

Bielefeld beheimatet zugleich einen der wunderschönsten botanischen Gärten, die ich jemals gesehen habe. Er ist rund um die Uhr geöffnet, liegt erster Erscheinung nach ziemlich direkt an einem Wohngebiet, dessen Dächer bald im Grün versinken, verlangt nur den Eintritt neugieriger Füße und schmiegt sich an einen ganz anderen Waldsaum des Teutos. Ich stromerte den ganzen Tag durch wundersame Gewächse und erbaute mich an den aus dem Latein übertragenen Pflanzennamen.

Das kleine Mosaik ist aus auf der Straße aufgelesenen Blüten gebastelt.

 

 

In den Gärten

Am Rande des Teutoburger Waldes
entspringt eine Exotik in Flora
mit durch blätterverschachtelten Baumkronenperspektiven
auf Dacharkaden der Ziegelsteinschindeln
benachbarter Nutznießer und Gönner einer reichen Botanik.
Sie laden ein hier zu verweilen.
Nachts tobt im botanischen Garten
eine Schau der Namen und Klassen,
wie in einer wahren Gesellschaftshierarchie,
könnte man fast sagen:.

Rhododendron erkennt man zu leicht,
vielleicht auch eine Pelargonie
Edelweiß oder einen Ginko,
denn sie tragen nur Anzug von der Stange
und sind in jedem besseren Blumenladen zu finden.
Doch kaum mag ein wolffilziges Habichtskraut
einer Lichtnelke ein Begriff sein,
vielleicht ein Stachelnüsschen,
das sich unter einer Fetthenne duckt,
eine Edeldistel gibt sich nur
mit einem kanadischen Windröschen ab,
nicht mit solchen Pechnelken,
wie einem Quirl-Zehnfuß,
denn Krätzkraut und Augenwurz
sind keine Prachtscharten.
Hier mag sich noch eine Kuhschelle
mit einer Tigerglocke grüßen,
aber in den oberen Etagen,
steht ein Nickender Lauch im Anzug
bedient eine Freilandgloxinie
und eine etwas zu aufgetorkelte Forellenlilie,
die nach dem Athos-Steinbrech
bedeutungsvolle Blicke wirft und am Tau nippt.
Kaukasus Kugelblume, Flauschkraut und Laugenblume
sind etwas pikiert, fehl am Platz
und entwurzeln sich ihrer Erwartungen.
Der Würgebaum steht stets allein im Wald.
Ein später Besucher stromert vorbei und denkt sich:
„Ha! Da steht eine Tanne, die kenn‘ ich!“
Kapfuchsie streckt ihm die Zunge raus.

 

 

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Minnesang und Flötenmelodey

Neulich hatte ich die Gelegenheit dem Sparrenburgfest beizuwohnen. Es ist schon wirklich bewundernswert mit welch stoischer Ruhe Handwerker, Händler, Bogenschützen, Schwertkämpfer, Gaukler oder gar nur passionierte Mittelalterfans es vermögen, ihre Rolle beizubehalten und bei fast 30°C in Lederkluft, Kettenhemd, Wams oder Zaubermantel zu verharren. Auch, wenn viel von solchen Märkten natürlich nur Show ist, hatte es wirklich Unterhaltungscharakter und es war ein äußerst bunter, fröhlicher und trubeliger Aufenthalt dort. Ein schöner Eindruck von einer lebendigen Sparrenburg.

Eine Mini-Sparrenburg:

 

Sparrenburgfest

 

Neben mir sitzt Merlin,
im Zauberumhang,
auf der Parkbank.

Jubel, der kleine Robert wurde gefunden!
Bei den Rittern, woanders denn sonst?!
Oh Gott sei Dank.

Kletterwände am Schloss zeichnen Gelegenheiten aus,
zu schnacken und zu fabulieren
irritieren mich manchmal auch
gut bekinderwagte Eltern;
ich würde gerne mit meinen Abenteuerfreunden,
an den Mauern klettern und jubilieren,
doch als erwachsene Person,
darf man das nicht so einfach.

Gut geölte Kinderwagenräder kurbeln sich
um mich weiter wie Zeiträder;
ich betrachte währenddessen
gerne die Wolken,
die über uns herziehen,
denn wir sind nicht gewandet in Kettenrüstung,
nicht verbandelt mit passender Kluft;
wie Atmsphärentiere
die zwischendurch reflektieren,
was getan werden muss,
so schweben sie über uns,
sehen auf uns herab,
bedenken unsere Kleinweltlichkeit.
oder das, was davon noch bleibt…

Eine Burg,
die definitiv an diesem Tag
schon viele Szenarien gesehen hat.

Ein Monument, eine Reise in eine Nebenwirklichkeit,
voller Flötenmelodey und Kunsthandwerk,
gepaart mit Saiteinklängen einer metgeträuften Lustigkeit.

Grandiose Menschen verdingen sich in Einigkeit;
eine Burg wiederzuerschaffen im Gedankengut der Menschen.

Ein paar Kinder laufen aus dem Märchenzelt,
ein Erwachsener beginnt zu denken.

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