Ein bisschen Mut, bitte!

Kronenburg, Du feine Perle der Eifel. Ich wünschte, Du wärest etwas mutiger.

Deine Kunst- und Kulturtage gab es im September schon zum 19. Mal. Vielleicht bist Du mit den Jahren ein wenig zu sehr in Routine gekommen?

Es war viel los in Deinen Straßen. Du hattest Häuser für Besucher geöffnet und überall gab es etwas anderes zu entdecken. Das Kommen und Gehen der vielen Gäste war schön anzusehen. Manche schlenderten herum, andere gönnten sich eine Auszeit in Deinem schmucken Café.

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Kultur, ja! Aber bitte schnell und abwechslungsreich…

Am einem Samstagabend von Aachen zur Euskirchener Kulturnacht zu fahren – da hatte ich zugegeben gemischte Gefühle. Denn wenn man mehr als eine Stunde im Auto sitzt, dann hofft man einfach auf ein gutes Programm. Und wenn eine Karte an der Abendkasse 18 Euro kostet – dann steigt die Erwartung noch ein bisschen weiter.

Wir kamen kurz nach Beginn der Kulturnacht am Stadtmuseum an. Alle anderen schienen schon längst auf den Beinen zu sein, und nicht wie wir irgendwann einzutrudeln. Die Kulturnacht ist offenbar so bekannt und beliebt, dass schon um halb 8 Uhr die Besucher an den Spielstätten auf die nächste Vorstellung warteten oder noch kurz zu einer anderen Location eilten, um dort noch vor Beginn des Programms hinein zu huschen.

Wir ließen es etwas langsamer angehen und blätterten erst mal durch das Programmheftchen. Und das sah schon mal vielversprechend aus: an 16 Spielstätten gab es insgesamt 29 Programmpunkte. Darunter ganz viel Musik, Kleinkunst und jede Menge Comedy.

Alles zu sehen war absolut unmöglich innerhalb der fünf Stunden! Aber damit die Besucher so viel wie möglich erleben können, dauert jeder Programmpunkt genau 20 min. Und das ist ziemlich angenehm, wenn man eine Darbietung weniger spannend findet. Aber das ist auch ziemlich schade, wenn man begeistert ist und gerne mehr sehen würde. Insgesamt aber war ich von Prinzip der kurzen Vorführungen und dem stetigen Wechsel der Spielstätten absolut begeistert. Schließlich passt es hervorragend zu einem Verlangen unserer Zeit: Kulturkonsum muss schnell und sehr abwechslungsreich sein.

Wir reduzierten unser persönliches Abendprogramm auf drei verschiedene Vorstellungen: Die erste war, ich gebe es zu, meine Idee: Eine Lichtshow, bei der Leuchtstäbe wie zur rhythmischen Sportgymnastik geschwungen wurden. Das Publikum war begeistert von den Effekten. Wir waren eher begeistert von der Musikauswahl.

Dann freuten wir uns schon auf „Black Gospel“ in der Kirche. So stand es im Heftchen. Hätten wir das gründlicher gelesen, wäre uns eine kleine Überraschung erspart geblieben. Denn wir hatten mit einem großen Chor gerechnet, der bekannte Lieder wie „Oh when the saints“, oder „Nobody Knows“ schmettert. Solche Lieder wurde tatsächlich performt. Allerdings bestand der Chor aus einem Sänger, der von einem Trompetenspieler und einer Organistin begleitet wurde. Sie spielten und sangen ziemlich gut. Allerdings hätte ich mir ein wenig mehr Power gewünscht. Das hätte vielleicht aus das Publikum zum Klatschen, Fingerschippen oder zumindest zum Mitwippen animiert. Aber Fehlanzeige in Euskirchen. Wir waren ja auch schließlich in einer Kirche und da gilt offenbar noch immer das deutsche Steifheits-Gebot.

Zuletzt lauschten wir in der Jugendvilla dem Kabarettisten Olaf Bossi bei einem Auszug aus seinem Programm „Glücklich wie ein Klaus“. Bitterböse und feinsinnig sang er von Nahrungsmittel-Spekulationen der Banker, dem Organ-Verschachern von klammen Patienten oder auch schlichtweg vom Leben mit einem Nachbarn, der nicht nur Klaus heißt, sondern auch noch samstags seinen Rasen mäht und den Wagen poliert.

Insgesamt hat uns Euskirchen einen wirklich unterhaltsamen Abend geboten. Mir machte es vor allem Spaß, so viele Leute auf den Straßen zu sehen, die alle –hungrig nach Kultur – von einer Spielstätte zur nächsten eilten und dabei mit Fremden über das Programm ins Gespräch kamen. Dafür lohnen sich die 18 Euro. Und dafür lohnte sich auch der Weg an einem Samstagabend von Aachen nach Euskirchen.

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Wie Mechernich zu ungeahntem Ruhm kam

Lieblingsessen, Lieblingstier, Lieblingsfarbe – ok, all das gibt es. Aber einen Lieblingsheiligen? Bis ich in Mechernich war, wusste nicht mal, dass man so etwas haben kann. Die Mutter vom Schweizer Star-Architekten Peter Zumthor jedenfalls hatte einen. Und zwar den Heiligen Nikolaus von der Flüe. Kurz: Bruder Klaus, Schutzpatron der Landjugendbewegung. Und es war vermutlich gerade dieser Zufall, dass Zumthors Mutter Bruder Klaus so mochte, der dem Ehepaar Trudel und Hermann-Josef Scheidtweiler aus Mechernich in Euskirchen zu großer Bekanntheit verhalf. Die Landwirte haben ihren großen Hof mitten im ländlichen Idyll: Wiesen, Wald und Felder säumen ihr Grundstück. Und genau dort wollten sie eine Kapelle zu Ehren von Bruder Klaus errichten lassen. Am besten auf dem Hügel. Dort haben sie die Kapelle immer im Blick und auch aus der Ferne könnte man sie schon erblicken. Sie fragten den Architekten also geraderaus. Der zierte sich zunächst noch, kam aber nach einigem Hin und Her der Bitte tatsächlich nach. Sogar auf sein Honorar verzichtete er.

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Die Autobahnkirche der Römer

Wenn ich nicht wüsste, worum es sich handelt, würde ich die Situation ungefähr so beschreiben: Eine Gruppe Erwachsener steht auf staubigem Boden und glotzt in ein kleines Loch – sie sind begeistert von dem Loch, loben eine Frau für die Entdeckung.

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Mehr als das Präfix haben die Ausstellungen nicht gemein

Schon oft habe ich von Vogelsang gehört, niemand wusste aber so ganz genau, was man dort sehen kann. Das Einzige, was ich jedes Mal hörte: „Das ist irgendein Ort der Nazis“. Mein erster Besuch war also für stadt.land.text und an einem der verregnetsten Sommertage diesen Jahres. Der Himmel wollte seit Tagen einfach keinen Hauch Sonne durchlassen. Aber gut, dachte ich mir, Vogelsang scheint ja auch kein ganz einfaches Thema zu sein. Und vielleicht gibt Regen dem Ort auch die passende Ernsthaftigkeit – zumindest eher als Sonne und Vogelgezwitscher.
Und tatsächlich – Zur Tristesse des Tages gesellte sich mit jedem Höhenmeter, den sich mein Auto abquälte, ein mulmiges Gefühl und die Frage, wie ich in dem Blog wohl mit diesem Ort umgehen sollte. Das wurde auch nicht besser, als ich am Eingang auf die breite Militärstraße einbog, die zu Vogelsang führte und an den ersten Gebäude vorbei führte. Ziemlich bedrückend, war mein einziger Gedanke.

Die Geschichte von Vogelsang kannte ich ein wenig von der vorherigen Recherche. „Irgendso’n Naziort“ war zumindest zum Teil richtig. Vogelsang wurde 1933 von den Nationalsozialisten errichtet: Natürlich – wie sie es häufig taten – auf einem Berg thronend. Natürlich mit einigen kriegsverherrlichenden Bauelementen. Natürlich mit einer Architektur, die ihrer wahnwitzigen Ideologie dienen sollte.
Ursprünglich war die Anlage als Ausbildungsort für den NSDAP Nachwuchs gedacht. Und so wurde sie auch bis zum Krieg genutzt – dann funktionierte man die Anlage kurzerhand zu Hitler-Jungen-Schulen um. 1945 besetzten zunächst die amerikanischen Alliierten das Gebiet, dann wurde es vom britischen und zuletzt für viele Jahre vom belgischen Militär genutzt. Unter anderem als NATO-Übungsplatz.

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