Agatha Christie’s Neid

Es ruckelt. Es ruckelt gewaltig, aber das darf es auch. Schließlich fahren wir nicht mit einem Hochgeschwindigkeitszug der Deutschen Bahn, sondern werden in gemütlichem Tempo von einer historischen Dampflok gezogen. Und die hat immerhin schon einige Jahre auf dem Buckel: Vor ein paar Tagen bin ich mit der Selfkantbahn durch den Kreis Heinsberg gefahren.

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Begas vs. Da Vinci

Donnernd schlug genau im Moment der Taufe im Jahr 1794 eine französische Kanonenkugel in das Wöchnerinnenzimmer ein. Die Mutter – so erzählen einige Anekdoten – habe das als Omen gesehen, dass ihr Kind einen besondern Weg gehen würde. Ganz unrecht hatte sie nicht. Denn ihr Sohn war Carl Joseph Begas. Der Name sagt euch nichts? So ging es mir auch. Dabei begründete er doch eine der bekanntesten Künstlerdynastien, wurde selbst zum königlich-preußischen Hofmaler, und darf heute noch in einer Reihe mit Künstlern wie Caspar David Friedrich genannt werden. Er und seine Nachfahren – brachten den Familiennamen durch Malerei und Bildhauerei vor allem im 18.-20. Jahrhundert in Deutschland und Teilen Europas zu großem Ansehen. Und wo schlug damals die bedeutende Kanone ein? In Heinsberg. Denn dort ist Carl Joseph geboren und aufgewachsen.

Das Museum
Seit März diesen Jahres ist das ehemalige Kreismuseum als Begas Haus wiedereröffnet. Allerdings mit anderer und sehr moderner Konzeption. Im Herzen Heinsbergs – im Haus Lennartz und dem bekannten Torbogen – feiert eine Dauerausstellung den bekanntesten Sohn der Stadt. Manche Heinsberger belächeln das Begas Haus noch etwas, erzählt die Leiterin des Museums, Rita Muellejans Dickmann: Die Begasse seien schließlich mit wachsenden Erfolg schnell aus Heinsberg in Richtung Berlin verzogen. Verwurzelt sind sie aber definitiv in Heinsberg, erklärt die Begas-Expertin. Und das wird auch in der Ausstellung sehr deutlich.

Nach dem Krieg habe der damalige Museumsleiter schon begonnen, viele Werke aus der Begas-Familie für das Museum zu gewinnen. Heute ist die Sammlung groß und reicht von frühen Werken des jungen Carl Joseph bis hin zu Denkmal-Skulpturen seiner Nachkommen. Vier Generationen Begas in einem Haus, das bedeutet auch, dass die Werke durch die unterschiedlichen Epochen wie Klassizismus, Biedermeier oder die Romantik führen.
Außerdem gibt’s im Begas-Haus auch noch ein wenig Regionalgeschichte zu sehen, zum Beispiel Münzfunde und Kirchenschätze. Besonders gespannt kann man schon jetzt auf den Ausstellungsraum sein, der wechselnde Kunstausstellugen beherbergen wird…Ich kann also einen Besuch nur empfehlen, schon allein wegen der Heinsberger Mona Lisa. Die kennt Ihr nicht? Dann lohnt es sich definitiv hinzugehen, und Begas mit Da Vinci zu vergleichen…

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