Krefeld (DE)

Ich habe mir das Paradies immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.“

Jorge Luis Borges, „Blindheit“ in Die letzte Reise des Odysseus, Übersetzung: Gisbert Haefs

Es kann doch nicht so schwer sein, ein Buch in einer Bibliothek zu finden, man muss nur Geduld haben und ein scharfes Auge. Es wäre so schön, das Buch zu finden! Und wenn Manuel nicht der Autor ist? Dann wäre es verschwendete Zeit, aber zumindest hätte ich mal Krefeld gesehen, nur, wo liegt Krefeld überhaupt? Die Gedanken überschlagen sich in meinem Kopf auf der Zugfahrt von Hamminkeln nach Düsseldorf, wo ich Maike treffen werde, um den letzten Abschnitt der Reise gemeinsam anzutreten.

Kaum in Düsseldorf angekommen antwortet Maike auf meine Frage, wie weit es noch sei, dass wir noch etwa dreißig Minuten mit dem Auto brauchen würden. Sie arbeitet für den Kulturraum Niederrhein e.V. und ist mir seit Beginn der Residenz eine große Hilfe. Als ich ihr von meinem geplanten Ausflug nach Krefeld erzählte, bot sie sofort ihre Hilfe bei der Suche an. Perfekt, ein weiteres Paar Hände und Augen, um die Niederrhein-Anthologie von 1985 zu finden.

Es mag eine Untugend sein oder vielleicht auch einfach Unwissenheit, aber ich gehe immer davon aus, dass eine Stadt so groß ist wie ihr Fußballverein, deshalb dachte ich, Mönchengladbach wäre die wichtigste Stadt am Niederrhein und nicht Krefeld, aber zu meiner Überraschung sind Einwohnerzahlen und Geschichte der beiden Städte ziemlich ähnlich. Ich könnte jetzt historische Fakten über Krefeld aufzählen, die ich bei Wikipedia gefunden habe, aber das erspare ich euch besser. Es reicht, wenn ihr wisst, dass es sich um eine Stadt mit beinahe 250.000 Einwohnern handelt, mit großen Alleen, mehreren Museen, Bauhaus-Architektur und einer wachsenden Kulturszene.

Krefeld

Im Literaturhaus Krefeld werden wir freundlich empfangen: Der Leiter Thomas trägt einen Anzug, er ist einundfünfzig Jahre alt und ein bekannter Krimiautor, seine Assistentin Marlene ist Literaturwissenschaftlerin und für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Nach der Begrüßung und einer Vorstellungsrunde machen wir einen kurzen Rundgang durch das Haus. Architektur und Einrichtung erinnern an die Sechzigerjahre und vermitteln das Gefühl von stillstehender Zeit. Im Erdgeschoss befindet sich ein kleiner Raum für Präsentationen und im ersten Stock liegen die Bibliothek und das Büro von Thomas. Die Büchersammlung platzt aus allen Nähten und auch die Küche und das Bad fallen mir auf, vor allem die bunten, verschnörkelten Fliesen, die aus einem Almodóvar-Film stammen könnten.

Küche und Bad

Nachdem wir das Haus besichtigt und ein wenig über seine Geschichte und die früheren Bewohner erfahren haben, entschuldigt sich Thomas, der noch andere Verpflichtungen hat, und wir bleiben bei Marlene. „Ich habe gestern ein paar Stunden lang in der Bibliothek gesucht, konnte aber nichts finden“, sagt sie direkt. Nicht gerade ein ermutigender Anfang. Doch je mehr Augen suchen, desto höher die Chance, das fehlende Buch zu finden, also gehen wir wieder nach oben in die riesige Bibliothek und machen uns ans Werk.

Da wir zu dritt sind, unterteilen wir die Bibliothek in unterschiedliche Zonen. Ich sehe mich um und gehe von ein paar Stunden Arbeitszeit aus. Doch als mir klar wird, dass auf jedem Regalboden zwei Reihen von Büchern stehen und man die äußere Reihe fast immer aus dem Weg räumen muss, um die Titel der inneren Reihe zu sehen, korrigiere ich meine Einschätzung nach oben. Doppelte Arbeit, doppelte Zeit. Aber egal, ich hatte nie erwartet, dass es einfach sein würde.

Sich in der Bibliothek oder der CD-Sammlung einer fremden Person umzusehen ist etwas ganz Intimes, fast wie das Tagebuch zu lesen. In den Regalen sind ihre Vorlieben, Interessen, Neigungen und auch Abneigungen zur Schau gestellt. Ich habe Leute schon oft falsch eingeschätzt und es kommt immer noch vor, dass ich beim Blick auf Bücher oder CDs meiner Freunde oder Bekannten falsche Schlüsse über sie ziehe. Ich bin Anhänger einer Theorie von Pierre Bourdieu, wonach das, was wir als Geschmack bezeichnen, eine Reihe symbolischer Assoziationen ist, durch die wir uns von Menschen mit niedrigerem sozialen Status distanzieren wollen und zugleich den Status anstreben, den wir glauben zu verdienen. Der französische Philosoph sieht Geschmack als ein Mittel, um sich von anderen abzugrenzen, im Prinzip ein weiterer Klassenkomplex. Wenn ich aber wo auf Besuch bin und erstmal weit und breit kein Buch sehe, muss ich an den Rat des Filmregisseurs John Waters denken: „Wenn die Person, mit der du nach Hause gegangen bist, keine Bücher hat, dann fick sie nicht.“ Der Grundgedanke lässt sich auf jede neue Freundschaft, Liebesbeziehung oder sonstige Interaktion zwischen Menschen übertragen, bei der ein gewisses Feingefühl gefragt ist.

Bibliothek gegen das Licht

Zu Beginn der Suche habe ich bei jedem Exemplar innegehalten, neugierig geprüft, ob Autor, Titel oder Verlag mir bekannt vorkommen, aber nach den ersten paar Regalen wurde ich zu einer Maschine, einem menschlichen Scanner mit nur einem Ziel: die Anthologie des Niederrheins. Wenn ich diese Wörter nicht auf den ersten Blick sehe, bin ich innerhalb einer Sekunde schon beim nächsten Buch.

Ich sehe mir die äußere Reihe an: eins, zwei, drei, vier … bis sechsundzwanzig. Dann schiebe ich die sechsundzwanzig Bücher vorsichtig zur Seite und sehe mir die innere Reihe an: eins, zwei, drei, vier … bis dreiundzwanzig. Und bei jedem Regalbrett geht es von vorne los, eins, zwei, drei vier … , bis zu sieben Mal pro Regal. Eins, zwei, drei, vier … Ich weiß schon gar nicht mehr, wie viele ich schon durchgesehen habe und wie viele noch fehlen. Aber ich konzentriere mich, weil ich weiß, dass das Gehirn evolutionär bedingt in solchen Fällen die Funktion runterfährt, und auf Sparmodus schaltet, beim vertikalen Lesen passiert das irgendwann automatisch. Da muss ich an Woody Allen denken, der einmal im Scherz gesagt hat: „Ich habe einen Schnelllesekurs belegt und Krieg und Frieden in zwanzig Minuten gelesen. Es geht um Russland.“

Ich mochte schon immer die Art von Aufgaben, bei denen eine Handlung mechanisch wiederholt wird und immer zu demselben Ergebnis führt. Für Fehler scheint es keinen Platz zu geben und diese Gewissheit finde ich tröstlich. Im 19. Jahrhundert wäre ich der Messi der Fließbänder gewesen, ein Ausnahmetalent in der Produktionskette einer beliebigen Fabrik, von jedem ungelernten Arbeiter beneidet. Außerdem hat diese repetitive Arbeit, sobald sie verinnerlicht ist, etwas Entspannendes und fördert die Kreativität. Bei der Schauspielerei ist das genauso, es gibt in der Regie eine einfache Übung, bei der man den Schauspielern während einer Szene Handarbeit gibt. Dann konzentrieren sie sich auf die Aufgabe und vergessen, dass sie schauspielern, was sie natürlicher wirken lässt. Aber braucht es diese Natürlichkeit? Oder wäre es besser, wenn wir wüssten, dass es eine Repräsentatio… Halt. Ich schweife ab. MIST. Jetzt bin ich raus. Ich gehe zurück und überprüfe die Reihe nochmal. Ich muss mich konzentrieren, sonst werden wir nie fertig und ich verwandle mich in einen bücherschleppenden Sisyphos, der nie den Gipfel erreicht.

Bücher

Maike und Marlene erzähle ich lieber nicht von meiner Freude an der mechanischen Arbeit und wie gut ich darin bin. Ihnen scheint es nicht so viel Spaß zu machen und ich weiß nicht, ob ich mich überzeugend erklären kann. Nach ein paar Stunden erfolgloser Suche machen wir eine Pause. Wir gehen in den Garten und setzen uns in den Schatten eines riesigen Wasserturms, der neben unserem Gebäude steht. Thomas gesellt sich auch zu uns, er interessiert sich für die Geschichte meines Großonkels. Schon bei den ersten Sätzen sehe ich, wie sein Krimiautorengehirn auf Hochtouren arbeitet und mögliche Handlungsstränge für Manuels Geschichte erarbeitet. Etwas überwältigt davon, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, wechsle ich das Thema und frage nach Otis Bruns, dem früheren Besitzer des Großteils der Bücher im Haus. Sofort merke ich, dass ich ein heikles Thema angesprochen habe. Herr Bruns hat aktiv mit den Nazis zusammengearbeitet, sodass das Literaturhaus die schwere Entscheidung treffen musste, ob man das Erbe annehmen würde oder nicht. Aber es sind Bücher, darunter einige Unikate, Inkunabeln und vergriffene Werke. Und was wäre ein Literaturhaus ohne Bücher? Trotzdem versuchen sie seit Jahren, den Namen Otis Bruns nicht mit ihrer Kultur- und Literaturfördertätigkeit in Krefeld in Verbindung zu bringen. Ich finde es interessant, dass wir uns in gegensätzlichen Prozessen befinden, ich auf der Suche nach Erinnerungen, grabe in der Familiengeschichte, um die Figur meines Großonkels Manuel zu rekonstruieren, während sie den Weg des Vergessens einschlagen, um die Überreste der Vergangenheit auszulöschen, die sich nach all den Jahren immer noch wie eine schwere Last anfühlen.

Wir gehen zurück in die Bibliothek und ein Schauer läuft mir über den Rücken, als hätte ich einen Elektroschock bekommen. Was, wenn der Einband des Buches geändert wurde? Oder ich es übersehen habe? Oder es einfach nicht da ist? Es sind nicht mehr viele Regale übrig, also können wir genauso gut alle durchsehen, auch wenn ich mittlerweile meine Zweifel habe. Beim letzten Regal treffen wir uns, ich prüfe unten, Marlene in der Mitte und Maike die obersten Reihen. Es wäre schon ein sehr großer Zufall, wenn das Buch in diesem allerletzten Regal stünde, denke ich. Aber es passiert, was passieren muss. Wir finden nichts. So ist es nun mal.

Wir haben eine ganze Bibliothek durchforstet, und unser einziger Anhaltspunkt waren Initialen (M. C. Bautista), die eventuell für meinen Großonkel stehen könnten. Was hatte ich erwartet? Ich zeige meine Enttäuschung, aber Marlene fordert uns mit einer müden und resignierten Geste auf, ihr zu folgen.

Bibliothek

In einer Ecke des Gartens steigen wir ein paar Stufen hinunter und gelangen zu einer halb zugewachsenen Tür. Das metallische Knarren ist ein erstes Anzeichen dafür, dass wir unbekanntes Terrain betreten. Wir befinden uns in einem großen Raum mit einiges Säulen, der wie die oberen Etagen des Hauses aussieht, nur ohne Wände. Darin stehen Möbel, ein paar alte Rasenmäher und Bücher, viele Bücher. Die niedrige Decke und wenige Licht, das durch ein paar schmale Fenster fällt, machen den Raum nicht gerade einladender. Die Bücher befinden sich in Pappkartons (in Bananenschachteln, um genau zu sein, so wie man sie von jedem Bücherflohmarkt und Antiquariat kennt. Warum ausgerechnet Bananen und kein anderes Obst? Warum bewahren Freunde von Büchern diese ausgerechnet in Bananenschachteln auf? Welche Verbindung gibt es zwischen den Händlern von Büchern und Bananen? Was verheimlichen sie uns? Was haben eine Banane und ein Buch gemeinsam? Zur Zeit weiß ich keine Antwort auf all die ungelösten Fragen der Menschheit, wie das Ungeheuer von Loch Ness oder der Wert von Kryptowährungen, aber ich bin sicher, es gibt für all diese Dinge eine Erklärung.)

Im Keller werden die Bücher aufbewahrt, die schlecht erhalten oder beschädigt sind, oder es handelt sich um schlechte Ausgaben, die es nicht wert sind, in der Bibliothek aufgestellt zu werden. Ich frage mich, warum wir nicht von Anfang an hier gesucht haben. Unter diesen neuen Umständen ist es vor allem der angesammelte Staub, der mir die Suche erschwert, denn ich muss ständig niesen und meine Augen sind gereizt und tränen. Ich fühle mich wie in einem Disneyland der Hausstaubmilben.

Alte Bücher

In Der Club Dumas von Perez Reverte muss die Hauptfigur, Lucas Corso, eine Art Indiana Jones der Bibliotheken, nach einem Buch suchen, um einen Mord aufzuklären. Ähnlich wie Guillermo de Baskerville, ein mittelalterlicher Sherlock Holmes, in Umberto Ecos Der Name der Rose. In beiden Fällen steht ein Buch im Mittelpunkt eines Mordkomplotts. Hat mein Buch auch mit einem ungeklärten Kriminalfall zu tun? Ist das der Beginn eines Mysteriums, das über meinen Großonkel hinausgeht? Was, wenn alles bisher nur ein MacGuffin war und die wahre Geschichte erst hier beginnt? Wir werden es nie erfahren, wenn ich diese verdammte Anthologie nicht finde.

Gartenhandbücher, Selbsthilfebücher, Computerhandbücher, Krimis, als Gartenhandbücher getarnte Selbsthilfebücher … Was zum Henker mache ich eigentlich in diesem staubigen Keller? Niesanfälle und eine laufende Nase erschweren die Suche, aber ich bin schon zu weit gekommen, um jetzt aufzugeben. Ich setze meine Maske auf. Wenn sie vor Corona schützt, hilft sie vielleicht auch jetzt. Es geht tatsächlich ein wenig besser, aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass sich der Staub sich schon längst in meinem ganzen Körper ausgebreitet hat. Ich bin wie ein Alkoholiker, der bei dem kleinsten Tropfen einen Rückfall bekommt. Ständig muss ich weiter niesen.

Mehr alte Bücher

Im Laufe der Geschichte sind mehr Bücher verloren gegangen als erhalten geblieben sind und trotzdem gibt es noch so viele zu lesen … Ob durch Unfälle, Bibliotheksbrände, von Alexandria bis Sarajewo oder Irak, Zensur oder einfach Vergessenheit, ein großer Teil der Schriftwerke unserer Menschheit ist verschwunden. Vor mir, zwischen all diesen Büchern, verstecken sich die besten oder zumindest die herausragendsten Gedanken, Überlegungen und Erlebnisse all dieser vergessenen Autorinnen und Autoren, begraben unter weiteren Büchern und ohne Hoffnung, jemals wieder gelesen zu werden. Das bestätigt mich in meiner Überzeugung, dass Lesen ein natürlicher Vorgang ist, Schreiben aber eine Art selbstauferlegte Folter, die wir trotz allem weiter ausüben. Woody Allen hat das Paradox im Stadtneurotiker besser beschrieben, als ich es je könnte: „Zwei ältere Damen sitzen in einem Berghotel. Sagt die eine: ,Gott, das Essen hier ist wirklich schrecklich!‘ Sagt die andere: ,Stimmt, und diese kleinen Portionen.‘“

„Hier! Ich hab’s“

Ich brauche ein paar Sekunden, bevor ich auf Maikes Aufschrei reagiere, so vertieft bin ich in meine Gedanken. Ich bin wie ein zum Tode Verurteilter, der bereits mit der Schlinge um den Hals auf dem Schafott steht und dann aber in letzter Sekunde begnadigt wird. Im ersten Moment freut er sich gar nicht über die Möglichkeit weiterzuleben, sondern ärgert sich, dass der Prozess der Exekution so plötzlich unterbrochen wurde.

Das Buch ist in einem guten Zustand: Der Rücken ist etwas vergilbt, als hätte es in einem Raucherhaushalt gestanden und die linke obere Ecke ist etwas eingedrückt, wie durch einen Stoß. Wir schlagen das Inhaltsverzeichnis auf: Leonhard Junghans, Brunhilde Elbin, Martin Heinrichs, M. C. Bautista … Seite 85. Ich bin ungeduldig, will unbedingt wissen, ob es sich bei M. C. um meinen Großonkel handelt, schlage Seite 79 auf, blättere ein paar Seiten weiter, aber nach 84 kommt gleich 93. Ich gehe noch einmal zurück, in der Hoffnung, die Seiten würden bei einem zweiten Versuch auf magische Weise auftauchen. Das tun sie nicht. Nach stundenlanger Suche haben wir die Anthologie gefunden, aber wir wissen trotzdem nicht, ob der Text von Manuel geschrieben wurde.

Anthologie Niederrhein

Vom Schuften den ganzen Tag tun mir die Arme so sehr weh, dass die Erschöpfung keinen Raum für Traurigkeit lässt. Zumindest haben wir es versucht, sage ich mir beim Rausgehen. Es klingt zwar wie eine Ausrede, aber mehr kann ich schließlich auch nicht tun.

Im Zug zurück nach Hamminkeln hebt sich meine Laune ein wenig und denke daran, dass immer noch Hoffnung besteht, eine Spur von Manuel zu finden, sei es über die spanische Botschaft oder eine der anderen Möglichkeiten. Das Buch habe ich dabei, Marlene hat es mir als Trostpreis geschenkt. Ich schlage Seite 84 auf und stelle fest, dass man immer noch einen kleinen Rest der fehlenden Seiten sehen kann: Wahrscheinlich wurden sie mit einem Cuttermesser direkt am Bund herausgeschnitten. Ein Druckfehler war es also nicht. Aber wer würde so etwas tun? Es ergibt keinen Sinn. Ich überprüfe das Inhaltsverzeichnis, aber die anderen Texte sind alle vollständig. Nach dem letzten Text entdecke ich aber Biografien und Bilder der Autoren. Ich blättere weiter, Namen über Namen und Fotos in schwarz-weiß, und da ist M. C. Bautista, mein Großonkel Manuel, sicher nicht das beste Foto von ihm, aber auf jeden Fall er.

Bio M.C. Bautista

Die Euphorie ist so groß, dass ich sogar meinem Sitznachbarn um den Hals fallen könnte, der seit einer Stunde auf dem Handy in voller Lautstärke einen Dokumentarfilm über den Zusammenhang zwischen der Bilderberg-Konferenz, Reptilien und Impfstoffen guckt. Aber ein Hauch von Verlegenheit und gesundem Menschenverstand sagen mir, dass man zu gewissen (besonderen) Menschen einen Diskretionsabstand halten sollte. Ich lächle, er sieht mich an und dreht die Lautstärke des Handys hoch.

Neben Manuels Foto steht eine kurze Biographie. Im Gegensatz zu den ausführlichen und detailreichen Beschreibungen der anderen Autoren besteht dieser Text aus zwei kryptischen Zeilen, wie eine maschinelle Übersetzung, wobei es 1985 noch kein Internet gab, es muss also einen anderen Grund dafür geben. Die zwei Zeilen lauten:

Text Manuel

Wem gehören diese Initialen? Und diese Zahlen? Ergibt der Text einen Sinn? Ich weiß nicht, was das bedeuten soll oder ob es sich um einen Tippfehler handelt, vielleicht eine Testseite oder etwas in der Art. Das Beste an dem Abenteuer ist, dass ich jetzt wenigstens ein Bild von Manuel habe, das ich in sozialen Netzwerken verbreiten kann. Vielleicht erkennt ihn ja jemand und kann mir Hinweise geben.

Manuel Campón Bautista

Mein Freund Jacinto, der sich unter anderem sehr gut mit der Theorie von Komödien auskennt, hält drei für die perfekte Zahl, um Menschen zum Lachen zu bringen. Egal ob Gag, Witz oder Sketch, um witzig zu sein, muss es drei Wiederholungen geben. Also zitiere ich zum Abschluss noch einmal Woody Allen: „,Doktor, mein Bruder ist verrückt, er denkt, er ist ein Huhn.‘ Und der Doktor sagt: ,Warum bringen Sie ihn nicht ins Irrenhaus?‘ Und der Mann sagt: ,Das würde ich ja gerne, aber ich brauche die Eier.‘“ Ich dachte, diese Metapher könnte den aktuellen Stand bei der Suche nach Manuel veranschaulichen, aber eigentlich weiß ich immer noch nicht, wer der Arzt, wer der Bruder, und wer der Verrückte ist, der sich hier für ein Huhn hält. Sicher weiß ich nur, dass die Suche weitergeht..

Auf Spanisch heißt „Buch“ „libro“ und „libre“ bedeutet „frei“. Ich könnte lügen und eine Geschichte über einen gleichen etymologischen Stamm dieser Wörter erzählen, Lesen und Freiheit. Dahinter steckt aber nicht mehr als ein phonetischer Zufall bei der Übertragung von Phonemen aus dem Lateinischen in romanische Sprachen. Ein wundervoller blinder Zufall.

Texto en español: https://stadt-land-text.de/2022/06/03/krefeld-es/

Mehr von Álvaro Parrilla Álvarez

La Búsqueda: El mundo real

De repente me pregunto por qué tengo que contar esto,
pero si uno empezara a preguntarse por qué hace todo lo que hace,
si uno se preguntara solamente por qué acepta una invitación a cenar…

Julio Cortázar
Las babas del diablo (Las armas secretas, 1959)

Internet no sirve para nada, es una herramienta inútil, un gran vertedero donde es imposible encontrar nada, mejor dicho, nada útil o que me acerque a encontrar a Manuel. Mi opinión no es algo nuevo, muchos pioneros y gurús de la tecnología ya auguraron hace treinta años el fracaso estrepitoso de internet, etiquetándolo como moda pasajera o entretenimiento para adolescentes. Sus erradas predicciones a muchos de esos gurús no les impidió amasar enormes fortunas, propias de supervillanos o de príncipes qataríes, si no vienen a ser lo mismo. Ante este panorama desolador el campo de búsqueda se abre a un nuevo escenario: el mundo real.

La imagen del autor escribiendo a mano en una pequeña mesa de un café, mientras con la otra mano alterna una taza y un cigarro medio consumido es uno de los clichés más famosos de la literatura. Antico Caffè Greco en Roma, La Closerie des Lilas en París, Café de Fornos o Café Gijón en Madrid, el café literario es un elemento central en la historia de la literatura. Esos cafés, en su mayoría decimonónicos, han sido lugares de encuentro, de debate y de confidencias entre autores, artistas o lectores que han pasado a la historia de la literatura. Ya sea como una forma de exorcizar esa imagen o de romper con el cliché y ese halo de romanticismo literario, Eva Karnofsky me cita en Thunderbike Roadhouse a las afueras de Hamminkeln, anexo a una tienda de motos Harley Davidson, en un polígono industrial donde comparte espacio con un salón de juegos, una empresa de materiales de jardín y un burdel que también hace las veces de centro anti-Covid (Tiempos extraños en los que nos ha tocado vivir). El Thunderbike es un restaurante de comida americana con una estética muy cuidada y cuya carta es la pesadilla de todo dietista o cardiólogo.

Thunderbike Roadhouse Hamminkeln

Al llegar, Eva me espera en una mesa algo alejada del resto. Es media tarde, así que pedimos café y ella lo acompaña con un helado con una pinta deliciosa, quizá el motivo de haber elegido ese lugar como punto de encuentro. Eva Kanovsky es periodista. La descripción podría terminar ahí, porque es de esos casos en los que una profesión y una persona son indistinguibles la una de la otra. Periodista por vocación, apasionada de su trabajo y de la función social que este cumple, también ha sido autora de varios libros. Eva sigue ejerciendo la profesión, pese a estar jubilada, escribiendo en periódicos de la zona y para WDR. La he citado porque pienso que una persona con su experiencia podría guiarme en la búsqueda de mi tío abuelo en la era pre-internet.

Y aunque Eva es la periodista, y también la autora, intercambiamos por un día los roles y soy yo el que hace las preguntas. ¿Dónde aprendiste español? Me cuenta que a través de su relación con el ya fallecido, José Comas, corresponsal en Alemania del periódico español El País. Después lo practicó y mejoró viviendo varios años en Argentina y recorriendo Sudamérica. Allí trabajó como periodista y coordinó varias antologías literarias. Hablamos todo el tiempo en español, lo que me permite mantener una actitud más relajada. El español de Eva es fluido, aunque se disculpa por tenerlo un poco oxidado por falta de uso.

Me cuenta que ya no sigue la prensa española como antes, que la mayoría de los periódicos son bajo suscripción y que es mucho lío abonarse a todos. Yo por mi parte me quejo que hay mucho clickbait y coincido con ella en que el contenido de calidad es por suscripción. Aún así le recomiendo a algunos periodistas que me gustan: Manuel Jabois, Alberto Olmos y el fallecido, David Gistau.

Le pregunto por qué vive aquí, un lugar pequeño y en apariencia tranquilo, después de haber vivido en grandes ciudades durante toda su vida, si es porque está buscando más tranquilidad, una vida más apacible. Pero la realidad es mucho más pragmática, vive en Hamminkeln acompañando a su padre de 91 años. Si no viviría encantada en Munster. Echa de menos la escena cultural y literaria de una gran ciudad.

Vías Tren Dingden

Eva contesta mis preguntas y a su vez me interroga sobre literatura en castellano. Para mi sorpresa me habla de Mariana Enríquez, autora argentina, le gusta mucho y se alegra del éxito que está teniendo. Yo me quejo de que Roberto Bolaño no sea tan conocido en Alemania, aunque puede que sea más una impresión que una realidad, a lo que ella sentencia, que la gran diferencia con Enríquez es que hacer promoción con un autor muerto es complicado para la editorial. Durante un par de segundos pienso en actividades para las que la muerte no sea un obstáculo. No se me ocurre nada más allá de estar tumbado y ayunar.

Me cuenta sobre su experiencia en Latinoamérica, habla con admiración de Violeta Chamorro, ex presidenta de Nicaragua, a la que conoció en persona y le dejó una profunda impresión, y de Isabel Allende, más de su feminismo y de la elección de sus temas literarios que de su estilo. No habla tan bien de Mario Vargas Llosa, a quien una serie de encuentros y desencuentros a lo largo de su vida han hecho que se convierta en un personaje odioso. Hago de abogado del diablo e intento defenderlo, más que por Premio Nobel, por haber escrito algunas buenas novelas, cosa harto complicada. Solo hayamos consenso en que su última buena novela fue “La Fiesta del Chivo” aunque al repasar la fecha de publicación nos sorprendemos de que ya hayan pasado más de veinte años.

Entre medio se cuela el tema de la política y la situación en Niederrhein. Eva ha estado trabajando en el caso de un vertedero ilegal en la zona. Orgullosa me cuenta que gracias al periodismo, y a otros agentes sociales, se pueden conseguir mejoras, cambiar las cosas. Siempre miro con cierto escepticismo estas visiones optimistas o utópicas de la prensa o la literatura como motor de cambio o como medio útil para lograr cambios sociales o políticos, pero admiro su determinación. Aun así se muestra desencantada con la actitud pasiva de la mayoría, a los que parece no importarle demasiado lo que pasa más allá de sus amplios y cuidados jardines o el comportamiento de los políticos locales, preocupados porque la prensa airee los problemas o corruptelas que ocurren bajo su mandato, enturbiando así su proyecto de convertir la región en una gran zona residencial. Si hay algo tan universal como el amor, son las miserias de la clase política. Así que nada nuevo bajo el sol.

Jardín Hamminkeln

La charla es caótica, de ida y vuelta, y sin un orden claro. Por momentos los temas se sobreponen unos a otros sin solución de continuidad, negando o desmintiendo mi rol de moderador de la charla. Miro el reloj y veo que hemos hablado casi dos horas y aún no le he preguntado por aquello que me había traído hasta aquí: ¿Cómo encontrar a mi tío abuelo? ¿Cómo buscar a una persona que no tiene datos en internet? ¿Qué rastro se puede seguir o adónde puedo acudir para saber algo más del paradero de Manuel? Agarro lápiz y papel, dispuesto a tomar nota de cualquier consejo que pueda darme. En primer lugar, Eva sugiere que si tuviera alguna fotografía de mi tío hecha en Alemania, podría encontrar alguna referencia de una plaza, una calle, un monumento o algo parecido. Por desgracia, solo tengo la foto de Manuel de joven junto a mi abuela y esa foto fue tomada en Utrera. En ese caso, sin otras pistas evidentes, si ella tuviera que buscar a una persona, seguiría los siguientes pasos:

1. Recopilar todos los datos que tenga sobre él: Referencias, cartas, anécdotas, fotografías, documentos oficiales. Es el proceso que inicié hace un par de meses, aunque de momento los resultados son esquivos o se demoran en llegar.

2. Buscar dónde trabajó, al menos en qué sector. A partir de ahí se puede consultar con los sindicatos. Ellos tienen lista de los trabajadores y de sus datos personales. Aquí de nuevo la información es confusa, aunque podría volver a preguntar a mi madre y a mis tías por si recuerdan algo más sobre la vida laboral de mi tío abuelo, si recuerdan si desarrolló algún oficio o si estuvo vinculado a alguna empresa.

3. Consultar las antiguas guías telefónicas. En España se llamaban “Páginas amarillas” y como su nombre indica eran unos tochos amarillos, con un papel de pésima calidad y que rara vez vi usar a nadie (Recuerdo en un concurso de televisión un reto de cuántas páginas amarillas era capaz de romper una persona por la mitad. He olvidado si eran siete u ocho, creo que a nadie le importa el dato, aunque sí que me acuerdo del truco para lograrlo: antes de romperlas, hay que doblarlas ligeramente por el centro) Para poder consultar la guía telefónica, antes debo descubrir exactamente en qué población vivió y a partir de ese dato buscar el nombre de Manuel en la guía de esa zona.

4. Acudir al registro civil. Como bien me recuerda Eva, todo el mundo debe darse de alta al vivir en Alemania. No sé si hay un registro general o si está dividido por zonas. En ese caso me encontraría con el mismo problema que en el punto 3.

5. La policía. Me sorprendo, ¿Y si todo es tan sencillo como acudir a la policía y preguntar por un nombre? Claro que no. La policía no facilita información de terceros. A menos no, si no tienes un contacto. Yo no los tengo, así que descarto esta opción.

Árbol Diersfordt

Días después de encontrarnos, recibo un correo de Eva. Me escribe que se le olvidó el principal lugar donde preguntar por Manuel. El punto 6:

6. La embajada o el consulado español en Alemania. Ellos seguro que tienen los datos de mi tío. Me siento tan tonto como esos que hacen cola para subirse al avión por miedo a quedarse sin sitio. Cómo no había pensado antes en la embajada, ese debería haber sido el primer lugar adónde buscar. Sin perder un segundo les envío un correo explicándoles el caso. La burocracia española es una moneda al aire, puede que contesten al instante o que mi correo quede perdido en el limbo burocrático, entre mails, correos certificados, archivos encriptados, cambios de turno, bajas por enfermedad, jerarquías, formularios incompletos… Creo que el mensaje en una botella de un náufrago tiene las mismas posibilidades de éxito que mi correo.

El texto anterior lo terminé con un Cliffhanger, un recurso narrativo que crea una situación de tensión dramática que queda interrumpida y que deberá completarse más adelante, a partir de la aparición de las siglas M.C. Bautista, coincidente con el nombre de mi tío abuelo en una antología de autores de Niederrhein publicada en 1985. Después de una búsqueda exhaustiva en internet (Vale, de acuerdo, no es tan inútil como lo he descrito al principio) solo encontré un ejemplar de la antología: El ejemplar de la librería de Krefeld. A los pocos días de ponerme en contacto con la librería “Jakobs&Ritter” recibí este correo:

Mail Thomas Hoeps

A falta de una pista más sólida y a la espera de que alguna de las vías abiertas, gracias a los consejos de Eva Karnofsky, den resultado, voy a intentar encontrar el libro donde aparecen las siglas M.C. Bautista, para ver si pertenecen a Manuel o no. Leo en Cambiar de Idea de Aixa de la Cruz “Escribimos para dejar constancia de quiénes éramos hace un instante, cuando nos sentamos frente al procesador de textos, y como no tenemos pistas, fabulamos.” Antes de fabular voy a seguir las escasas pistas que tengo. Así que rumbo a Krefeld.

En español “Realidad” es lo que es efectivo o tiene valor práctico, en contraposición con lo fantástico e ilusorio.

Coda – Este es el texto que más difícil me ha resultado escribir. Las últimas semanas han sido de idas y venidas, de lugares y de ánimo, buen caldo de cultivo para futuras historias pero no para las presentes. Acompañadas de incertidumbres en la vida cotidiana, noticias que se demoran y de las que no estamos seguros si sería mejor no recibirlas. Por momentos he sentido que estoy concentrado en tapar una pequeña gotera del techo cuando a escasos metros hay un tsunami que se va a llevar por delante toda la casa. Pueden que sean excusas de mal escritor, la página en blanco, otro cliché literario como el del café. A falta de experiencias reales llenar la vida y la escritura de clichés. Por otro lado, el hecho de escribir sobre una persona que ha provocado una gran impresión en mí y el deseo de no hacer un texto elogioso o panegírico, por lo que tienen de aburridos y alejados de la persona real, sino capturar un mínimo de la esencia de esa persona me han hecho reescribir tantas veces las mismas oraciones que al final he vuelto a la primera oración. Ante tantas dudas, solo he encontrado una solución para el bloqueo, incorporar todo al proceso de escritura: miedos, dudas e inseguridades. Es lo más honesto, porque no quiero ser un mago que esconde los trucos, ojalá que nunca sea un mago.

Text auf Deutsch: https://stadt-land-text.de/2022/05/17/die-suche-in-der-realen-welt/

Mehr von Álvaro Parrilla Álvarez

Die Suche: In der realen Welt

Ich frage mich plötzlich, warum ich das erzählen soll,
aber wenn einer begönne sich zu fragen, warum er all das tut,
was er tut, wenn einer sich nur fragte,
warum er eine Einladung zum Abendessen annimmt …

Julio Cortázar
Teufelsgreifer, Die geheimen Waffer
Übersetzung: Rudolf Wittkopf

Das Internet ist für nichts gut, es ist ein nutzloses Tool, eine riesige Müllhalde, auf der man unmöglich etwas finden kann, jedenfalls nichts Brauchbares oder etwas, das mir bei der Suche nach Manuel weiterhilft. Meine Meinung ist keine Neuheit, viele Pioniere und Gurus der Technik haben schon vor dreißig Jahren das klägliche Scheitern dieses Internets vorausgesagt und es als temporäre Modeerscheinung und Unterhaltung für Jugendliche bezeichnet. Diese falschen Prognosen haben viele von ihnen nicht davon abgehalten, enorme Vermögen anzuhäufen, ähnlich groß wie die von Superschurken oder Prinzen aus Katar, wenn nicht sogar gleich hoch. Angesichts dieser desolaten Landschaft eröffnet sich ein neues Suchfeld: die reale Welt.

Das Bild des Autors, der an einem kleinen Tisch in einem Kaffeehaus mit der Hand schreibt, während er in der freien Hand entweder eine Tasse oder eine halb gerauchte Zigarette hält, ist ein berühmtes Klischee der Literaturwelt. Das Antico Caffè Greco in Rom, La Closerie des Lilas in Paris, das Café de Fornos oder das Café Gijón in Madrid, Literatur-Cafés sind in die Geschichte der Literatur eingegangen und spielen darin eine zentrale Rolle. Diese Cafés, meist aus dem neunzehnten Jahrhundert, waren schon immer Orte, an denen sich Autoren, Künstler und Leser trafen, diskutierten und sich einander anvertrauten. Vielleicht sollte es das Image verbannen oder mit dem Klischee und dem Heiligenschein der literarischen Romantik brechen, aber Eva Karnofsky und ich treffen uns im Thunderbike Roadhouse am Rand von Hamminkeln, neben einem Harley Davidson Motorradgeschäft, in einem Gewerbegebiet, wo sich auch noch eine Spielhalle, eine Gartenbaufirma und ein Bordell befinden, das auch als Covid-Testzentrum dient (Welch seltsame Zeit, in der wir hier leben). Das Thunderbike ist ein gepflegtes amerikanisches Restaurant, die Speisekarte jedoch ein Albtraum aller Diätologen und Kardiologen.

Thunderbike Roadhouse Hamminkeln

Als ich ankomme, wartet Eva bereits an einem Tisch, der etwas abseits steht. Es ist mitten am Nachmittag, also bestellen wir Kaffee und sie nimmt dazu ein Eis, das köstlich aussieht, vielleicht der Grund für die Wahl des Lokals. Eva Karnofsky ist Journalistin. Die Beschreibung wäre schon ausreichend, denn in ihrem Fall sind Beruf und Person nicht voneinander zu trennen. Sie ist Journalistin aus Berufung, liebt ihre Arbeit und die damit verbundene soziale Aufgabe und hat bereits mehrere Bücher verfasst. Auch im Ruhestand arbeitet Eva weiterhin und schreibt für Lokalzeitungen und den WDR. Ich wollte sie treffen, denn ihre Kenntnisse könnten mir bei der Suche nach meinem Großonkel in der Zeit vor dem Internet helfen.

Und obwohl Eva eigentlich die Journalistin und Autorin ist, tauschen wir für einen Tag die Rollen und ich stelle die Fragen: Wo hast du Spanisch gelernt? Den Anfang habe alles mit ihrer Beziehung zu dem bereits verstorbenen José Comas genommen, Deutschlandkorrespondent der spanischen Zeitung El País, erzählt sie. Danach hat sie mehrere Jahre in Argentinien gelebt und ist durch Südamerika gereist, wo sie ihr Spanisch üben und verbessern konnte. Dort hat sie als Journalistin gearbeitet und mehrere literarische Anthologien herausgegeben. Wir haben die ganze Zeit auf Spanisch gesprochen, was mir erlaubt hat, mich ein wenig zu entspannen. Eva spricht fließend, auch wenn sie entschuldigend behauptet, ihr Spanisch sei ein wenig eingerostet.

Sie erzählt mir, dass sie die spanische Medienlandschaft nicht mehr so genau verfolgt wie früher, dass man für die meisten Zeitungen ein Abonnement braucht und es zu viel wird, wenn man sie alle abonnieren will. Ich beschwere mich, dass es viel Clickbaiting gibt, und stimme ihr zu, dass man für qualitativ hochwertige Inhalte meist bezahlen muss. Trotzdem empfehle ich ihr ein paar meiner Lieblingsjournalisten: Manuel Jabois, Alberto Olmos und den bereits verstorbenen David Gistau.

Ich frage sie, was sie in diesen kleinen, scheinbar verschlafenen Ort geführt hat, nachdem sie ihr ganzes Leben lang in Großstädten verbracht hat. War es der Wunsch nach Ruhe, einem friedlichen Leben? Aber der Grund ist ein pragmatischer, ihr 91-jähriger Vater lebt hier in Hamminkeln. Ansonsten würde sie gerne in Münster leben. Ihr fehlt die kulturelle und literarische Szene einer Großstadt.

Bahngleise Dingden

Eva beantwortet meine Fragen und stellt mir welche zu spanischsprachiger Literatur. Zu meiner Verblüffung erzählt sie mir von der argentinischen Autorin Mariana Enríquez, die sie sehr mag und über deren Erfolg sie sich freut. Ich beklage, dass Roberto Bolaño in Deutschland nicht bekannter ist, obwohl das vielleicht eher ein subjektiver Eindruck ist, worauf sie erwidert, der große Unterschied zu Enríquez bestehe darin, dass es für Verlage deutlich schwieriger sei, verstorbene Autoren zu vermarkten. Ich überlege kurz, für welche Aktivitäten der Tod kein Hindernis darstellen würde, aber außer Hinlegen und Fasten fällt mir nichts ein.

Sie erzählt mir von ihren Erlebnissen in Lateinamerika, spricht mit Bewunderung von Violeta Chamorro, der ehemaligen Präsidentin Nicaraguas, die sie persönlich kennengelernt hat und die einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen hat und schwärmt von Isabel Allende, eher von ihrem Feminismus und der Themenwahl als vom Stil. Von Vargas Llosa aber, der sich aus diesem und jenem Grund im Laufe seinen Lebens unbeliebt gemacht hat, hält sie nicht so viel. Ich spiele den Advocatus Diaboli und versuche ihn zu verteidigen, nicht so sehr für den Nobelpreis, aber weil er gute Bücher geschrieben hat, was nicht leicht ist. Wir einigen uns darauf, dass sein letzter guter Roman „Das Fest des Ziegenbocks“ war und wundern uns beim Blick auf das Erscheinungsjahr, dass er bereits vor über zwanzig Jahren erschienen ist.

Dazwischen schleicht sich das Thema Politik und die Lage am Niederrhein in unsere Unterhaltung ein. Eva hat sich mit dem Fall einer wilden Müllkippe in der Gegend befasst. Stolz erzählt sie mir, dass die Dinge durch Berichterstattung und soziales Engagement verbessert werden und sich verändern können. Ich stehe diesen optimistischen oder utopischen Visionen von Journalismus oder der Literatur als Motor des Wandels oder als nützliches Mittel für soziale oder politische Veränderungen immer mit einer gewissen Skepsis gegenüber, aber ich bewundere ihre Entschlossenheit. Sie ist jedoch enttäuscht von der passiven Haltung der meisten Menschen, die sich kaum dafür zu interessieren scheinen, was jenseits ihrer großen, gepflegten Gärten geschieht, oder vom Verhalten der Lokalpolitiker, die Angst haben, dass die Presse Probleme oder korrupten Praktiken während ihrer Amtszeiten an die Öffentlichkeit bringt und damit ihr Vorhaben behindert, die Region in ein großes Wohngebiet zu verwandeln. Wenn es etwas so Universelles wie die Liebe gibt, dann das Elend der politischen Klasse. Unter der Sonne also nichts Neues.

Garten Hamminkeln

Die Unterhaltung ist chaotisch, wir hüpfen ohne Ordnung von einem Thema zum anderen und wieder zurück. Manchmal gehen die Gesprächsinhalte ohne Kontinuität ineinander über, wodurch sich meine Rolle als Moderator erübrigt. Ich werfe einen Blick auf die Uhr und sehe, dass wir schon zwei Stunden gesprochen haben und ich noch gar nicht gefragt habe, wofür ich eigentlich gekommen bin: Wie finde ich meinen Großonkel? Wie suche ich jemanden, der im Internet nicht existiert? Welche Spur kann ich verfolgen oder wie finde ich heraus, wo Manuel steckt? Ich nehme Stift und Papier zur Hand und mache mich bereit, all ihre Ratschläge aufzuschreiben. Zunächst schlägt Eva vor, Fotos meines Großonkels in Deutschland nach Hinweisen auf einen Platz, eine Straße, ein Denkmal oder Ähnliches abzusuchen. Leider habe ich nur das eine Foto von Manuel als jungem Mann mit meiner Großmutter, und das wurde in Utrera aufgenommen. In so einem Fall – ohne weitere Anhaltspunkte – würde sie bei der Suche nach einer Person wie folgt vorgehen:

1. Alle Daten sammeln, die ich über ihn habe: Hinweise, Briefe, Anekdoten, Fotos, offizielle Dokumente. Mit diesem Prozess habe ich vor einigen Monaten begonnen, wobei die Ergebnisse bislang schwer greifbar sind und der Erfolg sich nur langsam einstellt.

2. Herausfinden, wo er gearbeitet hat, zumindest in welchem Bereich. Dann könnte man sich an die Gewerkschaften wenden. Die haben eine Liste der Arbeitnehmer und verfügen über ihre persönlichen Daten. Auch hier habe ich keine handfesten Informationen, obwohl ich noch einmal meine Mutter und Tanten fragen könnte, vielleicht erinnern sie sich an weitere Details über das berufliche Leben meines Großonkels, ob er einen handwerklichen Beruf ausgeübt hat oder mit irgendeiner bestimmten Firma in Verbindung gebracht werden könnte.

3. Alte Telefonbücher durchsehen. In Spanien hat man sie „Páginas amarillas“ (Gelbe Seiten) genannt, und wie der Name schon sagt, waren das gelbe Bündel aus minderwertigem Papier, die ich selten jemanden benutzen gesehen habe (Ich erinnere mich an ein Fernsehquiz, bei dem es darum ging, wie viele gelbe Seiten ein Mensch in zwei Hälften reißen konnte. Ich weiß nicht mehr, ob es sieben oder acht waren, wahrscheinlich interessiert es auch niemanden, aber ich erinnere mich an den Trick: Bevor man sie abreißt, muss man sie in der Mitte leicht falten). Um im Telefonbuch nachzusehen, muss ich zuerst herausfinden, in welcher Stadt er gelebt hat und dann seinen Namen im entsprechenden Buch suchen.

4. Zum Meldeamt gehen. Eva erinnert mich daran, dass sich in Deutschland ja eine Meldepflicht gilt. Ich weiß nicht, ob es ein allgemeines Register gibt oder in unterschiedliche Zonen aufgeteilt ist. In dem Fall hätte ich das gleiche Problem wie bei Punkt 3.

5. Die Polizei. Ich bin verwundert. Muss ich einfach nur zur Polizei gehen und nach dem Namen Fragen? Natürlich nicht. Die Polizei gibt keine Informationen an Dritte weiter. Zumindest nicht, wenn man keine Kontakte hat. Ich habe keine Kontakte, also verwerfe ich die Option.

Baum Diersfordt

Ein paar Tage nach unserem Treffen schreibt Eva mir eine Mail. Die erste Anlaufstelle bei der Suche nach Manuel hatte sie vergessen. Punkt 6:

6. Die spanische Botschaft oder das spanische Konsulat in Deutschland. Sie müssten die Daten meines Onkels haben. Ich komme mir richtig dumm vor, als würde ich am Flughafen-Gate Schlange stehen, zusammen mit den Leuten, die Angst davor haben, sonst keinen Sitzplatz zu bekommen. Warum bin ich nicht schon früher auf die Botschaft gekommen? Da hätte ich zuerst suchen müssen. Ich verliere keine Zeit und schicke sofort eine E-Mail, in der ich meinen Fall schildere. Bei der spanischen Bürokratie weiß man nie: Entweder antworten sie sofort oder meine E-Mail geht im bürokratischen Limbo verloren, zwischen Mails, Einschreiben, verschlüsselten Dateien, Schichtwechseln, Krankmeldungen, Hierarchien, unvollständigen Formularen … Die Aussichten auf Erfolg sind wahrscheinlich ähnlich hoch wie wenn ein Schiffbrüchiger Flaschenpost verschickt.

Den letzten Text habe ich mit einem Cliffhanger beendet, einem erzählerischen Mittel, das dramatische Spannung schafft, die unterbrochen wird, um später aufgelöst zu werden. Ich habe die Initialen meines Großonkels, M. C. Bautista, in einer Anthologie über Autoren des Niederrheins aus dem Jahr 1985 gefunden. Nach einer ausgiebigen Suche im Internet (ok, es ist nicht ganz so nutzlos, wie ich am Anfang behauptet habe) konnte ich ein Exemplar der Anthologie in einer Krefelder Buchhandlung auftreiben. Ein paar Tage nach meiner Kontaktaufnahme mit der Buchhandlung „Jakobs&Ritter“, erhielt ich folgende Mail:

Email Thomas Hoeps

Ohne stichhaltigere Hinweise und in Erwartung, dass einer von Eva Karnofskys guten Tipps mich weiterbringt, werde ich versuchen, das Buch mit den Initialen von M. C. Bautista zu finden, um zu überprüfen, ob damit Manuel gemeint ist oder nicht. In „Cambiar de Idea“ von Aixa de la Cruz lese ich: „Wir schreiben, um festzuhalten, wer wir eben noch waren, als wir uns vor das Textverarbeitungsprogramm gesetzt haben, und da wir keine Fährte haben, fabulieren wir.“ Bevor ich fabuliere, werde ich den wenigen Fährten nachgehen, die ich habe. Also auf nach Krefeld.

Im Spanischen bezeichnet „Realidad“ etwas Tatsächliches oder etwas von praktischem Wert, im Gegensatz zum Fantastischen und Illusorischen.

Coda – Noch nie ist es mir so schwer gefallen, einen Text zu schreiben. Die letzten Wochen waren eine Zeit des Kommens und Gehens, verschiedener Orte und Stimmungen, eigentlich ein guter Nährboden für zukünftige Geschichten, aber nicht für diese hier. Begleitet von Zweifeln des Alltags, Nachrichten, die auf sich warten lassen, von denen wir nicht sicher sind, ob wir sie nicht doch lieber gar nicht erst bekommen hätten. Manchmal kommt es mir vor, ich würde mich darauf konzentrieren, ein kleines Leck im Dach zu stopfen, während ein paar Meter weiter ein Tsunami das ganze Haus wegspült. Vielleicht sind es die schlechten Ausreden, die leere Seite, ein weiteres literarisches Klischee, genau wie das Café. Ohne reelle Erfahrungen füllt man das Leben und die Literatur mit Klischees. Außerdem wollte ich über eine Person schreiben, die mich sehr beeindruckt hat, aber auch keine Lobrede verfassen, weil die so langweilig sind und der wahren Person nicht gerecht werden, sondern nur einen kleinen Teil einfangen, doch das hat dazu geführt, dass ich die Sätze ständig umgeschrieben habe, nur um am Ende zur ersten Version zurückzukehren. Angesichts so vieler Zweifel habe ich nur eine Lösung für die Schreibblockade gefunden: alles in den Prozess mit einzubeziehen – Ängste, Zweifel und Unsicherheiten. Das ist das Ehrlichste, was man tun kann, ich möchte schließlich kein Zauberer sein, der seine Tricks geheim hält, und hoffe, nie einer zu werden.

Texto en español: https://stadt-land-text.de/2022/05/17/la-busqueda-el-mundo-real/

Mehr von Álvaro Parrilla Álvarez

La Búsqueda: Internet

„This is the next century
Where the universal’s free
You can find it anywhere…“

Blur „The Universal“

 

¿Cómo encontrar a alguien? Mejor aún, ¿cómo encontrar a alguien que no quiere ser encontrado? y subiendo la apuesta, ¿cómo encontrar a alguien que no quiere ser encontrado antes de internet? La pregunta puede parecer una nimiedad, pero la realidad es que mi capacidad de búsqueda y mis dotes detectivescas se limitan al buscador de Google. Soy de esos aventureros que consideran que pasar de la segunda página del buscador es entrar, de cabeza y sin red, en la Deep Web, en el mundo oscuro y sin reglas del internet salvaje.

Aún así, me armo de valentía y decido buscar a mi tío abuelo más allá de los confines de la primera página del buscador, en ese espacio donde las reglas se difuminan y todo puede pasar. La primera búsqueda: “Manuel Campón Bautista”, el nombre completo de mi tío abuelo. Llego hasta la página once. Nada. Busco solo: „Manuel Campón“. Página diez del buscador y nada. Pruebo con „Manolo“ y „Manolito“. Idéntico resultado. Suprimo uno de los apellidos, luego el otro, permuto los nombres Et Voilá: Nada. Todas las variantes ofrecen los mismos resultados: listados de morosos, censos de diferentes pueblos, clubes deportivos y un tipo llamado Manuel Bautista que vive en Florida y que debería proteger mejor sus datos. Pero las repetidas búsquedas no arrojan nada significativo sobre el Campón Bautista que estoy buscando.

Existe la posibilidad de que, al iniciar su vida en Alemania, Manuel se inventará un nuevo nombre, un seudónimo poderoso o un nombre más alemán que le facilitase su integración, como muchos asiáticos que deciden adoptar nombres occidentales ante nuestra incapacidad para pronunciar de forma correcta los originales. También pudo pasar que, al llegar aquí, la persona que lo registró no entendiera bien su nombre y lo inscribiese con otro, como le ocurre a Vito Corleone al llegar a Estados Unidos. Manuel, en busca de la levedad, decidió adoptar ese nuevo nombre por comodidad y evitar de ese modo luchar contra la burocracia alemana, tarea por otro lado extenuante y abocada al fracaso. Antes de descartar esta teoría, escribo en el buscador variantes del nombre Manuel: Inmanuel, Emanuel, Mauel, Matuel… Solo consigo volver una y otra vez al señor de Florida, quien parece tener el monopolio del buscador. Si mi tío abuelo decidió cambiarse de nombre o si hubo un error en el registro no será a través de su nombre como lo logre encontrar.

En los siguientes intentos soy más específico, junto al nombre añado Deutschland, primero, Nordrhein-Westfalen y Niederrhein después. Pruebo todas las combinaciones, como haría un cocinero primerizo que conoce todos los ingredientes de una receta pero no sabe cómo combinarlos. El resultado es tan decepcionante como los intentos previos. Encuentro repetidas veces a un estudiante llamado Miguel, que comparte los apellidos de mi tío, y que ha pasado una gran temporada de Erasmus en Alemania, sus fotos lo atestiguan, pero ni rastro de mi familia.

¿Y si el buscador no funciona o no lo estoy usando de forma correcta? ¿Han probado el malsano ejercicio de buscarse a sí mismos en internet, a ver qué encuentran? Quien lo haya hecho habrá observado que el resultado es bastante decepcionante. En la mayoría de los casos: unas cuantas fotos, la mayor parte con cortes de pelo y vestuario que preferiríamos olvidar, algunos comentarios, intrascendentes cuando no inapropiados, o alguna valoración negativa de algún restaurante, al que tras la crítica hemos vuelto varias veces con pudor y miedo a ser reconocidos.

Escribo mi nombre y pulso „Buscar“: Un par de cortometrajes, algunas interacciones en redes sociales, un par de relatos y noticias en algunos medios. Si desapareciese o perdiera el contacto con mi familia, en cuarenta años podrían seguir mi huella digital y con un poco de suerte, uniendo las pistas a modo de puzzle, sabrían algo de mí, al menos de mi perfil profesional. Con mi tío eso resulta imposible. Dudo que Manuel supiera qué era un ordenador, y mucho menos qué era internet, aunque en el último tramo de su vida convivieran en el mismo mundo.

En la serie Black Mirror de Charlie Brooker, donde se desarrollan historias de distopía tecnológica en un futuro cercano, hay un capítulo llamado Be Right Back, en el que se juega con la idea de que en unos años, después de nuestra muerte, podremos ser reemplazados por clones exactos de nosotros que adoptarán una personalidad que será una recopilación de los datos que hemos ido dejando en internet durante nuestra vida: fotos, conversaciones, contactos, compras, búsqueda de temas… Si esto se hiciera con Manuel, con los datos que hay sobre él en la red, el clon tendría la misma personalidad que un modelo de ropa interior o un político de carrera. Sería tan aburrido como cuando ese amigo, que hace tiempo que no vemos, nos quiere mostrar las fotos de sus últimas vacaciones familiares o el vídeo de su boda.

Tras horas de infructuosa búsqueda, no sé qué esperaba encontrar, supongo que algo así como www.manuelcamponbautista.de o www.eltíoabuelodealvaro.com. De golpe, en la tercera página del buscador, encontrar su página web: con galería de fotos, una biografía actualizada hasta después de su muerte, enlaces a sus redes sociales y una sección de contactos donde escribir y preguntar cualquier duda que me quedara sobre él. Pero eso sería tan fácil y tan aburrido como esa gente que teniendo dinero y contactos desarrollan una carrera artística.

Hay una serie documental de 2019 de pocos capítulos Don’t F**k with Cats: Hunting an Internet Killer de Mark Lewis, donde un grupo de personas, que no se conocen entre sí, se organizan a través de redes sociales para encontrar a un hombre que maltrata y mata a un gato en un video casero subido a la red. Para atrapar al asesino, examinan el vídeo frame por frame a la búsqueda de pistas que les conduzcan a su paradero. El trabajo de los voluntariosos internautas es encomiable, una tarea titánica hasta dar con las pistas que les van acercando a la identidad del maltratador de animales. A medida que avanza el documental, los detectives amateurs van encontrando evidencias y pistas, adentrándose en un mundo cada vez más sórdido y escabroso. Pero no quiero destriparos la historia, mejor que la vean. Lo importante de esta historia es cómo un crimen cometido en un video subido a la red puede ser resuelto con las herramientas de internet. En mi caso, eso no es posible, no hay manera de que yo pueda desentrañar o resolver nada de la situación de Manuel en internet, porque él no existe en la red.

Esto me lleva a pensar en los personajes de Borges, Bolaño o Vila-Matas, seres enfermos de literatura, que se dedican a buscar autores o libros perdidos a partir de otros libros o bibliotecas perdidas, en ese juego endogámico donde la literatura es el enigma y también la respuesta. Esto es una lección: para resolver un misterio hay que conocer el medio en el que tiene lugar. ¿Cuál es el medio de mi búsqueda? Conozco tan poco de Manuel, que resolver esa pregunta ahora resulta algo utópico. Por despecho o envidia, busco el nombre de mi tío y añado literatura. Nada. Pruebo con libro. Nada. Antología. ¡Hay un resultado!

Letras amarillas pixeladas sobre un fondo negro, que irritan los ojos tras un minuto de lectura, dan la bienvenida a la página web de un anticuario de libros de Krefeld, cuyo aspecto y diseño podrían rivalizar con el códice más antiguo de la tienda. Usando el rudimentario buscador de la página me muestra un título del catálogo: “Antología del bajo Rin” del año 1985 y publicado por una pequeña editorial “Jakobs&Ritter”. Ya desaparecida, esta pequeña editorial estaba especializada en novelas cortas de terror, western, románticas y eróticas, además de manuales jurídicos… Literatura Pulp y abogados, qué podría salir mal. Miro la información sobre la antología y no reconozco a ninguno de los escritores recopilados, sucesión de nombres aleatorios y que me hace pensar con una sonrisa maliciosa en esa idea infantil de la inmortalidad del autor a través de su obra. Leo M.C. Bautista, las siglas de mi tío abuelo. ¿Es posible que Manuel escribiera en esta antología con sus iniciales? ¿O la “M” pertenece a Michael o Maximilian? Quizá sea por la frustración de horas perdidas buscando a Manuel en internet o por el hecho de no tener ninguna pista sólida, que agarro con todas mis fuerzas esta coincidencia, demasiado leve para llamarla pista, y me dispongo a averiguar si M.C. Bautista es la persona que estoy buscando.

En español „Spur“ es huella, señal que deja el pie del hombre en la tierra por donde pasa y también significa indicio, mención, alusión.

Text auf Deutsch: https://stadt-land-text.de/2022/04/20/die-suche-internet/

Mehr von Álvaro Parrilla Álvarez

Die Suche: Internet

„This is the next century
Where the universal’s free
You can find it anywhere…“

Blur „The Universal“

 

Wie kann man jemanden finden? Oder eher: Wie kann man jemanden finden, der nicht gefunden werden will? Oder, um noch einen draufzusetzen: Wie kann man jemanden finden, der noch vor der Zeit des Internets nicht gefunden werden wollte? Die Frage mag komisch klingen, aber meine detektivischen Fähigkeiten und mein aufspürerisches Können beginnen und enden nun mal mit der Suchmaschine von Google. Ich gehöre zu der Art von Abenteurern, die denken, dass man jenseits der zweiten Seite der Suchergebnisse kopfüber und hilflos ausgesetzt ins Deep Web eintaucht, die dunkle und unregulierte Welt des wilden Internets.

Trotzdem nehme ich den Mut zusammen und beschließe, meinen Großonkel über die erste Seite von Google hinaus zu suchen, in diesem Raum, in dem die Regeln unklar sind und alles passieren kann. Ich beginne meine Recherche mit: „Manuel Campón Bautista“, dem vollständigen Namen meines Großonkels. Ich komme bis zu Seite elf. Nichts. Dann suche ich nur nach „Manuel Campón“. Seite zehn und wieder nichts. Ich probiere die Varianten Manolo und Manolito. Vergeblich. Ich lasse einen der beiden Nachnamen weg, dann den anderen, vertausche sie et voilà: nichts. Bei allen Versionen kommt das gleiche Ergebnis: Schuldnerverzeichnisse, Einwohnerlisten einiger Dörfer, Sportvereine und ein Typ namens Manuel Bautista aus Florida, der seine Daten besser schützen sollte. Aber wiederholte Suchanfragen ergaben nichts Relevantes über den Campón Bautista, den ich suche.

Es könnte sein, dass Manuel sich zu Beginn seines Lebens in Deutschland einen neuen Namen zugelegt hat, ein gutes Pseudonym oder einen deutscher klingenden Namen zur Erleichterung der Integration, wie viele Asiaten, die westliche Namen annehmen, weil wir ihre eigentlichen Namen nicht richtig aussprechen können. Es könnte auch sein, dass die Person, die ihn registriert hat, seinen Namen nicht verstanden hat und ihn falsch eingetragen hat, wie bei Vita Corleones Ankunft in den USA. Vielleicht beschloss Manuel der Einfachheit halber, diesen neuen Namen anzunehmen, um sich nicht mit der deutschen Bürokratie herumschlagen zu müssen, was sowohl ein anstrengender als auch hoffnungsloser Kampf ist. Ich will die Theorie nicht gleich wieder verwerfen und gebe Varianten des Namens Manuel in die Suchmaschine ein: Immanuel, Emanuel, Manuel, Matuel … Aber ich lande immer wieder bei dem Mann in Florida, der ein Monopol auf die Suchmaschine zu haben scheint. Wenn mein Großonkel tatsächlich beschlossen hat, seinen Namen zu ändern, oder es einen Fehler bei der Registrierung gab, werde ich ihn auf diesem Weg nicht finden können.

Ich versuche es etwas spezifischer und füge dem Namen erst noch Deutschland, dann Nordrhein-Westfalen und dann Niederrhein hinzu. Wie ein Nachwuchs-Koch, der zwar alle Zutaten eines Rezeptes kennt, aber nicht weiß, wie er sie kombinieren soll, probiere ich erst mal alle Kombinationen aus. Das Ergebnis ist genauso enttäuschend wie bei den vorherigen Versuchen. Immer wieder stoße ich auf einen Studenten namens Miguel, der die gleichen Nachnamen wie mein Onkel trägt und – wie seine Fotos bezeugen – einen langen Erasmus-Aufenthalt in Deutschland verbracht hat, aber von meinem Verwandten fehlt weiterhin jede Spur.

Funktioniert die Suchmaschine vielleicht nicht richtig oder benutze ich sie falsch? Haben Sie schon einmal ungesunderweise nach sich selbst im Internet gesucht, um zu schauen, was über Sie zu finden ist? Wer das schon einmal probiert hat, weiß, dass man eher enttäuscht wird. Meist findet man nur ein paar Fotos, fast immer mit Frisuren und Outfits, die man lieber vergessen würde, ein paar Kommentare – belanglos, wenn nicht sogar unangemessen – oder irgendeine negative Bewertung eines Restaurants, in das man nach geäußerter Kritik mehrmals gesenkten Hauptes zurückgekehrt ist, voller Angst, wiedererkannt zu werden.

Ich tippe meinen Namen ein und drücke auf „Suche“: ein paar Kurzfilme, ein paar Interaktionen in sozialen Netzwerken, ein paar Berichte und Artikel in diversen Medien. Wenn ich verschwinden oder den Kontakt zu meiner Familie verlieren sollte, könnten sie in vierzig Jahren meinen digitalen Fußabdruck verfolgen und mit ein wenig Glück durch das Zusammensetzen der Spuren wie bei einem Puzzle etwas über mich erfahren, zumindest über meinen beruflichen Werdegang. Bei meinem Onkel scheint das unmöglich. Ich bezweifle, dass Manuel überhaupt wusste, was ein Computer ist, geschweige denn das Internet, obwohl es das in den letzten Jahren seines Lebens schon gab.

In Charlie Brookers Serie Black Mirror, in der Geschichten von technologischen Dystopien der nahen Zukunft erzählt werden, gibt es eine Folge namens Be Right Back. Sie spielt mit der Idee, dass wir in ein paar Jahren nach unserem Tod durch Klone ersetzt werden könnten, deren Persönlichkeit sich aus all den Spuren ergibt, die wir während unseres Lebens im Internet hinterlassen haben: Fotos, Unterhaltungen, Kontakte, Einkäufe, Suchanfragen… Wenn man das mit Manuel machen würde, hätte der Klon die Persönlichkeit eines Unterwäschemodels. Völlig langweilig, wie wenn ein Freund, den wir lange nicht mehr gesehen haben, uns unbedingt die Fotos seines letzten Familienurlaubs oder das Video seiner Hochzeit zeigen will.

Nach stundenlanger, vergeblicher Suche weiß ich nicht, was ich erwartet hatte, vielleicht so etwas wie www.manuelcamponbautista.de oder www.alvarosgroßonkel.com. Oder plötzlich auf der dritten Seite der Suchergebnisse auf seine Homepage zu stoßen, mit einer Fotogalerie, einer aktuellen Biografie bis zum Tod, Links zu seinen Profilen in den sozialen Netzwerken und einem Kontaktbereich, wo ich ihm schreiben und alle meine noch offenen Fragen stellen kann. Aber das wäre zu einfach und zu öde, wie wenn Leute mit viel Geld und Kontakten als Künstler große Karriere machen.

Es gibt eine Dokumentarfilmreihe von Mark Lewis aus dem Jahr 2019 namens „Don‘t F**k with Cats: Hunting an Internet Killer“, wo eine Gruppe Menschen sich über soziale Netzwerke zusammenfindet, um einen Mann aufzuspüren, der in einem Internet-Video eine Katze misshandelt und tötet. Dafür suchen sie Bild für Bild das Video auf Hinweise ab, die zu dem Aufenthaltsort des Mörders führen könnten. Die Arbeit der engagierten Internetnutzer ist lobenswert, es scheint unmöglich, doch die Amateurdetektive finden immer mehr Hinweise auf die Identität des Tierschänders und tauchen tiefer und tiefer in eine zunehmend raue und schmutzige Welt ein. Aber ich will nicht zu viel verraten, schauen Sie es sich besser selbst an. Die Geschichte zeigt jedenfalls, wie ein in einem Internet-Video begangenes Verbrechen mithilfe des Internets aufgeklärt werden kann. In meinem Fall geht das nicht, es gibt keine Möglichkeit, Manuels Situation mithilfe des Internets zu enträtseln oder aufzulösen, denn im Internet existiert er schlichtweg nicht.

Dabei muss ich an die Figuren von Borges, Bolaño und Vila-Matas denken, an Literatur erkrankte Wesen, die sich in verlorenen Büchern und Bibliotheken der Suche nach verlorenen Autoren und Büchern widmen, in einem endogamischen Spiel, wo die Literatur Rätsel und Antwort zugleich ist. Darin steckt eine Lektion: Um ein Mysterium aufzuklären, muss man das Medium kennen, in dem es sich abspielt. Was ist das Medium meiner Suche? Ich weiß so wenig über Manuel, dass es utopisch scheint, diese Frage jemals zu beantworten. Aus Verzweiflung und Neid suche ich nach dem Namen meines Onkels und füge „Literatur“ hinzu. Nichts. Ich probiere es mit „Buch“. Nichts. „Anthologie“. Treffer!

Verpixelte gelbe Buchstaben auf schwarzem Hintergrund, so dass einem nach einer Minute schon die Augen wehtun, leuchten mir auf der Homepage eines Krefelder Antiquariats entgegen, deren Aussehen und Gestaltung mit dem ältesten Kodex des Ladens mithalten kann. Über die rudimentäre Suchmaske der Website wird mir ein Titel aus dem Bestand angezeigt: „Anthologie des Niederrheins“ aus dem Jahr 1985, herausgegeben von einem kleinen Verlag namens „Jakobs&Ritter“. Inzwischen existiert der Verlag nicht mehr, aber zu seiner Zeit war er auf kurze Horror-, Western-, Liebes- und Erotikromane sowie auf juristische Handbücher spezialisiert. Pulp-Literatur und Juristen, was kann da schon schiefgehen? Ich prüfe die Informationen über die Anthologie und die Autorenliste kommt mir wie eine Aufzählung zufälliger Namen vor, ich erkenne keine einzigen davon wieder und muss mit einem verschmitzten Lächeln an die kindische Vorstellung denken, dass Autoren sich mit ihrem Werk unsterblich machen. Ich lese M. C. Bautista, die Initialen meines Großonkels. Kann es sein, dass Manuel in diesem Sammelband unter seinen Initialen geschrieben hat? Oder steht das „M“ für irgendeinen Michael oder Maximilian? Vielleicht liegt es an der Frustration über die vielen Stunden, die ich mit der Suche nach Manuel im Internet vergeudet habe, oder an der Tatsache, dass ich sonst keine Anhaltspunkte habe, aber ich packe diesen Zufall – zu vage, um ihn gar als Hinweis zu bezeichnen – und mache mich daran herauszufinden, ob dieser M.C. Bautista die Person ist, nach der ich suche.

Im Spanischen steht „Huella“ (Spur) für Fußabdruck, ein Zeichen, das der Fuß eines Menschen beim Gehen auf dem Boden hinterlässt, aber auch für Hinweis, Erwähnung, Anspielung.

Texto en español: https://stadt-land-text.de/2022/04/20/la-busqueda-internet/ 

Mehr von Álvaro Parrilla Álvarez

Desaparecer

“Si te esfuerzas puedes desaparecer,
si te esfuerzas puedes desaparecer…”

Los Planetas “Desaparecer”

Desaparecer, no dejar rastro, solo un par de recuerdos y alguna anécdota, pero nada más, no debe ser fácil. Porque no hablamos de desaparecer como hacen los magos tras una capa brillante o una nube de humo, ayudados por alguna distracción o ilusión óptica. Hablamos de desaparecer de verdad, que nadie pueda encontrarnos y que las pistas que conducen a nosotros sean tan crípticas o escasas que quien quiera hacerlo se pierda a mitad de camino o desista en la primera encrucijada, ante la duda de haber tomado el camino incorrecto y quedar perdido para siempre.

Excepto que sea de forma violenta, desaparecer requiere una intención, un deseo. Supongamos que Manuel lo hizo de forma deliberada, con el propósito de no ser encontrado nunca, de desvanecerse. En un ejercicio de liberación, de huida y escape. La elección entre la levedad y el peso, donde él eligió la primera sin dudar. Para lograrlo, rompió todas las conexiones, borró sus huellas y, en su huida, detonó los puentes que le unían a la memoria, al recuerdo.

Otra manera de desaparecer, con ese grado de perfección, es la desidia, la falta de interés o de objetivos, que de forma paulatina van ocultándote del mundo como una neblina, que al principio es pintoresca y al final termina en naufragio. Para que la desidia pueda obrar una desaparición así deben darse una serie de coincidencias y sincronías altamente improbables, como un plan perfecto urdido por el azar y que nos encaja como un guante. Sea voluntaria o por desidia, estamos en el mismo punto, ¿quién fue Manuel, dónde estuvo y por qué eligió la levedad?

No sé cómo buscar a alguien, nunca lo he hecho, más allá de algún amigo o conocido en redes sociales, pero en el mundo analógico no tengo experiencia. Creo que es una clara muestra de cómo Internet ha incapacitado cualquier habilidad práctica a los de mi generación, desde colgar unas cortinas a encontrar encontrar algo o alguien fuera de la red… Ante un posible cataclismo solo tengo capacidad para buscar en Google: “Qué hacer en caso de cataclismo”, compartirlo por Whatsapp y esperar que Internet no se caiga o me quede sin datos.

Por instinto, y por el cine que he visto, sé cuáles son los primeros pasos a seguir para buscar a alguien. Si esto fuera un Western, cabalgaría durante horas y preguntaría a todo aquel que se cruzara en mi camino: “¿Conoce a Manuel Campón Bautista? ¿Manolo? De España, no muy alto y con acento sureño”. Todos me responderían que no y seguirían su camino, actuando bajo la ley del silencio que rige en esta zona. Uno nunca sabe si será el siguiente en ser buscado. Habrá unos cuantos qué preguntarán por qué lo busco, si hay recompensa y si tengo alguna pista. Esos son los peores, buscadores como yo. Desconfiad de ellos. Cada tantos kilómetros me toparía con algún pequeño pueblo: Alpen, Flüren, Loikum… Allí entraría en el oscuro Saloon y repetiría las mismas preguntas, lo que provocaría algunos conflictos con los parroquianos. No les gustan demasiado los extraños y menos aún los que hacen preguntas. Tras resolver nuestras diferencias a puño limpio o, en el peor de los casos, desenfundando el revólver, volvería a ensillar mi caballo y continuaría mi camino mientras el sol se oculta en el horizonte.

Hamminkeln, Cielo, Himmel
Hamminkeln

Antes de calzarme las espuelas y ensillar a mi caballo, voy a seguir el paso básico en cualquier investigación: Reunir toda la información sobre la persona que se quiere encontrar. Así que nada mejor que empezar por el principio.

Manuel nació el 15 de marzo de 1931 en Utrera, un pueblo de la provincia de Sevilla, conocido por, entre otras cosas, ser una de las cunas históricas del flamenco. Hijo de José, capataz de una hacienda, y de Dolores, que tuvo en casa una panadería y cuyo nombre heredó mi madre. De joven, mi bisabuelo José fue además Guardia Real de Alfonso XIII, rey, que como todo buen Borbón, llenó de trampas y tropelías su reinado hasta que tuvo que exiliarse en 1931 ante la proclamación de la Segunda República. Según contaba mi abuela, su padre había alcanzado ese cargo por ser alto, rubio y bien parecido, recalcando que esas características eran algo excepcional en Andalucía en la década de los veinte.

Guardia Real Alfonso XIII
Guardia Real de S. M. el Rey Alfonso XIII

Siempre que alguien de la familia me cuenta esta historia, cita como testimonio una foto de mi bisabuelo vestido con el uniforme de la Guardia Real. Hasta yo sé describir los detalles menores de esa foto: el gesto de José de orgullo por el uniforme e incomodidad ante la cámara, la forma de los botones y las hombreras, la posición de sus manos y hacía donde dirigía la mirada… Pero la realidad es que no sé si alguna vez he visto esa foto o si solo la he imaginado a partir de lo que me han contado sobre ella. Por más que la he buscado, nunca he conseguido dar con ella. Así que me gusta pensar que esa imagen es un tesoro familiar, algo compartido solo por nosotros, entre soñada e imaginada, grabada en nuestro subconsciente a fuerza de describirla, en un delirio colectivo propio de una aparición mariana.

Manuel fue el tercero de cuatro hijos y el único varón. Tras Juana, la mayor e hija de un matrimonio anterior del que mi bisabuelo enviudó, Luisa y mi abuela María de la Paz, dos años menor que él. De la vida de Manuel en Utrera no tengo apenas pistas, ni su infancia, ni adolescencia, ni si estudió o desempeñó algún oficio. Apenas quedan testigos de esos días y los que quedan tienen la memoria difusa. Ante la falta de otros datos, aprovecho para aclarar que, aunque mi tío abuelo se llamaba Manuel, toda su vida fue conocido como Manolito, un diminutivo de Manolo que se deriva de Manuel. Por un momento me siento como en esas novelas rusas del siglo XIX donde un mismo personaje tiene tal cantidad de nombres y apelativos que acabamos pensando que son varios.

Manuel y María de la Paz

La ausencia de pistas se mantiene hasta que llegamos al punto de giro que necesita toda buena historia, Manuel decide en los años sesenta emprender la aventura en Alemania como tantos otros emigrantes. La fecha exacta es difícil de precisar, tanto mi tía como mi madre coinciden en que eran muy pequeñas. Mi madre recuerda en especial el primer regalo que les trajo su tío Manolito de Alemania: un juego de tazas de Mickey Mouse que fue la envidia del vecindario. Mi madre nació en el 60 por lo que podemos deducir que Manuel se marchó entre 1966 y 1968. A partir de aquí empiezan las incógnitas, los datos difusos y la aventura en Niederrhein.

Durante las últimas semanas he preguntado a mi familia sobre recuerdos, anécdotas, cualquier cosa que recuerden de mi tío abuelo, pero las respuestas han sido escuetas cuando no silencio. Mi madre me cuenta que era un hombre amable, educado y detallista, que siempre que volvía de visita a Sevilla traía regalos, cosas de calidad y difíciles de encontrar en la España de la época. También que siempre le gustaba ir en traje, buenos trajes, de esos gruesos de paño tweed, que evocan, de forma inequívoca, a décadas pasadas, si no fuera porque la moda, como la tragedia, es cíclica y ahora esa prenda es tendencia entre hipsters.

¿Cómo era? ¿Qué recuerdas de él? Sigo preguntando, pero por desgracia los que más lo conocían ya están muertos, y los que lo conocieron y me pueden hablar de él lo recuerdan de forma superficial, como una película que vieron hace tiempo y cuyo argumento casi no recuerdan, confundiendo a los actores que la protagonizaron. Una fábrica de cristal, un matrimonio fallido, tocó el acordeón en una banda, un concierto en Rusia… Son las escasas pistas que tengo, acompañadas de un par de fotos, fruto de un duro trabajo de arqueología en los álbumes familiares por parte de mis tías. Seguiré interrogando a mis familiares porque una parte de la memoria funciona por asociación. Así que si encuentro algo sobre Manuel aquí, despertará algún recuerdo allí y de ese modo poder seguir con una investigación de ida y vuelta.

A diferencia de mi tío abuelo, aunque es tentador, yo no quiero desaparecer, no quiero elegir la levedad, que mi familia me olvide o me pierda la pista. Por ejemplo, que mis sobrinas, pasados los años, no me reconozcan o termine siendo un total desconocido como llegó a ser Manuel para mi madre y sus hermanas. Quizá de eso va esta historia, de evitar que eso ocurra, de construir una memoria familiar, recuperando pistas, recuerdos, historias. Sembrando el camino de migajas de pan para que cuando alguien esté perdido, como lo estoy yo en esta búsqueda, pueda encontrar el camino de vuelta.

Ensillo mi caballo y lo dirijo adónde se está poniendo el sol. Según John Ford, lo más importante en un Western es situar la línea del horizonte en su punto exacto, arriba o abajo, según requiera la historia y los personajes, pero nunca en el centro. De eso dependerá si la historia es buena o no. Aquí en Niederrhein no hay problema con el horizonte, mire adonde mire, y sin apenas esfuerzo, lo encuentro: vasto, inalcanzable, retándome a seguirlo. Aún está por ver cómo es mi historia y la de Manuel, pero tengo claro que la línea del horizonte no estará nunca en el centro.

Hamminkeln, Cielo, Himmel
Atardecer Hamminkel

En español horizonte es sinónimo de límite y frontera, también de perspectiva y futuro.

Text auf Deutsch: https://stadt-land-text.de/2022/04/03/verschwinden/

Mehr von Álvaro Parrilla Álvarez