HfD (Hundevideos für Deutschland)

 

Hundevideos als Dialoggrundlage? ©giphy.com

Kurz habe ich überlegt, ob diese Gedanken zu stadt.land.text gehören, oder ob ich lieber anderswo über Politik rede. Aber das hier ist relevant für Südwestfalen. Im Märkischen Kreis II, dem Wahlkreis in dem ich zur Zeit wohne, haben 11,6% der Bevölkerung die AfD gewählt. Das ist relevant. Und es ist persönlich.

Die AfD bei knapp 13% in Deutschland. In meinem Geburtsland Sachsen mit 27% die stärkste Partei. Ich dachte, dass solche Ergebnisse mich wütend machen würden, aber ich bin traurig. Die Facebook-Seite der AfD im Märkischen Kreis postet „Danke für Ihre Stimme“. 139 Menschen liken das. Ich schaue sie mir an, jeden einzelnen.
Es sind Menschen, die ihre Kinder lieben und ihre Hunde, die niedliche Tiervideos teilen, die Spanienurlaub machen und „Pray for Mexico“ posten nach dem jüngsten Erdbeben. In manchen Dingen sind es also Menschen wie ich.
Aber es sind auch Menschen, die früher alles besser fanden, die Angst vor arabischen Männern haben und eine Weltverschwörung von Linken/ Juden/ der Bildungselite/ Feministinnen…. wittern.
Ich lese viel von christlichen Werten und frage mich, ob diese Menschen die Bibel gelesen haben. Jesus, ein jüdischer Flüchtling, sagt: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Meiner Meinung nach muss man zurzeit nicht lange suchen, um die geringsten, die schutzbedürftigsten unter unseren Brüdern zu finden. Meine, nicht sehr kontroverse, Bibelinterpretation: Wer im Jahr 2017 Christ ist, wird daran gemessen, wie er Flüchtlinge behandelt.
Die AfD-Wähler wollen, so wie ich das verstehe, ein eindeutiges Signal ans politische Establishment senden. Sie senden aber auch ein eindeutiges Signal an diejenigen unter uns, die arabisch/ lesbisch/ links/ muslimisch/ weltoffen/ türkisch/ grün/ feministisch/ jüdisch/ trans … sind. Sind wir nicht auch „das Volk“?
Was ist die Aufgabe von Autoren, Künstlern, Kreativen, Kulturschaffenden?
Was können wir tun, was kann ich tun, um Brücken zu bauen und Vorurteile abzubauen?
Wie entkommen wir den Blasen, in denen wir leben? Wo fangen wir an?

 

                                                                          Bereit für Erquickung. ©lka

 

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