Auf der Treppe zur Orangerie sitzt eine Frau. Sie hat eine große Tasche und die hat sie zwischen den Beinen. Ihr Haar ist windgestärkt, ihre Haltung rund. Sie sitzt gegenüber einem Pfad, der zur Virchowstraße führt. Rechts davon in Richtung Congress Hotel sind Sportfelder angelegt, ganz außen wirft ein Mann sehr kleinen Kindern Fußbälle zu. Die Kinder stecken in sehr kleinen Vereinstrikots, tragen sehr kleine Fußballschuhe und kicken fleißig, ihre Beine dabei akkurat gestreckt. Aus ihren Bewegungen ergibt sich ein Gleichklang: Das Kinn kippt auf die Brust, der Bauch wird zur Kugel. Wenn Bein und Ball sich getroffen haben, jubeln sie. Auch die Frau auf der Treppe zum Grugapark hebt ihr linkes Bein. Sie schlägt auf den nackten Unterschenkel, sie flucht. Zwei Jogger, die erst konzentriert die roten Schranken des grünen Pfades vor dem Park nacheinander passieren, schauen die Frau an, dann sich, dann sind sie weg. Es folgen Fahrradfahrer, Spaziergänger, eine Frau mit Kind. Sie steuern auf den Eingang der Orangerie zu. Die Frau auf der Treppe kramt jetzt hektisch in ihrer Tasche. Sie zieht einen Haufen kleiner Zettel hervor, ruft: „Das wird euch was kosten!“ Ein Mann, der von der Virchowstraße kommend auf die Schranken zugeht, schaut von seinem Smartphone auf, die Stirn in Falten gelegt. Ihm war, als hätte er etwas gehört. 16:29 Uhr
>Auf dem Weg zum Grugapark<
Der Grugapark wurde 1927 als botanischer Garten angelegt und ist Tier-, Sport-, Spiel-, Konzert-, Lehr-, Natur-, Kunst- und Grillpark in einem. Das kostet natürlich etwas. Eintrittspreise, Veranstaltungshinweise und vieles mehr sind auf der Webseite des Grugaparks zu finden. Das Nahrerholungsgebiet ist zentral im Süden von Essen gelegen, der Pfad vorbei an Congress Hotel und Orangerie ist beliebte Anwohner-Jogging-Strecke. Wenn man der Virchowstraße folgt, findet man sich im Haumannhofviertel wieder. Dort gibt es Villen, prachtvolle Reihenhäuser, einen Gemeinschaftsgarten und eine Liegewiese. Zum Zeitpunkt meines Besuchs wurden auf einem Zettel an einem Baum vor dem Gemeinschaftsgarten nächtliche Ernte-Diebstähle beklagt.
Vor dem Kiosk am Horstmarer See stehen mehrere Menschen. Zwei junge Frauen tragen je einen violettfarbenen Flipflop, die eine am rechten, die andere am linken Fuß. Sie haben ihren je anderen, flipfloplosen Fuß auf den beflipflopten gestellt. Gleichmütig schwanken sie zwischen freiem Stand und Kioskwand. Ein Mädchen springt barfüßig vor der Eiskarte auf und ab und ruft: „Papa heiß, Papa heiß!“ Papa zahlt in weißen Socken und weißen Turnschuhen mit einem 5 Euro-Schein das Cornetto-Eis für die Kleine und nimmt der Kioskmitarbeiterin eine Schale Pommes Schranke ab.
„Ich wollte mal fragen, wie das hier mit den Toiletten ist“, eine Frau drängt sich an den Wartenden vorbei und gibt dabei eine leere Flasche Cola ab, Pfandrückgabe 20 Cent. Die Kioskmitarbeiterin schnauft, sagt: „Da muss ich Ihnen aufschließen.“ Sie verlässt den Kiosk an der linken Seite, kommt nach vorne, geht mit der Frau an der Frontseite des Gebäudes entlang und bleibt vor einer unscheinbaren, holzvertäfelten Tür stehen, an der ein schmales Messingschild mit dem Piktogramm einer Frau angebracht ist. Die Mitarbeiterin schließt auf und sagt zu der Frau gewandt: „Aber nachher die Tür wieder zu ziehen.“ Dann kehrt sie in ihren Kiosk zurück. Vor der Toilettentür bildet sich augenblicklich eine eigene Warteschlange. Auf einem Schild neben der Toilettentür steht „Toilettenbenutzung 30 Cent“. Auf einem anderen im Inneren: „Die Toilette ist keine Umkleidekabine“. Rechts neben dem Waschbecken ein Hinweis über dem Papierspender: „Bitte kein Papier in die Kloschüssel, die Toilette verstopft sonst.“ Es gibt nur ein Klo, niemand zahlt 30 Cent.
Der Horstmarer See ist an eine Parkanlage im Seepark Lünen angegliedert, das ist von einem Schild abzulesen, auf dem auch die Park-Verordnung geschrieben steht. An den Innenseiten des Sees sind geriffelte Betonwände zu erkennen, im Wasser bilden Bodengewächse eine natürliche Nichtschwimmer-Grenze. Mehrmals ist Kreischen zu hören, „Iiih!“ und „Algen!“, dann wird geräuschvoll planschend zurückgeschwommen. Bis zur wenige Schwimmminuten entfernten Insel im See schaffen es nur Menschen in aufblasbaren Booten und ältere Frauen mit funktionskurzen Haaren. Stockenten ziehen eng an den Schwimmenden vorbei, das ultraviolette Spektrum des Gefieders ist eindeutig auszumachen. Kanadagänse gibt es auch, sie halten sich in Ufernähe auf.
Der See liegt still, die Anlage gefällt sich in ihrer Symmetrie. Fahrradausflügler fahren an den Liegenden vorbei, mehrere in gleicher Entfernung zueinander angebrachte Schilder mit Hunde-Piktogrammen am Weges- und Liegerand sind mit einem roten X versehen. Dazwischen der Hinweis: „Das Baden am See erfolgt auf eigene Gefahr“.
Die schattigen Plätze unter den wenigen, jungen Bäumen sind schon lange belegt. Zwischen zwei Büschen findet sich ein u-förmiges Muster aus weißen Rosenblütenblättern, davor hockt ein sehr junges Paar. „Schatzi, du sollst nicht ziehen, du sollst stramm halten“, sagt sie, während sie eine Decke zusammenrollt, die er auf den Boden drückt. „Schatzi, stramm!“ Schatzi guckt starr auf seine Hände. Ein kleiner, dicht befellter Hund läuft durch das Bild. Vom DRK-Kindergarten her nähern sich erste Großfamilien mit Grillutensilien, Essenstüten, Klappstühlen und Getränkeflaschen. Es riecht süßlich. / 17:01 Uhr
Ein Ausflug in die Kulturregion Hellweg: >Seepark Lünen<
*Wenige Kilometer von Dortmund entfernt, erstreckt sich der 63 Hektar große Seepark in Lünen, der – aus Sicht des Ruhrgebiets – das grüne Tor zur Kulturregion Hellweg ist. Ein Ausflug lohnt sich immer, denn das ehemalige Gelände der Zeche Preußen wurde 1996 für die Landesgartenschau umgestaltet und renaturiert – und ist beliebtes Naherholungsgebiet.
Der vordere Teil des Horstmarer Sees ist als Badesee ausgegeben. Die Preußenhalde gibt es noch. Man kann sie über einen ausgeschilderten Rundweg erreichen und besteigen. Im Horstmarer Loch, das heute auch als natürliches Amphitheater für Veranstaltungen genutzt wird, kann man sich in Höhenunterschieden messen. Kunst gibt es und eine direkte Anbindung an das Schloss Schwansbell sowie die Innenstadt von Lünen, was die Lüner rege nutzen. Auch gehört der Seepark zur Route Industriekultur und dem Emscher Landschaftspark.
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