Nachtrag; Fragmente, OWL <3
1. November 2017
Liebster Herr Blog,
leider war ich zuletzt rippenfellmäßig etwas ausgenockt, du darfst trotzdem noch ein bisschen Liebe, Freundschaft und Spätoktober abhaben. Hier noch drei schöne Gedichte zum Abschied und eine Danksagung:
Man ermisst schlichtweg oft nicht,
welche Horizonte einem vor die Türe gelegt sind.
Ein Begriff für das Ganze lässt sich kaum finden,
wir unterbinden in fremdartigem Befinden
die Welt unserer Maßregelung der Vorstellungswelt.
Das Einzige, was jetzt nur noch fehlt wäre Entgeiselung der Sinne.
Ich danke meinen Kettensprengern, allen die an mich glaubten, verstehen und lauschen.
OWL! (Oh wie lyrisch!)
Es gibt ein Land in dem die Freiheit wächst
nicht gebannt an Vorschriften,
Nachrichten, Fachsichten, Nachtschichten oder Berichte,
dass ein Rechtsruck tatsächlich wieder ein Thema ist
oder gewollte Kunst mitunter das Schema frisst.
Man lebt dort frei im Sinne des Wortzaubergeistes
ein Stück Bestand,
was als Pfand des kleinen Makrokosmos
ein wenig Magie immer bereit hält.
Hier wird liebend gelebt,
hier wird ausgiebig widerstrebt,
es wird inspiriert neu erkundet,
was Horizonte hinter sich lässt,
geschätzt ca. alle Tellerrandweiten zersetzt,
zur Ergießung einer Mikrokosmosidee
eines Kopfes mit viel Empathie.
Hier wird der Werre, der Weser, der Aa gehuldigt beim Lauschen,
denn es gibt dabei beeindruckendes Ohrmuschelrauschen
Und könnte man Liebe in Gold umwandeln
ich würde sie eintauschen
für einen Zeltplatz in OWL.
Von „Als Hipster nach Höxter“ bis zur Schokoladenfabrik
von der Wewelsburg, Regionalbahnbetrieb,
über tausend Wege im Teuto und dem was verblieb
nach dem Sturm der Gezeiten,
atme ich tief
ein und aus
denn Bielefeld existiert.
Japanische, botanische Gärten und die Unwegbarkeit der Ländlichkeit
Wolkendalmatiner und ein beobachteter Entenfight,
Zelten in kleinen Galerien der Großartigkeit,
Begegnung mit einem weißen Pferd am Rande der Endlichkeit,
Walnussbootbau für großartige Kinder,
Staunen, Lachen, Schmunzeln, was stets verhindert
zu zweifeln, zu hinterfragen,
was nur den Wert vermindert,
den ein Wort bedeuten kann für dich und mich.
Für alle Nullen und Einsen
allem zweifelnden Kleinsinn
zwischen Paderborn und Minden,
wir lassen uns die Freiheit des Wortes mitnichten entbinden.
Alles was ich erlebte, alles was ich empfinde
jeder Augenschmaus, jede Begegnung
mit der ich diese Zeit hier verbinde,
hat mir eine kleine Heimat erschaffen.
Natürlich muss ich bald wieder packen,
doch das Geheimnis hinter all diesen Worten
ist ein Stück Herzblut
an eine bezaubernde Region zu verorten.
In diesem Text ist ein Fehler:
er enthält nicht
alles Erlebtes, Gesehenes, Angestrebtes.
Doch:
Merci, Thank you, Takk fyrir, muchos gracias,
für alle Monate, Tage, Stunden, Minuten, Sekunden
ab jetzt fühle ich mich mit OWL
in meinem Wesen verbunden
Wewelsburg
Sterile Umgebung, Beklemmung und dann
orangene Sitzmöbel über einem schwarzen Gestirn.
Manche feiern sie bodenküssend gern,
die falsche Welt die darunter verborgen liegt;
voller Scham guckt ein Stück meines Seins zurück
auf Untaten, unterschlagene Grausamkeiten
unsagbarem Halbwissen
einer Person die in Hybris gefunden hat,
was sich nicht mal Ikarus zu denken anmaßte.
In den Katakomben ruht noch Unrat
einer Erbschuld, einer Mitwisserschaft,
dem Schlimmsterdenklichen,
was menschlich nicht begreifbar ist.
Denn meine Adern erschaudern,
ob des was gemauert,
dort noch Huldigung bekommt.
Hier ist kein Mittelpunktreich zu vermitteln.
Hier hing die Menschheit an einem falschen Konstrukt mal sehr schief,
uns gilt es das nun nicht nur zu bedauern, sondern nicht neu zu erbauen,
was damals dazu führte ein Sedativ der Gesellschaft zu werden.
In der Gruft steht das Wasser den Totenköpfen knietief.
Ein einzelnes Pferd draußen auf der grünen Weide interessiert es nicht,
was hier einst aus Unlauterem gegossen werden sollte
in eine faschistoide Phantasie,
die nur vermeinte ein totes Pferd reiten zu können.
Wir streichen diese Anbetungsstätte
verwandeln sie in ein Gedenken der Wahrheit,
der Wahrheit die hinter hohen Zäunen geträumt wurde.
Es gilt zu ermitteln, vermitteln,
wie es passieren konnte, noch geschieht,
es braucht Einblick und Ausblick,
eine Gesellschaft die ausspricht,
dass das hier kein Heiligtum,
sondern ein zu reminiszierendes Verantworten ist.
Die Burg selbst natürlich nicht,
nur das was in und um sie herum geschah,
aber das erschien ja nie auf einem Bauplan.
Und letztendlich noch die Zusammenfassung, die ich auf der Bühne bei der Abschlussveranstaltung geschrieben habe:
Hier lebten eure Poeten
vielleicht etwas verlebt,
denn wir geben alles für unsere Kunst
nicht nur für Gunst des Publikums
sondern um sich neu zu erfinden
Wir schaffen es Worte zu Sinn zu verbinden,
Worthülsen würden hinter Baumrinden
verschwinden, weil sie nicht genug Kraft haben
Kreativität zu vermindern.
Verkantungen und Baumarktgefühl
Orte der Erhabenheit,
verkehrsberuhigungsgekühlt
ein Trucker Jesus,
südwestfalenbefühlt;
Utopien in Wuppertal,
endloses Träumen,
Bullilogbuch, das kratzt an den Säumen
der Wahrnehmung Wirklichkeit,
denn es gibt Sommer am Sonntag
mit fliegender Flamingozuckerwatte,
die überwintert
eine Windschutzscheibe,
die nicht verhindert
alles, alles, alles wahrzunehmen.
Zum Beispiel Sauerlandheimat,
was diese bereit hat
zu bieten, zu geben, zu generieren.
Vom Bahndamm zum Buchfink
zum Witwenkränzchen
zum Schmieden und Stieren
zu Riesen und Wollschweinen
Start up mit 79 #surferparadies
aka. Sauerlandharmonie.
Ein Tod in Euskirchen
zwischen Koran, Bibel und Duden
lassen vermuten
hier will niemand versäumen
Wagnisse in Deutsch aufzuschreiben.
Es träumen Gedanken in diesen Zeilen,
aber lasst uns doch kurz bei unseren Poeten verweilen.
Flüchtige, tüchtige, aufrechte Menschen,
scheitern nur an den Grenzen
eine Linie die man einstmals überschritt
oder das Zeichen eines Stifts,
das uns den Verstand abschnitt.
11Drops zur sofortigen Einnahme
3 Smarties Wegführung
ein Name,
Einschätzung der Region
Busruckeln als Destination
Leverkusen, ein Grund für Kuchen
oder Fluchen
Gespiegelter Jazz
auf Feldern zu Pizza;
Kunst braucht hier kein Geländer
wir haben schon jetzt die Routen verändert;
denn Hellwege sind keine Höllenwege,
es gibt trotzdem Espressi,
man versetzt sich gut in die
Container, ausrangiert;
In Heesen gewesen
als Hipster nach Höxter
und bis nach China,
wir waren noch nie da,
wo wir gerade lebten,
bleiben trotzdem respektvoll
eure Poeten.
Verwegen auch einmal nachts
den Bahnhof zu betreten,
Wanne-Eikel, Gestirn der Volkssternlichkeit;
Es ist 18:58,
mehr als ein Sonnenfleck
und ein Wanderfalken
der dann verbleit
von einer Region
über 9 bis in die andere,
man muss auch sagen,
dass sich verwandelte,
was wir kannten,
woher wir kamen
und bald erwandern wir
neue Regionen,
Abertrillionen Expeditionen
voller Mut und Leben
Glut und Streben
Ein Wort: schwarz auf weiß,
just gehört, wirklich nice!
auf Papier zu behalten.
Ihr Job ist es unsere Kunst für uns zu verwalten.
Wir konnten uns umkrempeln, frei sein und walten
kleine Königreiche, die wir poetisch gestalteten;
Am Ende haben wir Sterne in den Augen,
Haikus in den Ohren,
und Millionen Möglichkeiten NRWs im Herzen.
Man kann das widerspiegeln von Kunst nicht unterbinden,
aus Zelten, Reisetaschen, Koffern und Heimwegen, Krümel von Aachen bis in den letzten Dachbalken in Minden,
Liebe Grüße,
eure Poeten, wir verbinden.