Man könnte sagen, die Wege sind gespurt

Ich fuhr durch Schnee- und Rapsfelder, durch militärisches Sperrgebiet und Autobahnunterführungen. 

Ich passierte die Wahlplakate von Florian, Christian, Stefan, Michael, Christina und noch einigen Michaels mehr. 

Ich duckte mich unter umgefallenen Baumstämmen, stand vor aufgerissenen, abgesenkten Straßen, kehrte um, suchte neue Wege, stand im Nichts, an roten Ampeln, vor geschlossenen Schranken. 

Ich hatte Rückenwind, Gegenwind, Seitenwind, Wind von schräg vorne, von schräg hinten, insgesamt viel Wind. 

Ich fuhr auf Bundesstraßen, Feld- und Radwegen, wich auf Gehwege aus und nutzte alte Bahntrassen.

Ich wurde geschnitten, angehupt und großzügig umfahren.

Ich machte Rast, aß Kuchen und Eis, füllte Trinkflaschen auf.

Ich sah Fertigungshallen und Logistikzentren, Zechentürme und Windräder, Kohlekraftwerke und Bauernhöfe, Pferdegestüte und Arbeitersiedlungen und Abräumhalden und Schützenhäuser. 

Ich hätte sehr viel Spargel und sehr viele Erdbeeren kaufen können. 

Ich überquerte Lippe, Ruhr, Funne und den Datteln-Hamm-Kanal. 

Ich fuhr an den Ufern von Möhne- und Sorpsesee, glitt über makellosen Asphalt. 

Und wurde auf Kraterstraßen heftig durchgerüttelt. 

Ich kam öfter vorbei als der Bus. 

Ich fror und schwitzte, 

ich wurde naß, 

ich hatte Krämpfe.

Mir taten die Füße weh, der Rücken auch. 

Ich hatte Pannen, wurde dreckig, ich putzte das Rad. 

Ich durchfuhr vier Monate lang den Hellweg.

Man könnte sagen, die Wege sind gespurt.

Folgt mir gerne nach, es ist sehr schön, und noch sind die Tage lang. 

Auf den richtigen Wind, glatte Straßen und gefüllte Trinkflaschen. 

Ich jedenfalls werde wiederkommen. 

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