Wiesenwaldtage

gestern spielte ich Tennis, auf der Wiese zwischen Wald und Wald
mit dem Hund und einem Rotmilan, ohne Regeln und Schläger

Der Rotmilan am Himmel und ein einzelnes Flugzeug.

Inlandflüge sind für niemanden mehr sicher
die Flieger sind leer, die Vogelgrippe ist zurück in Deutschland.

Den Tennisball fanden wir morgens im Wasser am Damm,

wir sind über verbotene Absperrungen geklettert um ihn von den Wellen zu nehmen,
der Rotmilan nahm ihn später aus dem Spiel und ließ ihn über einem Jägerstand fallen.

Er prallte noch einmal, mit dem Geräusch der Tennisplätze aller Länder der Welt ,

von der obersten Leitersprosse ab und verschwand in einem Mauseloch.

Der Hund suchte noch eine Weile nach dem Ball, aber nicht lange.

heute kletterte ich im Wald auf einen Baum.

Mein Kapuzenpulli leuchtete bunt und versteckte die meisten Teile meines Gesichts,
nur die Nase nicht.

Ein Mann in einem Auto,

das irgendwas am Auspuff hat,
kam über die Wiesen gefahren,
über Stock und über Stein,
es gibt ja keinen Weg

Ich hörte das ganze natürlich schon von Weitem kommen,

Landautos haben immer Auspuffprobleme,
wären selbst gern Traktoren,
werden ja eh wie welche behandelt.

Das Auto brauste auf meinen Baum zu,

schnurgerade auf mich und meinen Baum zu
in Zeitlupe trotz Höchstgeschwindigkeit,
so als befände sich ein Maßband zwischen uns
an dessen Anfang ich auf den Einzugknopf drücke und an dessen Ende das Auto klebt,
und mit einem Ruck unter meinem Baum zu stehen kommt.

Dass ich doch bitte woanders spielen soll sagte der Mann zu mir

Ich sagte nicht,
dass ich kein Kind,
sondern die großartige Schriftstellerin in Residenz bin und mir alle Bäume der Welt gehören.

 

 

 

 

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