Von Abschleppschuppen und Kultkneipen
1. August 2014
Das letzte Mal hab ich für „Taxi,Taxi“ Jupp interviewt. Wenn er um 17.30 Uhr den Zündschlüssel zieht, der Motor seines Wagens endlich schweigt und er nach Hause gehen kann, dann übernimmt Stefan das Steuer. Freitags bis Dienstags fährt er die Nachtschichten. An einem Freitagabend hat mich Stefan abgeholt und ich durfte ihn für ein paar Stunden begleiten. Unsere erste Station: Pontstraße, na klar. Schließlich ist ja Wochenende.
„Hier geht nichts vor 22 oder 23 Uhr los“, sagt Stefan, „Dann erst kommen die ersten Gäste an. Das Problem in Aachen ist, dass nichts mehr los ist. Höchstens das B9 hat noch mal unter der Woche auf, aber ansonsten fehlt das. Ich kenne da noch ganz andere Zeiten“. Diese anderen Zeiten kennt der 61-Jährige nicht nur aus seiner Jugend sondern vor allem auch aus 25 Jahren Taxi-Erfahrung. „Früher gab es mehr Diskos und einfach ein richtiges Nachtleben. Zum Beispiel die Bastei oder die Bar Femina am Elisenbrunnen“.
„Jetzt ist unter der Woche abends nur noch bei besonderen Veranstaltungen wirklich was los. Zum Beispiel bei den Shuttle Parties. Oder bei der Weltmeisterschaft natürlich. Da war’s ganz schlimm in der Pontstraße. Einfach kein durchkommen. Wenn ich gemerkt habe, dass die Pontstraße zu ist, hab ich schon einen ganz weiten Bogen drum herum gemacht. Aber zu der Zeit sind auch in der ganzen Stadt Korsos ohne Rücksicht auf Verluste durch die Straßen gefahren. “
Was gibt es noch zum Weggehen in Aachen?
„Mhh, die Auswahl zum Weggehen ist nicht mehr so groß. Natürlich ist da das Pontviertel, dann das Aoxomoxoa, der Musikbunker, das Hotel Europa oder auch das Kuckucksnest. Wir bringen auch viele Leute ins Starfish. Da ist das Publikum eigentlich ziemlich gemischt, also viele junge aber auch ältere Leute. Da würde sogar ich mich noch hintrauen“
Wie läuft denn der neue Jakobshof?
„Das scheint ganz gut dort zu laufen. Ist ja immer ziemlich viel Betrieb. Bevor der Jakobshof dort war, war der Tanzpalast ja nur noch ein reiner Abschleppschuppen und hatte auch den Ruf. Dementsprechend war das Publikum.
Was sind denn die Kultkneipen in Aachen, wo viele Gäste hingefahren werden wollen?
„Ja, das Knipp ist eine ziemliche Kultkneipe. Dort ist es ziemlich gemischt, aber tendenziell ein besseres Publikum.
Und dann gibt’s noch das Köpi’s. Da gehen viele hin, wenn überall sonst die Veranstaltungen vorbei sind. Um 4/5 Uhr ist es dort so voll, dass ich Fahrgäste gar nicht finde, wenn ich sie abholen will.
Und sonst so? Was machen die jungen Leute, wenn nicht gerade Wochenende ist?
„Unter der Woche fährt man die Gäste vor allem zu Studentenparties. An den Wohnheimen oder auch in die WG’s. Da merkt man aber meistens erst, dass es eine Party gibt, wenn man immer wieder zur gleichen Adresse fahren muss.
Gibt es in Aachen auch inoffizielle Parties, wie in anderen Städten? Zum Beispiel auf Industriegeländen oder so?
„Das habe ich bisher eigentlich nicht mitbekommen, nein.“