Das Foto zeigt eine Wiese mit See im Hintergrund

Arbeitsjournal: 31. August

Wenn man mit etwas beginnt, dann schrumpft die Gegenwart ein und die Zukunft wird groß und bedeutend. Sinngemäß beschreibt Rüdiger Safranski so die Erfahrung mit dem Neubeginn in seinem kürzlich erschienenen Buch „Zeit“. Dies habe ich in den letzten Wochen selbst auch so wahrgenommen. Man macht viele Pläne und konzentriert sich auf sein Konzept und die vor einem liegende Zeit. Alles ist neu, alles ist aufregend. An jeder Ecke wartet etwas: Menschen, Orte und Möglichkeiten. Man ist damit beschäftigt, gut zu starten und hängt immer schon ein Stück in der Zukunft. Man plant, macht Vorhaben, strukturiert und kann gar nicht anders, als sich dem Strom hinzugeben, der einen in Richtung der Umsetzung des begonnenen Vorhabens trägt. Die Zeit, die man in der Gegenwart verbringt, ist dabei sehr kurzweilig, weil sie immer schon zweckmäßig ist. Wer mit etwas beginnt, sagt ja nicht: „Ich schaue mir das mal an und dann sehen wir weiter.“ Vielmehr wird nahezu jede Minute auf ihre Zweckmäßigkeit geprüft. Dient sie dem Ziel? Markiert sie einen guten Anfang? Wäre es nicht sinnvoller, zunächst dies und das zu tun? Nun ist der erste Monat vorbei und einige Erfahrungen liegen hinter mir. Einiges ist schon gelungen, anderes würde ich eventuell jetzt schon anders angehen. Nach einem Monat nimmt die Gegenwart wieder mehr Gewicht ein, weil es schon eine Vergangenheit gibt. Man kann schon erzählen, was man erlebt hat, was der Anfang mit sich gebracht hat. Das entlastet die Gegenwart, aber auch die Zukunft. Man ist nicht mehr nur am Pläneschmieden, sondern am Umsetzen, Weiterplanen, aber auch schon Rückblicken. Das Gefüge aus Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit normalisiert sich wieder.

Heute Morgen besuchte ich den „Aachen Tourist Service“ und wurde dort mit Tipps und Informationen zu touristischen Zielen im Stadtgebiet ausgestattet. Nachmittags zollte ich dem vielleicht letzten, richtigen Sommertag Tribut und fuhr nach Eschweiler, um im Blausteinsee zu baden. Das habe ich mir sehr früh vorgenommen, als ich gerade begonnen hatte, mich mit der Region Aachen zu beschäftigen während meiner Vorbereitungen auf stadt.land.text. Mit dem Blausteinsee verbinde ich seitdem die Sommerphase des Blogprojekts und deswegen war es mir in den vergangenen vier Wochen wichtig, viel draußen zu sein, um in der Region den Sommer zu erleben. Sollte der Winter früh Einkehr halten, ist es möglich, dass ich außer dem Frühling alle Jahreszeiten in der Region erleben werde. Aus diesem Grund war heute ein wenig „Summerfeeling“ angesagt. Denn es macht den Anschein, dass der Herbst nicht mehr lang auf sich warten lässt.

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