Über den Dächern der Stadt
6. September 2015
Eigentlich wollte ich für stadt.land.text den Dom außen vor lassen, weil er natürlich in jedem Reiseführer und -ratgeber vorkommt und ich dem Aachener bestimmt nichts Neues und Erfrischendes über den Kaiserdom erzählen kann. Dann bekam ich jedoch den Tipp, dass es sehr selten – etwa zweimal im Jahr – die Möglichkeit einer Turmbesteigung gibt. Wie ich heute erfuhr, kann man den Turm jedes Jahr an den beiden Tagen erklimmen, wenn zu seinen Füßen, also auf dem Katschhof, dem Rathausplatz und rund um den Dom, der Europamarkt stattfindet.
Erklimmen ist ein gutes Stichwort, denn der gute Ausblick über die Dächer Aachens will verdient sein. Es geht über eine schmale Wendeltreppe im Turm hinauf. Sowohl beim Aufstieg als auch beim Abstieg hört man die Leute sagen, dass es ihnen vor lauter Im-Kreis-Gehen schon ganz schwindelig ist. Auch mir ging es so und ich war froh, als ich auf dem ersten Plateau angekommen war. Hier kann man erkennen, wie auf das karolingische Mauerwerk (aus der Zeit vor 800 n. Chr.) der jetzige neugotische Glockenturm aus dem Jahre 1879 bis 1884 gebaut wurde. Auf schmalen Holztreppen geht es dann weiter hinauf zur Galerie auf etwa dreißig Metern Höhe. Hier oben ist es kühl und zugig, aber der Ausblick lässt das schnell vergessen. „Wir öffnen den Turm immer dann, wenn eh schon viele Besucher in der Stadt sind“, erzählt mir einer der Aufseher oben im Turm. „Auch in der Adventszeit haben wir die Turmbesteigung schon angeboten. Aber da ist es hier sehr kalt und ungemütlich. Deswegen hat man sich für die beiden Septembertage entschieden, an denen der Handwerkermarkt ist und eh schon viele Menschen nach Aachen kommen. Denn es sind eher die Touristen, die auf den Turm gehen“, sagt er. Dabei lohnt sich der Rundblick wirklich: Neben den vielen herausragenden Gebäuden und Sehenswürdigkeiten erblickt man grünbepflanzte Dachterrassen mit Deutschlandfahne und Planschbecken. Man kann auf die Dächer des Doms – dessen Größe selbst von hier oben überwältigend ist – schauen und verliert sich schnell im Detailreichtum des Mauerwerks.
Einen Ausflug auf den Turm kann ich nur empfehlen. Aufgrund der vielen ehrenamtlichen Helfer, die es benötigt, um für die Sicherheit der Besucher zu sorgen, wird die Turmbesteigung nur sehr selten angeboten. Aber wenn man gerade auf dem Europamarkt ist und über den Katschhof schlendert, sollte man mal hochschauen zum Domturm, die Menschen auf der Galerie fallen einem sofort auf.