Feuerwerk oder Dauerbrenner? Teil 2
27. Oktober 2015
Mein liebster Fund im Brückenkopfpark in Jülich ist eine Telefonzelle vom Typ „Clubtelefon 5“, die die letzten knapp zwanzig Jahre an dieser Stelle überlebt hat und die im Jahr 1998 noch von enormer Wichtigkeit gewesen sein muss. Denn auf dem Rundweg durch den Park wird die kleine, traurig verlassene, vor sich hin vermoosende Zelle immer wieder ausgewiesen. Ein Relikt aus Zeiten, als Handys noch Geschäftsleuten vorbehalten waren. Auch diese, wie Insektenaugen geformten Geräuschabschirmmuscheln hat man so lang nicht mehr gesehen, dass man unweigerlich denkt: Ach, stimmt, so war das mal. Nach den richtigen Telefonhäuschen mit Tür und Telefonbüchern kamen diese Hartplastikfreiluftzellen wie diese hier. Die Mädchen, die gegenüber der vergessenen Zelle gerade Ponyreiten lernen, haben ein solches Telefon wahrscheinlich noch nie benutzt. Die einsame Telefonzelle mitten im Wald steht wie ein Sinnbild für das Dilemma des Parks. Was sich im Gartenschaupark Zülpich erahnen lässt, ist im Brückenkopfpark in Jülich längst Realität. Moos überall. Man kann hier nicht von angestaubt sprechen, auch wenn es der richtige Ausdruck wäre. Verwuchert, vermoost, vergrünt. Das Abgerockte hat auch seinen Charme – keine Frage. Aber man fragt sich in dieser Parkanlage ernsthaft, ob das Erbe der Landesgartenschau zu schwer gewogen hat. Ob es ein Segen ist oder ein Fluch, eine solch große Parkanlage in der Stadt zu haben. Bei sieben Euro Eintritt glaube ich nicht, dass der Jülicher regelmäßig zum Flanieren in den Park geht. Mich wunderte es auch, dass der kleine Skatepark und der Spielplatz so gut mit Kindergeschrei und Skateboardgeklacker belebt waren. Aber ist man ehrlich beim Durchstreifen der Gärten und hat man noch im Hinterkopf, wie das in Zülpich im Jahr eins nach der Gartenschau aussah, dann muss man eingestehen, das Feuerwerk ist hier längst abgebrannt. Man macht aus den Überbleibseln des Ausnahmejahres noch gerade eben das Beste.