Der Sprachkünstler
19. September 2016
Folge 3: Manfred Lang sagt was
Im Mechernicher Biergarten hat sich eine kleine Menschentruppe unter einem weißen Schirm zusammengerottet. Es regnet. Unter dem Heizpilz sitzt es sich trotz Usselwetter gemütlich. Und zu erzählen, gibt es viel. Denn Manfred Lang ist da. „Nennt mir ein himmlisches Wesen mit nur einem Buchstaben“, verlangt er in die Runde: „J“, sagen die anderen wie aus einem Munde und lachen. Natürlich wissen sie das. Die drei kommen hier aus der Gegend. Sie beherrschen ihre Mundart. Manfred Lang hat sie jedoch perfektioniert. Er tritt regelmäßig mit einem Comedyprogramm mit Eifeler Platt auf und hat sogar Bücher zur Mundart geschrieben.
Doch was heute auf der Bühne richtig gut ankommt, war für Lang damals ein Problem. „Als ich schulreif wurde, wollten die mich zuerst nicht haben“, sagt Lang. „Ich konnte einfach kein Hochdeutsch sprechen“, fährt er fort und lacht. Schließlich habe es ihm seine Mutter im Eilverfahren beigebracht und mit der Einschulung hat es dann doch noch rechtzeitig geklappt.
Lang ist in dicke Rauchschwaden eingehüllt. Aus seiner Pfeife wabert ein gemütlicher Holzgeruch. Dann sagt er was. Die anderen am Tisch kugeln sich vor Freude. Das Spiel mit der Sprache kann er eben. Und obwohl man als Außenstehender manchmal wenig bis gar nichts kapiert, lacht man mit; mit „Manni“, wie ihn hier alle nennen. Sein bester Freund Ricky, der im Nachbardorf wohnt, sitzt neben ihm. Die beiden waren bei der Bundeswehr im hohen Norden. „Als wir dort zusammen im Panzer arbeiteten, haben die anderen nix verstanden“, erinnert sich Lang. Manchmal sei das durchaus praktisch gewesen. „Wir konnten uns auf Platt trotzdem Luft machen.“ So wurden die beiden unter den Kameraden schnell bekannt. „Na ja eigentlich war das schon nach der ersten Vorstellungsrunde so.“ Langs Mund kräuselt ein Schmunzeln, dann bricht es aus ihm heraus: „Sch `eiße Manfred Land!“ Zu Hochdeutsch: Ich heiße Manfred Lang.
Mit Wortwitz und Wortgewandtheit hat es Lang bis zur Zeitung geschafft. Er selbst findet seinen Werdegang bei der Kölnischen Rundschau immer noch skurril. „Ich wollte damals einen Termin vom SC Bleibuir anzukündigen“, beginnt er und erzählt, dass er die Mitteilung selbst in die Redaktion nach Gmünd gebracht hat. „Joar, und die waren zu der Zeit auf der Suche nach einem neuen Freien Mitarbeiter“, erzählt Lang. Jedenfalls habe der zuständige Redakteur zu ihm gesagt: Setz dich da hin und schreib selbst. Und das hat Lang dann auch gemacht. Aus seiner ersten Geschichte über den SC wurden bald mehr und schließlich folgte sogar ein Volontariat. „Ich habe 25 Jahre als Redakteur für die Zeitung gearbeitet“, sagt Lang. Eine gute Zeit, in der er viel gelernt habe. „Aber je älter ich wurde, desto mehr habe ich mich an das erinnert, was ich eigentlich früher einmal machen wollte: was mit Kirche.“ Inzwischen ist Lang Ständiger Diakon.„Ich wurde 2007 mit zwölf anderen im Aachener Dom nach unserer Ausbildung ins Amt eingeführt“. Seelsorge, Taufen oder Hochzeiten – für all das ist Lang inzwischen zuständig. Nebenbei hat er sich noch ein zweites Standbein gesucht: eine Stelle, die für die unterschiedlichsten Dienstleistungen Pressearbeit übernimmt: „So können sich die Unternehmen einen Pressedienst leisten.“
Manfred Lang hat viele Seiten. Wenn er da so sitzt, mit seiner Schiebermütze und seinem Ledertäschchen voller Pfeifen, dann erinnert er ein bisschen an Sherlock Holmes. Einen Eifler Sherlock Holmes, der einem immer nützliche Dinge beibringt: „Es gibt 77 Worte für ‚Auf’s Maul hauen‘ im Platt“. Dafür gebe es aber keines für Liebe. Ich glaube das nicht. Ich glaube es heißt Alaaf!