Eigentlich ein Foto vom Ostenhellweg – aber der Westenhellweg liegt am Horizont. ©mhu

14:57 Uhr, Dortmund Westenhellweg

Vor einem Bekleidungsgeschäft am Westenhellweg hockt ein Mann. Neben ihm: Stromkasten, unter ihm: Isomatte. Er sitzt da öfter, wenn nicht täglich. Jetzt ist Samstag und einiges los in der Innenstadt. Der Westenhellweg wirkt an solchen Tagen wie ein stark befahrenes, aber recht kontrolliertes Flussbett. Ab und an ein Rempeln, ein Hallo, gehts noch, genervtes Schauen, verschworenes Lachen – aber wo ist das nicht? Zwischen Taschen und Tüten schlängelt sich ein kleiner Mann durch, neben sich schiebt er ein Fahrrad her. An Lenkrad und Gepäckträger sind handbeschriebene Plakate aus Pappe angebracht. Irgendetwas Prophetisches steht drauf. Er kommt hier auch öfter vorbei. Der Mann neben dem Stromkasten guckt leer. Kennt er schon. Kennt er alles schon. Als ihm aber eine Frau plötzlich ihre Zigarette in die Hand drückt mit den Worten: „Hier, nimm ruhig meine Fluppe. Ich muss mal kurz in den Laden da rein“, schaut er verwundert auf. Er will etwas sagen, aber die Frau ist schon bei den Tops am Eingang des Modegeschäfts. Schlaff qualmt die Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger. Der Mann mit dem Fahrrad ruft mal wieder: „Das Ende ist nah!“ 15:04 Uhr


>Innenstadt Dortmund<

Eigentlich ein Foto vom Ostenhellweg – aber der Westenhellweg liegt am Horizont. ©mhu
Eigentlich ein Foto vom Ostenhellweg – aber der Westenhellweg liegt am Horizont. ©mhu
Im Mittelalter waren der Westen- und der daran anschließende Ostenhellweg Teil der Heer- und Handelsstraße Hellweg, die bereits Karl der Große genutzt haben soll. Damals verliefen die beiden Wege innerhalb der historischen Mauern von Dortmund. Der Westenhellweg ist eine der meistbesuchtesten Einkaufsstraßen in Deutschland.

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