Dortmund Kaiserviertel ©mhu

22:13 Uhr, Dortmund Kaiserstraße

Die Ampeln stehen auf Rot am Ostenhellweg. Zu dieser Uhrzeit zeigt sich der Schwanenwall groß und leer. Auf der anderen Seite der Kreuzung wird das querformatige, über der Kaiserstraße angebrachte Schild „Gut leben und einkaufen – Kaiserviertel – Dortmund“ warm beleuchtet. Noch sind es 20 Grad Celsius, ab und an ist das Geräusch von rückenden Stühlen zu hören. Dazu: klirrendes Glas, tiefe Stimmen, sanftes Gelächter.

„Die Welt soll ein Schaufenster sein / doch ich laufe nur daran vorbei“ hallt es aus der Innenstadt. Zwei Fahrradfahrer nähern sich der nach wie vor roten Ampel am Ostenhellweg. Der eine ist erkennbar hell gekleidet – helle Shorts, helles Shirt, graues Basecap. Der andere trägt das gleiche in schwarz, in seiner Hosentasche spielt die Musik. „Alles kann man kaufen, außer Lebenszeit / Alles wiederholt sich, außer ’ne Gelegenheit.“ Beide Männer sitzen auf Mountainbikes. Mit den dicken Reifen hüpfen sie ungeduldig auf und ab. Eine Frau auf einem Hollandrad hält vor der Ampel, schaut ihr entgegen, wird vom Schein rosé-rot.

Der in schwarz gekleidete Fahrer dreht jetzt Kreise auf der Fahrbahn. Die Frau legt die Stirn in Falten, sie hat die Lenker ihres Fahrrades fest im Griff. Ihr Blick weiterhin: starr ampelgerichtet. Die beiden Männer nehmen keine Notiz von ihr. Als es grün wird, müssen sich alle drei kurz besinnen: Es geht weiter, jetzt. Sie treten in die Gänge, die Männer nehmen Fahrt auf. Unter dem Kaiserviertel-Schild sagt der Hellgekleidete so etwas, wie: „Geile Stimmung“. Der andere reagiert nicht. Seine Hose tönt: „Unterschätz nie die Kraft, die der Zufall hat / Du denkst viel zu lang, viel zu lang nach – Zug verpasst .“ Die Frau biegt an der Hohenzollernstraße rechts ab. 22:15 Uhr


>Das Kaiserviertel<
Das Kaiserviertel am Abend. ©mhu
Am Ende des Ostenhellwegs verlängert sich die Innenstadt von Dortmund um die Kaiserstraße. Cafés, Boutiquen, Altbauten und grüne Ecken: Das Kaiserviertel ist neben dem Kreuzviertel ein beliebter, innenstadtnaher Wohnort. Außerhalb der ehemaligen Wallanlage angesiegelt, ließen sich hier zu Zeiten der Industrialisierung viele Unternehmer nieder. Heute ist das Viertel Einkaufs- und Flaniermeile. Und kulinarisch soll es auch hoch hergehen.

Mehr von Melanie Huber