Wie auf dem Wartegleis abgestellt

„Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ – das ist ihr Status in Deutschland. Es sind meistens Jungen, die aus ihrem Land fliehen müssen, weil dort Krieg herrscht. Die Eltern schicken sie in die Fremde. Auch wenn ungewiss ist, ob und wann sie sich wiedersehen können. Auch wenn die Flucht gefährlich ist ohne Papiere, meist ohne genug Geld, ohne klares Ziel. Doch die Gefahr, zu bleiben, scheint größer. Das Ziel vieler Flüchtlinge ist Skandinavien, weil sie gehört haben, dass dort schneller als in anderen Ländern Aufenthaltsgenehmigungen erteilt würden. Viele von ihnen erreichen aber den Norden Europas nicht, weil sie irgendwo vorher aufgegriffen werden; häufig dort beim Versuch eine Grenze zu passieren. Für minderjährige Flüchtlinge endet die Flucht in dem Ort, wo sie aufgegriffen werden. So besagt es das deutsche Gesetz. Die Gemeinden und Städte müssen sie dann unterbringen und Verpflegen. Und das bedeutet für die Verwaltungen eine große bürokratische Herausforderungen. Ehemalige Schulen, kirchliche Einrichtungen etc. werden umfunktioniert und als Flüchtlingsheime genutzt. Wenn selbst das nicht mehr reicht, werden die Jugendlichen Flüchtlinge auch schon mal in gewöhnlichen Hotels untergebracht. Dort wohnen sie inmitten „normaler Touristen“. Und genau das passiert auch in Aachen.

Davon hat im vergangenen November die FAZ berichtet. Die beiden Fotografie-Studenten Christian Cunitz und Julius Matuschik aus Hannover haben diesen Artikel gelesen. Für sie war es der Startschuss für ein Projekt, das nichts mit der Universität zu tun hat, aber in das ihr Herzblut fließt. Warum ich von alledem erzähle? Durch Zufall habe ich von den beiden auf jetzt.de gelesen: Sie sind dem FAZ-Artikel auf den Grund gegangen, und dafür nach Aachen gekommen. Entstanden ist daraus ein Crowdfunding-Projekt. Letzte Woche habe ich mich mit den beiden unterhalten – über ihre Idee, über ihre Eindrücke und über das Magazin, das sie nun veröffentlicht haben.

Mehr von Ines Kubat