Das Foto zeigt ein Haus und ein Schild mit der Aufschrift Bundesrepublik Deutschland

Arbeitsjournal: Montag, 14. September

Als ich am Freitag den Text zum westlichsten Punkt der Bundesrepublik schrieb, wollte ich eigentlich ein paar Sätze zum Schengener Abkommen einflechten, das Europa die Reisefreiheit gebracht hat oder viel mehr die Aufhebung der Grenzkontrollen. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt geahnt, dass die Bundesregierung zwei Tage später an der Grenze zu Österreich das Abkommen aufheben und wieder Grenzkontrollen einführen würde, hätte ich es auf jeden Fall getan. Dann wäre auch mein Besuch in Selfkant anders verlaufen und der Text wäre wahrscheinlich ein völlig anderer geworden, denke ich. Vor Ort nahm das Thema Grenze durchaus viel Raum ein. Allerdings hatte ich dabei immer die Frage im Kopf, wozu wir Orte wie den „Erlebnisraum Westzipfel“ als touristische Ziele brauchen? Ich kam zu dem Schluss, dass wir den geographischen Aspekt hervorkehren und uns anhand dessen verdeutlichen, wo unsere Grenzen verlaufen, wo wir geographisch beginnen und enden, ohne noch die Grenze als Abgrenzung zu betrachten. Indem das Schengener Abkommen nun auf unbestimmte Zeit außer Kraft gesetzt ist – zwar zunächst nur im Süden – verändert sich auch wiederum der Blick auf die Grenze. Wie schnell sich auch das Gefühl für die Grenzen durch eine solche Maßnahme ändert, hat mich heute sehr beschäftigt. Denn meine Vorstellung von Ländergrenzen hatte sich durch stadt.land.text gerade erst verändert – nun kommt ein weiterer Aspekt hinzu. Ich denke, es wird in den kommenden Wochen noch einiges darüber zu berichten geben.

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