Arbeitsjournal: Freitag, 20. November

Den „Tag des Vorlesens“ verbrachte ich in Jülich im Gymnasium Zitadelle, um über stadt.land.text, den Beruf des Journalisten und das Bloggen zu sprechen. Ein schöner Ort für eine Schule. Um die verschiedenen Schulgebäude zu erreichen, muss man zunächst über eine Brücke, man überquert den Wassergraben der Zitadelle. Im Schulhof werden archäologische Ausgrabungen durchgeführt. Inmitten der historischen Mauern lässt es sich bestimmt besser lernen als in einem dieser 70er-Jahre-Beton-Bunker, in dem ich zur Schule gegangen bin. Die Gebäude haben auf jeden Fall viel Charme, denke ich, obwohl es noch dunkel ist, als ich um 7.20 Uhr ankomme. Die armen Schüler müssen um diese Uhrzeit schon fit sein. Als Journalist ist das anders. Die Welt muss sich morgens erst mal ein paar Stunden drehen, bevor wir anfangen darüber zu berichten. Naja, zumindest bei der Zeitung. Auf dem Programm stehen für mich fünf Besuche in fünf neunten Klassen. Im Lehrerzimmer sagten mir die Lehrer am Ende des Tages, dass sie es mutig fänden, dass ich mich vor die neunten Klassen gestellt habe. Es sei ein schwieriges Alter. Ich hatte ja keine Ahnung, sage ich. So gut kenne ich mich mit Schulklassen und Jahrgangsstufen nicht aus. Deswegen hatte ich mir keine Gedanken darüber gemacht. Aber ich hatte nicht das Gefühl, dass die Schüler schwierig sind. Dass man als Schülerin oder Schüler nicht auf jedes Thema sofort große Lust hat und eher erstmal abwartet, verstehe ich. Dass man am Anfang eher erstmal einen auf Anti macht, ist geschenkt. Man muss schließlich cool sein und jede Klasse hat da eben ihre eigene Sprache und Haltung. Aber in jeder der fünf Schulstunden löste sich diese Barriere mit der Zeit auf. Es gab in jeder Klasse mehrere Schülerinnen und Schüler, die sich für das Thema interessierten und gerne ihre Gedanken beisteuerten. Manche haben auch schon einige Texte oder Kurzgeschichten geschrieben.

Mehr von Harald Gerhäusser