Das Foto zeigt das Innere einer Kirche

Kalter Entzug vom 2.0

Was zu Beginn von stadt.land.text eigentlich nur eine fixe Idee war, habe ich also tatsächlich durchgezogen: Ich war im Kloster. Nicht nur für ein kurzes Interview sondern für anderthalb Tage, damit ich zumindest einen kleinen Einblick in das heutige Leben von Ordensschwestern bekomme. Warum mach ich das, fragen mich viele. Was ist der Reiz? Schließlich bin ich nicht wirklich sehr gläubig. Zwar wurde ich christlich getauft, hab dann aber mit den Jahren – wie so viele andere – den Bezug zur Religion im Alltag eher verloren. Statt in die Kirche zu gehen, schlafe ich sonntags aus. Statt abends meine Hände zum Beten zu falten, wählen sie das Fernsehprogramm. Der Reiz, ein wenig Zeit im Kloster zu verbringen war also eher die Neugier, wie es ist, wenn man sein ganzes Leben Gott schenkt und nach dessen Anbetung ausrichtet. Und was weiß man schon wirklich vom Klosterleben? Viele Menschen stellen sich ein karges Leben voll Entsagung und harter Arbeit vor. Manche stellen vor meinem Besuch sogar die Frage, ob das Kloster Elektrizität habe. Hat es. Und weder musste ich auf der Türschwelle mein Handy abgeben noch ein Schweigegelübde ablegen.
Aber es stimmt schon: ich war mir auch nicht sicher, wie man sich auf einen Tag und eine Nacht im Kloster vorbereiten sollte. Zu Gast war ich bei den Armen Schwestern des Heiligen Franziskus, dem Schervier Orden im I. Rote Haag Weg. Das Gebäude, bei dem ich ankam, hätte man auch leicht für ein Einfamilienhaus halten können. Aber das Klingelschild mit Aufschrift „Damiano“ verriet mir, dass ich richtig war. Genauso wie der freundliche Empfang von Schwester Juliane Maria. Unter ihrer Leitung leben und arbeiten die drei Schwestern Irmberta, Regina Maria und Gregora.

Das Zimmer, das ich beziehen durfte, spiegelt eigentlich den Stil des ganzen Hauses wider: Tapete und Möbel sind einfach und bescheiden, an Wänden und in Regalen findet man Zeichen und Zeugnisse des christlichen Glaubens.

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