Das Foto zeigt eine Faamilie vor einem Haus

„Hier sind wir eine Familie“

„Zu Hause habe ich tausende Bücher gelesen, und hier fühle ich mich plötzlich wie ein Analphabet“, übersetzt Kinda Alsawadi ihren Mann Khder Alaghaa vom Arabischen ins Englische. .

Die beiden sind syrische Flüchtlinge. Er ein bekannter Autor, Journalist und Lyrikkritiker. Sie hat als Journalistin in derselben Zeitung gearbeitet wie er. Damals in Damaskus. Das ist mittlerweile schon viele Monate her. Beide hatten nämlich eine regimekritische Haltung, die sie nicht aufgeben wollten. Aber selbst neutral zu berichten war in ihrem Heimatland nicht mehr möglich, wo die Polizei die Macht über die Medien übernommen hat, erzählt mir Kinda Alsawadi. Ihr Mann wurde durch Drohungen schließlich dazu gedrängt, seinen Job bei der Zeitung aufzugeben.

Eine ähnliche Geschichte erzählt Mohammad Al.Matroud. Er ist ebenfalls ein syrischer Autor und Journalist, der in seinem Land nicht mehr arbeiten konnte, und schließlich nach Deutschland floh. Beziehungsweise folgte er – genau wie Khder Alaghaa – einer besonderen Einladung: Seit vielen Jahren ermöglicht die Heinrich Böll Stiftung politisch verfolgten Autoren eine Zufluchtsstätte und Wohnmöglichkeit für mehrere Monate. Fernab von den kriegerischen Zuständen in ihrer Heimat. Mitten im Dürener Land – genauer gesagt in dem klitzekleinen Ort Kreuzau.

Vor einigen Wochen war ich dort – im Heinrich Böll Haus – zu Gast und habe mich mit den syrischen Flüchtlingen unterhalten – über ihre Arbeit, die Gedanken an ihre Heimat und warum sie trotz ländlicher Idylle nicht zur Ruhe kommen.

Mehr von Ines Kubat