3. Heilwasser

Seit Kriegsbeginn habe ich an die vierzig Interviews gegeben und in etwa ebenso viele Auftritte, Diskussionen und Lesungen absolviert. Gezählt habe ich sie nicht. Ich habe mich in diesem Krieg aufgelöst, mich selbst verloren, habe nahe Menschen verloren. Im Juni komme ich für ein paar wenige Tage ins Sauerland zurück, wie zu einer Kur. Die kleine Stadt, die mir Unterschlupf gewährt hat, ist wie geschaffen für diese Mission. Früher gab es hier Wasserkuren. Hier weiß man, was unglückliche Menschen sind.

Dr. August Grüne, ein Schüler des Priesters und Begründers der Wassertherapie Sebastian Kneipp, eröffnete Ende des 19. Jahrhunderts mitten im Zentrum von Olsberg ein renommiertes Sanatorium. Zahlreiche Kurende begaben sich hier freiwillig in Behandlung, nahmen kalte Duschen und hackten im Hof Holz. Heilung durch Bewegung, nannte sich das. Das Sanatorium konnte in seinen besten Zeiten 70 Patienten aufnehmen. Das damalige Gebäude ist nicht erhalten, aber um Kneipp kommt man in Olsberg nicht herum, selbst wenn man wollte: An jeder Ecke stößt man auf eine Gipsplastik des gebückten Geistlichen mit seinem Birett. Der Priester streckt, meiner Meinung nach ziemlich aufreizend, sein linkes Bein unter der Soutane hervor und begießt es mit Heilwasser aus einem Krug. Insgesamt 35 dieser Plastiken, die alle die gleiche Form haben, aber in verschiedenen Farben bemalt sind, hat man in Parkanlagen, entlang der Straße, an Weggabelungen, vor Friseurgeschäften und Bäckereien aufgestellt, die sind einfach überall. Manche haben keine Arme mehr. Die versehrten Kneipp-Figuren rühren mich besonders, denn ich bin auch versehrt. Der Sohn meiner Freundin ist im Krieg gefallen. Um Mitternacht, wenn ich nicht schlafen kann, laufe ich durch die menschenleeren Straßen, am Bachufer grüße ich Kneipp Nummer 24 und steige bis zum Knöchel in das eiskalte Wasser, genau so, wie das Doktor Grünes Patienten vor einhundert Jahren taten. Das Wasser heilt noch immer, wie damals.

Später erfahre ich, dass Grüne Junior ein überzeugter Nazi war und während des Krieges einen hohen Posten innehatte.

Krieg und Kur überschneiden sich in Raum und Zeit. Auf der einen Seite die Vergangenheit, auf der anderen Seite die Zukunft. Doch die Vergangenheit kann uns nichts mehr lehren, sie hat kapituliert, und die Zukunft ist ungewisser denn je.

„Deine Heimat ist dort, woher deine Traumata stammen“ – so beginnt ein Text von mir, den ich auf Deutsch geschrieben habe und auf einer weiteren Veranstaltung über den Krieg lese. Vier Zuhörer sitzen im Saal. Eine fremde ältere Frau kommt danach zu mir und erzählt mir, ihr Vater sei bei der SS gewesen und hätte in der Ukraine gekämpft, sie habe das immer gewusst, aber ihr Vater habe nie davon gesprochen. Er ist schon gestorben und hat der Frau nur dieses Trauma hinterlassen, es ist für sie eine schwere Bürde.

„Wenn deine Heimat dort ist, wo deine Traumata sind“, sagt die Frau, „dann ist also die Ukraine meine Heimat.“

Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe

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3. Цілующа вода

Відколи почалася війна, я дала близько сорока інтервʼю, стільки ж було виступів, дискусій та різноманітних читань. Хоча хто їх рахував. Я розчинилася у цій війні, втратила себе, втратила близьких. У червні повертаюся до Зауерланду всього на кілька днів як на реабілітацію. Містечко, що мене прихистило, якнайкраще підходить для цієї місії. Колись тут лікували холодною водою. Тут знають, що таке нещасні люди.

Доктор Авґуст Ґрюне, послідовник католицького священика і засновника водотерапії Себастіана Кнайпа, відкрив наприкінці ХІХ століття у самому центрі Ользберґа відомий санаторій. Численні добровольці тут дозволяли знущатися над собою, приймаючи холодний душ і рубаючи у дворі дрова (що називалося лікуванням через рух). За кращих часів санаторій міг прийняти сімдесят пацієнтів. Сама будівля не збереглася, але про Кнайпа в Ользберзі забути не вдасться, навіть якби захотів: куди не ступиш, обовʼязково наштовхнешся на гіпсову фігуру скарлюченого священика в біреті. Священик, по-моєму, доволі спокусливо, висуває з-під сутани ліву ногу і ллє на неї з глека цілющу воду. Таких фігурок, разом тридцять пʼять, однакових за формою, але по-різному розфарбованих, повстановлювали у парках, уздовж дороги, на перехрестях, навпроти перукарень та кондитерських, вони всюди. У кількох відламані руки. Покалічені Кнайпи якісь особливо зворушливі, бо я теж почуваюся скаліченою. Син моєї подруги загинув на війні. Опівночі, не можучи заснути, я прогулююся безлюдними вулицями, на березі струмка вітаюся з паном Кнайпом № 24 і заходжу по кісточки у крижану воду, точнісінько так само, як це робили пацієнти доктора Ґрюне сто років тому. Як і тоді, вода все ще лікує.

Пізніше я довідуюся, що Ґрюне Юніор був переконаним нацистом, а під час війни займав якусь високу керівну посаду.

Війна і реабілітація перетнулися в часі і просторі. Минуле по один бік, майбутнє по інший. Але минуле більше не вчить, воно капітулювало, а майбутнє невідоме, як ніколи.

Твоя батьківщина там, де твої травми, — так починається один з моїх німецькомовних текстів, який я зачитую на черговому заході, присвяченому війні. У залі четверо присутніх. Незнайома старша жінка потому підходить і каже, що її батько був есесівцем і воював в Україні, вона завжди про це знала, але сам батько ніколи нічого не розповідав. Він вже помер, залишив у спадок лише цю травму, жінці досі дуже важко з нею.

„Якщо батьківщина там, де травми, — каже вона, — то виходить, що моя батьківщина в Україні?“

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2. Spione

Genau genommen war es keine Bombe, sondern eine Mine, und ihr Ziel war der Staudamm am Möhnesee. Die Briten zerstörten den Damm 1943 in der Hoffnung, mit den Wassermassen die regionale Schwerindustrie zu treffen und die Nazis aufzuhalten. Die Industrieanlagen blieben verschont, aber die gigantischen Wassermassen rissen die Baracken mit hunderten eingeschlossener Ostarbeiterinnen ins absolute, totale und gnadenlose Nichts. Die meisten dieser armen Frauen waren Ukrainerinnen, obwohl auf den Betontafeln, die die „Befreier“ später auf den örtlichen Friedhöfen anbrachten, auf Russisch steht: „Hier ruhen Arbeiter aus Russland und Polen“.

Gegen Ende der Perestroika veröffentlichte ein deutscher Historiker in der Zeitung „Prawda Ukrajiny“ einen Aufruf an Augenzeugen, sich zu melden. Es meldete sich Darija Moros aus Kamjanezk-Podilskyj. Sie konnte sich vor den herabstürzenden Wassermassen retten und nach dem Krieg sogar nach Hause zurückkehren. Darijas Erinnerungen fanden Aufnahme in einem Buch, das neben Souvenirs am Eingang des neu errichteten Staudamms verkauft wird – bereits wenige Monate nach dem Ereignis wurde der Damm nämlich – von anderen Ostarbeitern – wieder aufgebaut.

Die Souvenirverkäuferin teilt uns mit, der Historiker sei mittlerweile verstorben und das Buch werde nicht wieder aufgelegt. Es gebe nur noch ein paar Restexemplare. Ich blättere in einem, schaue mir eingehend die Schwarz-Weiß-Fotos der Ertrunkenen an, die nach der Katastrophe noch lange von den umliegenden Feldern gesammelt wurden, ihre bläulichen Lippen, die Pflanzenfasern, die sich in ihren Haaren verfangen hatten – und lege das Buch zurück. Wo soll ich denn diese Geschichte, diesen Schmerz noch unterbringen, wenn noch der kleinste Winkel überfüllt ist?

Der Möhnesee wird täglich von Tausenden Touristen besucht. Wolfgang, seine Frau Monika und ich gehören heute dazu, aber wir sind nicht als Ausflügler gekommen, sondern eher als Kundschafter, Spione, denn wir wollen das aufspüren, was die Zeit sorgsam verborgen und bereinigt hat. Uns geht es nicht um die äußerliche Schönheit, sondern um das hässliche Innere, zu dem man in den nach den zerstörerischen Bombardierungen von den Alliierten restaurierten und wieder aufgebauten Städten im Sauerland kaum noch vordringt.  Die auf einem Felsen mitten im Wald eingravierte Inschrift „RAD“ wird man eher als Zeichen für einen Radweg als einen Hinweis auf den Reichsarbeitsdienst verstehen.

Der Anteil der in der Industrie erwirtschafteten Einkommen ist in der Region weiterhin einer der höchsten in ganz Deutschland. Hier und da schauen wundersame Fabrik- und Gewerbelabyrinthe aus den Nadelwäldern hervor, dort werden Dinge produziert, die ich auf Deutsch gar nicht aussprechen kann. Wolfgang übrigens auch nicht.

Wenn wir irgendwohin kommen, wie zum Beispiel nach Meschede, frage ich, ob die Stadt zerstört wurde. Das ist immer meine erste Frage, die ich den Deutschen stelle. Fast vollständig, sagt Wolfgang. Wie auch Neheim. Marsberg dagegen blieb verschont, weil es hier keine militärischen Objekte, sondern nur Kirchen gab.

Wolfgang weiß über alles Bescheid, angefangen beim Dreißigjährigen Krieg. Er hatte das Glück, dort bleiben zu können, woher seine Familie stammt. Als Nachfahrin einer vielmals entwurzelten Familie, die ich in einer Ödnis aufgewachsen bin, in der man zuvor andere entwurzelt und vernichtet hatte, beneide ich meinen Begleiter und bin zugleich fasziniert von seiner leidenschaftlichen Heimatkunde. Sein Augenmerk liegt auf den schmucken Fachwerkhäusern, von denen eins dem anderen gleicht. Er steht da, erfreut sich daran, kennt die Eigentümer, weiß, wie teuer die Rekonstruktion war. Wenn du jemanden siehst, der etwas liebt, verliebst du dich auch. Ich stehe also auch da und erfreue mich. In einem Haus ist jetzt ein Bekleidungsgeschäft. Dort kostet eine Damenhose 200 Euro.

Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe

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2. Шпигуни

Насправді то була ніяка не бомба, а міна, і ціллю її була дамба на Мьонезее. Британці підірвали дамбу у 1943-му році у надії, що вал води пошкодить важку регіональну промисловість і зупинить нацистів. Промисловість залишилася неушкодженою, а бараки із сотнями зачинених всередині остарбайтерок знесло гігантською хвилею в абсолютне, тотальне і безпощадне небуття. Більшість із цих нещасних жінок були українками, хоча на бетонних плитах, пізніше встановлених „визволителями“ на місцевих кладовищах, пише: здесь покоятся рабочие из Росии и Польши.
Наприкінці перестройки німецький дослідник трагедії розмістив у газеті „Правда Украины“ оголошення із закликом відгукнутися очевидців, якщо такі ще залишилися.

Відгукнулася Дарія Мороз з Камʼянця-Подільського. Їй вдалося у тій повені вижити і навіть повернутися після війни додому. Спогади Дарії подані у книжці, яка продається поруч із сувенірами біля входу на відбудовану дамбу — власне, її відбудували вже через якихось пару місяців інші остарбайтери.

Продавчиня сувенірів повідомляє, що автор дослідження помер і книжку не перевидаватимуть. У продажу залишилося кілька примірників. Я гортаю один, довго розглядаю чорно-білі світлини потопельниць, яких після катастрофи ще довго визбирували по навколишніх полях, їхні синюшні губи і бадилля, заплутне у волоссі. Потому відкладаю книжку, так і не купивши. Куди впихнути ще цю історію, ще цей біль, якщо всі пазухи переповнені?

Щоденно на Мьонезее відпочивають тисячі туристів. Ми з Вольфґанґом та його дружиною Монікою сьогодні серед них, але не як відпочивальники, а швидше як розвідники, шпигуни, бо хочемо розгледіти щось, що час ретельно приховав і зачистив. Нас цікавить не зовнішня краса, а потворна серцевина, до якої вже майже не дістатися за відреставрованими чи вибудованими наново після нищівних бомбардувань союзниками містечок Зауерланду. Промислова частка доходів у регіоні досі одна з найвищих у Німеччині. То тут, то там серед хвойних лісів вигулькують химерні лабіринти заводів та фабрик, на яких виготовляють щось, що я навіть не здатна вимовити німецькою мовою. Вольфґанґ теж.

Щойно заїжджаємо кудись, наприклад в Мешеде, я запитую, чи було містечко знищене. Це питання я ставлю німцям в першу чергу, куди б не приїхала. Майже повністю, підтверджує Вольфґанґ. Як і Негайм. А Марсберґ, приміром, практично не зачепили, бо тут не було військових обʼєктів, самі церкви.

Вольфґанґ знає все про все починаючи щонайменше з тридцятилітньої війни. Йому пощастило залишитися жити там, звідки він та його сімʼя родом. Я ж, нащадок багаторазово вирваних з корінням, яка сама виросла на пустирищі, після того, як інших звідти вирвали з корінням і знищили, заздрю своєму провідникові і водночас захоплююся його пристрасним краєзнавством. Чепурні фахверкові будиночки, всі як один, на його обліку. Стоїть, милується, знає власників, знає, скільки коштував ремонт. Коли бачиш того, хто любить, закохуєшся сам. Я теж стою і милуюся. В одному з будиночків зараз крамниця одягу. Жіночі штани тут коштують двісті євро.

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Notizen eines Stipendiums mit Hindernissen

1. Gespräche mit Wolfgang

Die Kletten fingen an zu blühen. Hätte ich je diesen Satz geschrieben, wenn ich nicht ins Sauerland gekommen wäre? Ich bin zwar mit Kletten aufgewachsen, aber ich habe nie gesehen, wie sie blühen. Hier ist der ganze Bahndamm, an dem ich morgens immer spazieren gehe, voll von aufgehenden Blüten, die wie Elefantenohren aussehen. Aus ihrem Inneren ragen Pfeile, ummantelt von unscheinbaren Blütenblättern, keck umschwirrt von großen und kleinen Insekten. Wolfgang begleitet mich heute. Bislang ist er hier mein einziger Gesprächspartner, er hat gesehen, wie ich weine. Ich bin nicht wie geplant am 1. März gekommen, um vier Frühlingsmonate im Sauerland zu verbringen, bin nicht gekommen, weil in meiner Heimat ein Krieg ausgebrochen ist. Zu dem Zeitpunkt konnte ich damit überhaupt nicht umgehen und habe die ganze Zeit geweint. Ende März hat mich Wolfgang am Bahnhof in Meschede abgeholt, in der alten Synagoge sollten eine Lesung und ein Gespräch mit mir als Stipendiatin einer der zehn nordrhein-westfälischen Kulturregionen stattfinden. Eigentlich wollten wir über etwas anderes reden. Und über einen anderen Krieg – den Krieg, den bis vor kurzem alle für beendet gehalten hatten. „Ist von dir jemand in der Ukraine?“, fragte Wolfgang. „Alle“, antwortete ich.

Drei Jahre lang habe ich in den Archiven zum Zweiten Weltkrieg recherchiert, um über die Geschichte eines Karpatenortes und seine Verheerer zu schreiben. Und jetzt ist ein anderer Krieg ausgebrochen, und obwohl ich mich nicht in der Ukraine befinde, bin ich eines seiner Opfer. Auf einmal wurde mein zusammengetragenes Wissen über das vergangene Leiden zu einem Spiegel, in dem die brutale Gegenwart ihr Abbild suchte. Ich wollte mich im Sauerland auf die Spuren der Ostarbeiter begeben. Sie hatten in Lagern gelebt, in einem davon explodierte gegen Kriegsende eine Bombe, und alle starben. Jetzt kommen hier wieder Menschen aus der Ukraine an. Als Flüchtlinge. Ich schreibe in mein Notizheft: „Ostarbeiter – Flüchtlinge aus der Ukraine“, damit ich es nicht vergesse, aber ich kriege den Zusammenhang zwischen den beiden Begriffen nicht zu fassen, und ich bin mir auch nicht sicher, ob er überhaupt existiert. Die Ukrainer finden hier schnell Arbeit, sagt Wolfgang, wahrscheinlich um mich zu trösten. Das Sauerland braucht Arbeitskräfte.

In der Stadt, in der er wohnt und in der ich meinen täglichen Spaziergang an der Bahnlinie mache, gibt es kaum Arbeitslose, es herrscht Vollbeschäftigung. Ausnahmslos alle Häuser sind weiß und haben schwarze Dächer. Das sei wichtig, sagt man mir. Eigentlich ist ja Deutschland das Land der roten Dächer, aber nicht hier.

Außer den Kletten wachsen hier Weihnachtsbäume in profitablen Plantagen, und das sei eine Katastrophe, schimpft Wolfgang, eine richtige Katastrophe. Die Bäumchen, die wir hinter der Einzäunung sehen, sind noch ganz klein, ein, zwei Jahre alt, sozusagen die jüngste Gruppe im Weihnachtsbaumkindergarten, bei denen man nicht mit Pestiziden spart. Die Bäume werden nach sieben bis acht Jahren geschlagen, direkt nach Schuleintritt. Ich sage Wolfgang, dass ich Weihnachten mag und mir jedes Jahr in Erinnerung an meine Oma einen kleinen Weihnachtsbaum kaufe, auch wenn das umweltschädlich ist. Zu Weihnachten siegt die brennende Nostalgie über den gesunden Menschenverstand und das Umweltbewusstsein.

Die hiesigen Hügel erinnern mich an die Vorkarpatenlandschaft, in der ich den größten Teil meiner Kindheit verbracht habe. Die Hügel sind träge, man sieht ihnen an, dass sie nicht weiter wachsen wollten. Wie Narben von Peitschenhieben legen sich hier und da die Schneisen der Borkenkäferkahlschläge auf die Hügel. Wegen des Klimawandels und der fehlenden Niederschläge können die Nadelbäume nicht mehr ausreichend Harz produzieren, um sich vor Schädlingen zu schützen. Die Borkenkäfer vermehren sich mit einer unvorstellbaren Geschwindigkeit: eine Milliarde Nachkommen pro Jahr.

Wolfgang zeigt auf eine Stelle im Tal, an der die Nazis in den 1930er Jahren einen Wald in Form eines Hakenkreuzes angelegt hatten. Solche Anpflanzungen waren im Dritten Reich überaus populär. Nach dem Krieg hat man versucht, den Wald zu entnazifizieren, in dem man an manchen Stellen Bäume schlug und an anderen aufforstete. Schließlich sahen die Umrisse des Waldes aus wie ein einohriger Hase. Obwohl die Geschichte lustig ist, kommen mir wieder die Tränen, denn die russischen Panzer, die die ukrainischen Städte zerstören und die Zivilbevölkerung töten, tragen ähnliche Zeichen. Die Zeit wird vergehen, der Rausch verfliegen, und irgendwann wird man versuchen, Putins Halbswastika, die jetzt Verwüstung und Tod bringt, zu tilgen, zu verändern, zu überdecken, bis sie sich in etwas vollkommen Unschuldiges verwandelt. Doch nicht alle werden diesen Moment erleben, nicht alle können verzeihen, nicht alle vergessen.

Zwei Kriege – der vergangene und der aktuelle – laufen in dieser stillen Gegend mit den schwarzen Dächern vor meinem inneren Auge ab. Jede Einzelheit löst einen Sturm von Assoziationen aus. Wolfgangs Vater war bei der Wehrmacht und hat in der Gegend von Odessa gedient. Er hätte, so hat er felsenfest behauptet, während des gesamten Krieges nicht einen einzigen Schuss abgefeuert, er sei ja Meldereiter gewesen. Ich möchte das gern glauben und Wolfgang auch. Er sagt, in der hiesigen Schule gäbe es schon zwanzig ukrainische Kinder aus geflüchteten Familien. Sie sind hier gut aufgehoben, betont er noch einmal, wahrscheinlich um mich zu trösten. Am Ende unserer Wanderung gehen wir – wie es sich gehört – auf den Friedhof. Irgendwo am Rand müssen die Gräber der Ostarbeiter sein. Wir suchen und finden sie. Acht Betonplatten, Frauen und Männer, ihre Namen sind fehlerhaft geschrieben, die meisten enden auf das für ukrainische Familiennamen typische „ko“. Sie haben nicht lange gelebt, ihr Todesjahr ist 1942-43. Zu Hause hat man umsonst auf sie gewartet.

Die Opfer des vergangenen Krieges und die Opfer des heutigen Krieges kreuzen sich an einem Ort. Zum letzten Mal, ich bin mir sicher, weil eine ach so unvollkommene Welt wie unsere nun mal nicht endlos Ungerechtigkeit auf Ungerechtigkeit schichten kann.

Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe.

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Нотатки стипендії під час війни

1. Розмови з Вольфґанґом

Зацвіли лопухи. Чи я колись написала б це речення, якби не приїхала до Зауерланду? Хоч сама я виросла серед лопухів, ніколи раніше не бачила, щоб вони цвіли. А тут цілі узбіччя залізничної колії, вздовж якої я щоранку прогулююся, вкриті заквітлими, схожими на слонячі вуха, листками. Із їхніх серцевин стирчать стріли, обліплені непоказними ромашками, а навколо жваво кружляють комахи, великі й малі. Вольфґанґ сьогодні мене супроводжує. Поки що він мій єдиний тутешній співрозмовник, і він бачив, як я плачу. Я не приїхала першого березня, як планувалося, щоб провести у Зауерланді чотири весняні місяці, не приїхала, бо в моїй країні почалася війна. Тоді я ще не знала, як із цією війною жити і безперервно плакала. У кінці березня Вольфґанґ зустрів мене на вокзалі в Мешеде, де у старій синагозі мало відбутися читання і розмова зі мною, гостею одного з десяти культурних регіонів Північного Райну-Вестфалії. Розмовляти ми мали геть про інше. І про іншу війну — ту, яку всі донедавна вважали завершеною.  „У тебе є хтось в Україні?“, спитав Вольфґанґ. Я відповіла, що всі.

Три роки я досліджувала в архівах Другу світову, щоб написати історію прикарпатського містечка і його катів. А тепер прийшла інша війна, і я, хоч фізично я не в Україні, сама опинилася серед її жертв. І всі мої накопичені знання про давно минулі страждання раптом стали дзеркалом, в якому криваве теперішнє шукає свій відбиток.
У Зауерланді я мала намір пройтися слідами остарбайтерів. Вони жили в таборах, у один з яких наприкінці війни влучила бомба, і всі загинули. Тепер українці знову сюди їдуть. Як біженці. Щоб не забути, я записую в блокнот „остарбайтери — біженці з України“, хоч ще не можу вловити звʼязок між цими поняттями і не впевнена, що він тут узагалі є. Українці легко знайдуть роботу, каже Вольфґанґ, ймовірно, щоб мене втішити. Зауерланд потребує робочої сили.

У містечку, де він живе і де я щодня прогулююся вздовж колії, немає жодного безробітного, зайнятість сто відсотків. Будинки всі без винятку білі, з чорними дахами. Це важливо, чую, бо переважно Німеччина країна червоних дахів.

Окрім лопухів тут ще ростуть комерційні плантації різдвяних ялинок, і це катастрофа, скаржиться Вольфґанґ, справжня катастрофа. Деревця, які ми бачимо за огорожами, ще зовсім маленькі, одно-дволітки, така собі ялинкова ясельна група, щедро підгодована пестицидами. Ялинки зрубають через сім-вісім років, щойно ті підуть у початкову школу. Я відповідаю, що люблю Різдво і щороку, хоч це не екологічно, купую невелике деревце у памʼять про свою бабусю. На Різдво пекуча ностальгія перемагає в людях здоровий глузд і турботу про довкілля.

Взагалі тутешні пагорби дуже нагадують мені прикарпатські, серед яких я провела більшу частину свого дитинства. Пагорби ліниві, бо очевидно, що вони просто не захотіли рости вище. Де-не-де по схилах, немов шрами від канчука, вже прокотилися вимушені вирубки лісів через нашестя жуків-короїдів. Внаслідок зміни клімату і браку дощів хвойні дерева більше не здатні виробляти достатньо смоли, щоб захищатися від шкідників. А жуки-короїди розмножуються зі швидкістю, яку людина не здатна собі уявити: один мільярд нащадків за рік.

Вольфґанґ показує рукою місце в долинці, де місцеві націонал-соціалісти у 1930-х висадили лісок у формі свастики. Подібні насадження були популярні у Третьому Райху. Після війни лісок намагалися денацифікувати, щось вирубавши, щось досадивши. У результаті його обриси почали нагадувати одновухого зайця. Попри всю кумедність історії я знову трохи плачу, бо схожі за своєю суттю знаки тепер майорять на російських танках, які знищують українські міста і вбивають цивільне населення. Мине час, дурман розвіється, і половинчасту недосвастику путінського режиму, яка зараз несе спустошення і смерть, теж намагатимуться стерти, змити, приховати, аж поки вона не перетворяться на щось зовсім безневинне. Але не всі доживуть до того моменту, не всі зможуть вибачити, не всі забудуть.   

Дві війни, та що минула, і та, що триває, паралельно транслюються у моїй свідомості у цьому тихому краю чорних дахів. Кожна деталь породжує бурю асоціацій. Батько Вольфґанґа служив у вермахті десь під Одесою. Він клявся, що за всю війну не випустив жодної кулі, бо був звʼязковим. Я хочу в це вірити і Вольфґанґ теж хоче. Він каже, що в місцевій школі вже навчаються двадцять українських дітей з родин вимушених переселенців. Їм тут добре, повторює, ймовірно, щоб мене втішити. Наприкінці нашої мандрівки, як і годиться, заходимо на кладовище. Десь на околиці повинні бути могили остарбайтерів. Шукаємо, знаходимо. Вісім бетонних плит, жінки, чоловіки, їхні прізвища написані з помилками, більшість закінчуються на типово українське -ко. Прожили мало, рік смерті 1942-43. На них так ніхто ніколи й не дочекався в Україні. 

Жертви минулої війни і жертви теперішньої пересіклися в одному місці. Востаннє, я переконана, бо навіть такий не найкращий зі світів, яким є наш, не здатен нашаровувати несправедливість безкінечно.

Таня Малярчук

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