Mehr Innenleben und hoffentlich kein Kultur-Limbo
1. September 2014
Wer am Samstag auch nur in die Nähe des Frankenberger Viertels kam, wusste, dass irgendetwas im Gange war. Schließlich strömten um die Mittagszeit von allen Ecken und Enden die Menschen zum Herzen des Viertels: der Frankenberger Burg. Die ist ja tatsächlich schon immer das Herzstück dieses Quartiers gewesen, blieb aber viele Jahre nur eine reine Kulisse für Grillabende im Park oder Spaziergänge in Richtung Moltkepark. Eine schöne Kulisse durchaus, aber eben mit sehr eingeschränktem Innenleben.
Das soll nun anders werden, sind die großen Versprechen des Vereins „Die Frankenb(u)erger“. Seit Jahren schon bemühen sie sich um das Viertel und nahmen sich eben auch der Frankenburg an. Seit Herbst 2013 wurde darin gewerkelt, saniert, umgebaut, der Brandschutz erneuert und für Barrierefreiheit gesorgt. Am Samstag dann war die große Eröffnung.
Fein herausgeputzt präsentierten sich die wunderschönen Räume in dem – doch gar nicht mal so kleinen – Gemäuer. „Dieses Gebäude schreit ja geradezu danach, belebt zu werden“, sagte Vereinsmitglied Inge Klusemann. Und genau das haben sie vor – vor allem mit Kultur. Kleine Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und Theater finden dann im mittelalterlichen Flair des Innenhofs oder den größeren Zimmern der Burg statt. Außerdem sollen einige Räume als Büros vermietet, andere für Feiern zur Verfügung gestellt und im Hochzeitszimmer geheiratet werden. Und der Verein sucht nach einem passenden Gastronom, damit die Burg auch wirtschaftlich langfristig auf eigenen Beinen stehen kann.
Besonders vielversprechend fand ich am Samstag das Programm. Und das war vor allem eins: sehr üppig. Wäre besseres Wetter gewesen, hätte man ohne Probleme einen Tag Festival-Feeling im Park aufkommen lassen können. Von Musik, über Akrobatik bis Sport und Lyrik konnte man sich an allen Ecken und Enden berieseln lassen. Sogar im höchsten Raum der Burg, dem wunderschönen Dachzimmer mit seinen freigelegten Balken wurde musiziert: unter dem sympathischen Namen „Balkenbeats“ (statt Balkanbeats). Natürlich musste für das Familienviertel der Stadt, der Kinderstube Aachens, auch Programm für die Kleinsten her. Das gab es: Kinderschminken, einen Clown, Schülerzirkus, ein Mini-Kettenkarussel. Das Übliche also. Was mich aber am meisten überraschte, war der Chillout-Bus, der schon beim Lothringair im Einsatz war, und jetzt auf der Burgwiese parte. Der Doppeldeckerbus hat kein Dach – dafür stehen obenauf Bands mit ihrem Equipment und können die Besucher beschallen. Genau das finde ich einen super Schritt des Vereins, der offenbar das jüngere Klientel mit den Studenten nicht vergisst. Denn das ist gar nicht mal so selbstverständlich in Aachen, finde ich. Genau deshalb bin ich umso gespannter, ob der Verein die Messlatte, die er sich doch recht hoch gesetzt hat dauerhaft hoch hält, oder in der Burg bald Kultur-Limo getanzt wird.
Aber was ich am Samstag gesehen habe, stimmt mich ziemlich zuversichtlich!