Meine erste Woche auf Instagram oder: Tag 5. Die Cityenten

Mittlerweile habe ich über 100 sogenannte „Abonnenten“ oder in cool: Follower.  In mir duellieren sich zwei ungute Gefühle. Das eine sagt mir: „Du musst diese Leute jetzt unterhalten. Schreib etwas Witziges.“ Das andere hat ein schlechtes Gewissen: „Bring die Leute doch nicht dazu, noch mehr Bullshit zu lesen. Sie sollen wandern, Fahrrad fahren, spazieren, Oma mal wieder anrufen, ein gutes Buch lesen, egal.“ Ich schiebe den Gedanken zur Seite, sage mir: Vielleicht lesen die das alle auf Arbeit, oder Home office, wie auch immer, auf jeden Fall, wenn sie eh nicht vom Rechner weg können.

Ich recherchiere. Mein Instagram-Ratgeber sagt: Die meisten sind abends online.

Na gut. Sind ja selbst schuld. Ich sollte also etwas posten. Aber was?

Naja, reicht ja wohl heute Abend auch noch. „Eh viel vernünftiger“, lobt mich mein innerer Schweinehund, „da sind ja sowieso viel mehr online.“

Ich bin müde. Es ist Mittwoch. Ich denke an die alte Seminarweisheit: In der Mitte der Woche ist immer ein Tief.

Abends setze ich mich vor das pinke Rechteck. Schon fast hypnotisch, denke ich, haben sie das kreiert. Wie ein Strudel, der einen immer, immer tiefer zieht. Währenddessen versuche ich meine Story zu bearbeiten. Es geht nicht. Ich fühle mich wie meine Mutter beim Versenden ihrer ersten Mails. Warum kann man den Mist nicht bearbeiten? Meine Schriftzüge auf dem hochgeladenen Foto sind überdimensional und auf dem Kopf. Ich stöhne. Wo bin ich da gerade wieder draufgekommen. Es sieht aus, als hätte sich ein Kind zum ersten Mal bei Paint ausgetobt. Ich hasse diese Storys. Egal. Ich gebe nicht auf. Ich drücke wild auf mein Display. Symbole gehen auf. Oh, Musik. Denke ich. Cool. Ich sollte mein Foto mit Musik hinterlegen. Ich klicke drauf. Wähle ein Lied aus. Dann kommt das Standbild. Mein Handy hängt. Es lässt sich nicht einmal ausschalten. Na toll.

Ich bin frustriert.

Ich gehe Fahrrad fahren.

Oh. Sind das etwa Enten.

Mein Herz beginnt schneller zu schlagen.

Ich liebe Enten.

Ja, tatsächlich. Ein Pärchen chillt zwischen dem Fressnapf-Store und einer Imbissbude an der Hauptstraße…

…und beobachtet Autos.

Richtige Cityenten eben!

Vielleicht vom Hammer Preis angelockt…

…oder doch eher vom Miniteich.

Ein Herz für Tiere.

Yeah.

Die Cityenten und ich beobachten noch ein bisschen Autos.

Dann geht die Sonne unter und ich heim.

Ich bin wieder glücklich.

Merke: Wenn alles doof ist, Handy aus und raus, z.B. zu den Düsseldorfer Cityenten.

Probierts mal aus!

 

 

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